Teil 29

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Lindsay Evans:

Trübsinnig blickte ich mich in meinem Zimmer um. Inzwischen war es Freitag. Das Wochenende stand also vor der Tür. Nichts widerstrebte mir jedoch mehr, als die freien Tage eingesperrt hier in diesem Zimmer zu verbringen. Die ungemachten Hausarbeiten. Der Fleck an der Decke. Der Scherbenhaufen an der Wand. All diese Dinge schien mich auszulachen und erinnerte mich auf eine schmerzhafte, subtile Art an meine Situation.

Eigentlich erinnerte mich die ganze WG an all das, was ich verdrängen wollte. Nicht nur mein Zimmer, sondern auch die Küche, der Gang, alles barg Erinnerungen an Momente zusammen mit ihm. Zusammen mit Kato. Die Fotos an der Wand, die Lederjacke, die am Eingang hing, die unordentliche Küche, das Fach im Kühlschrank, ja sogar die verdammte Eckbank erinnerte mich an ihn. Die leisen Gespräche, die ich zwischen Rixa und Alekto überhörte, machten die Sachen auch nicht besser. Noch weniger half, dass ich ihnen und auch Kato wohl oder übel in der Wohnung begegnete. Zwar verschwand ich so schnell ich konnte und redete auch mit niemanden, zumindest wenn man die wenigen Sätze nicht mitzählte, die ich mit Kato gewechselt hatte, als ich ihn im Gang getroffen hatte oder ihm die Bilder zurückgegeben hatte, doch trotz allem verletzte es mich jedes Mal nur ihre Stimmen zu hören. Es tat einfach nur weh.

Und es wurde einfach nicht besser. Ich brauchte unbedingt eine Auszeit! Ich konnte das alles nicht mehr! Vielleicht würde es besser werden, wenn ich einfach mal für kurze Zeit von hier wegkam. Es war Wochenende. Ich könnte mit dem Auto nachhause fahren. Ich schluckte, als ich daran dachte, dass Kato sogar auf dieses kleine Detail Einfluss hatte. Ohne ihn würde ich nicht mal aus der Parklücke kommen.

Ich ballte meine Fäuste. Tief atmete ich durch. Ich würde mich davon nicht unterkriegen lassen.

Kurzentschlossen rief ich Sam an.

„Hey, Lindsay, na wie geht's?", meldete er sich.

Ich seufzte. „Ganz ehrlich, nicht besonders gut." Sam fiel in mein Seufzen ein. „Kato?", fragte er nur und ich nickte, bevor mir klar wurde, dass er das ja nicht sehen konnte. „Mmmm", murmelte ich daher.

„Kannst du diesen Kerl nicht einfach vergessen? Er ist es nicht wert, dass du so am Boden bist!" „So einfach ist das nicht!", erwiderte ich.

Kurze Zeit war es leise am Telefon, dann hörte ich Sams leise Stimme: „Ich weiß! Ich wünschte es wäre es!"

„Ich auch", murmelte ich.

Kurz war es wieder still, dann sagte ich: „Ich glaube ich brauche einfach dringend mal Abstand. Die letzten Tage waren schrecklich. Es macht mich fertig ihm, Rixa oder Alekto in der Wohnung zu begegnen! Und selbst wenn wir uns nicht sehen, hasse ich den Gedanken, dass sie nur wenige Meter neben mir sind. Deswegen rufe ich auch an. Ich überlege, ob ich fürs Wochenende nach Hause fahre. Mom meinte zwar vor ein paar Tagen zu mir, dass sie und Anna bei Katos Vater sind, aber dahin will ich nicht."

„Aber dann bist du ja ganz allein!", warf Sam ein.

„Das macht nichts! Vielleicht ist etwas Ruhe sowieso gut."

„Du weißt, dass du auch jederzeit zu mir kommen könntest oder zu Emma und Kylie. Wir hätten damit kein Problem."

Sam hatte dies nun schon mehrmals angeboten und auch Emma und Kylie hatten mir vorgeschlagen zu ihnen zu kommen, doch ich wusste, dass meine Freunde sehr wenig Platz in ihren Wohnungen hatten und ich wollte ihnen auf keinen Fall zur Last fallen.

„Danke für das Angebot, aber ich glaube, ich will einfach nur nach Hause", sagte ich deshalb. Sam seufzte. „So sehr mir auch der Gedanke missfällt, dass du dann alleine bist, verstehe ich es."

Kato & LindsayWhere stories live. Discover now