10. Kapitel

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Freitag 6:30 Uhr

,,Frau Yanmaz!"

Erschrocken wache ich schlaftrunken auf und versuche herauszufinden wo ich bin. Eine zu hohe Stimme hat mich wach geweckt. Ich reibe mit meinen Händen an meinen Augen, um sie offen zu lassen. Aber da ich so müde bin schliessen sie sich von alleine. Ach du Scheisse! Mein Rücken, meine Hand und mein Fuß brennen wie die Hölle. Ich wurde sie so gerne unters kalte Wasser legen, aber die ganzen Verbände sind nun mal da. Wenn die Verbände weg sind mache ich das. Aber warum brennt es denn so? Die Verkrampfung an meinen Schultern tut mir im Moment mehr weh. Oh man. Ich bin so dumm. Ich bin auf dem Bett von Bolat eingeschlafen. Und das noch im Sitzen. Ich habe doch schon Schmerzen dort, wieso achte ich nicht auf mich verdammt? Das hast du davon Efsane. Selbstschuld. ,,Hören Sie mir überhaupt zu?" höre ich die bekannte Stimme und versuche aufzustehen. Was mir aber mit den ganzen Verbrennungen und Schmerzen fallt. Mit halbgeöffneten Augen gucke ich zur gleichen Ärztin, die mich und Bolat verarztet hatte. Ihre Hande hat sie an ihren Hüften abgelegt und guckt mich sauer an. Schuldig kratze ich mich am Hals und gucke sie entschuldigend an. ,,Sorry..." Sie atmet nacheinander hörbar aus und versucht sich zu beruhigen. Mit ihrem Zeigefinger zeigt sie zur Tür. ,,Raus hier! Raus!" sagt sie fast schreiend. Kurz gucke ich noch zu Bolat, nur um zu sehen das er noch schläft. Gut. Ich dachte er wurde wegen ihrem Ton auwachen. Aber zum Glück war dies nicht der Fall. Bevor ich raus gehe gucke ich noch kurz zu ihr, aber verschwinde schnell als sie mich so anguckt, als ob sie mich jeden Moment umbringen. Was ist mit der den falsch? Ärzte sollten nicht so gereizt sein. Ja okay, was ich getan habe war nicht richtig, aber das war nicht mit Absicht.

Noch etwas müde laufe ich zu meinen anderen Brüdern zurück. Hakan hat sich zwischen Halil und Muso gesetzt, um wahrscheinlich das Sitzkissen fur die Beiden zu sein. Muso hat seinen Kopf auf den rechten Oberschenkel von ihm abegelegt und schläft. Halil hat seinen Kopf auf den linken Oberschenkel abgelegt und schläft auch. Hakan hat sein Gesicht nach vorne gebeugt und schnarcht leise vor sich hin. Von Suat fehlt jede jegliche Spur. Was mir aber nichts ausmacht. Es ist nett von ihm hier her zu kommen. Aber in seiner Nahe fuhle ich mich unwohl. Es gibt keinen genauen Grund für meine Unwohlkeit, ich hab nur so ein komisches Gefühl in mir. Ich will ihn einfach nicht in meiner Nähe. Ich setzt mich auf die Bank, die vor der Bank steht auf der meine Brüdern schlafen. Es ist noch so früh. Aber an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Gestern- besser gesagt heute- konnte ich auch nur schlafen, weil ich erschöpft war. Sonst könnte ich in dieser Situation nicht mal meine Augen für mehrere Minuten schliessen.

Ich drehe meinen Kopf nach links, nur um die zwei Männer von Gestern zu sehen. Sie stehen wie Statuen da und klimpern nicht mal mit den Wimpern. Ich sehe, dass der eine Mann ganz kurz in meine Richtung schaut und danach ein Handy raus holt. Er tippt irgendwas für paar Sekunden und packt es wieder ein. Die beiden haben so wie es aussieht, die ganze Nacht nicht geschlafen. Interessiert mich aber nicht. Ich würde darauf wetten, dass dieser Mann Bescheid gegeben hat das ich wach bin. Bestimmt. Ich sehe zu wie der Mann, der gerade eben noch was getippt hat, sein Handy wieder raus holt, etwas durchliest, nochmal tippt, es einpackt und danach weg geht. Der andere Mann bleibt aber hier.
Da es mich nicht mehr juckt, lege ich mich rücklings auf die ganze Bank und schliesse meine Augen, obwohl ich weiß, dass ich nicht einschlafen werde.

Nach paar Minuten höre ich neben mir ein Räuspern. Wer auch immer du bist, lass mich in Ruhe. Weitere Sekunden vergehen und schon wieder höre ich ein Räuspern. Ich öffnen nur mein rechtes Auge und sehe wie der Mann, der gerade eben noch wegging, mit drei Meter Entfernung zu mir guckt. Nicht ganz zu mir. Eher gesagt die Wand links hinter mir. ,,Was?" Er streckt seine Hand, in der er eine Flasche Wasser hat, zu mir aus und will das ich sie nehme. Ich schüttel nur den Kopf und will mein Auge wieder schliessen, aber dann höre ich zum ersten Mal seine etwas tiefe Stimme. ,,Lütfen Bayan. Bir, iki yudum için." ( Bitte 'Dame'. Trinken Sie eins, zwei Schlücke.) bittet er. Sein Blick ist immernoch an die Wand gerichtet während er spricht. ,,Istemiyorum." ( Ich will nicht.)  sage ich abweisend und schliesse mein Auge wieder. Wer weiß was da er in die Flasche rein gemacht hat... Ich trinke das nicht. Vielleicht hat er Schlaftabletten rein gemacht. Oder irgendwas giftiges. Plötzlich spüre ich eine Kälte. Eine Kälte die jeder, der in diesem Flur ist spürt. Ich höre wie der Mann neben mir stark schluckt. Mich überzieht eine Gänsehaut, bei so einer Kälte. Schon wieder. Schon wieder hat er geschafft mir eine Gänsehaut zu verpassen, obwohl ich ihn nicht gesehen habe. Schritte. Schnelle Schritte. Ich höre wie er diese schnellen Schritte näher kommen und in meiner Nähe stehen bleiben. Immernoch liegend öffne ich nicht meine geschlossenen Augen. Ich will ihn nicht sehen. Seinen brennenden Blick spüre ich auf meinem ganzen Körper.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt