36.Kapitel

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[Kann man deinen Hals küssen?]

Montag, 10:12 Uhr

Ich nehme noch die letzten Schlücke aus der Flasche und lege sie auf den Tisch zurück. Endlich, fertig. Ich streiche mir kurz über meinen vollen Bauch und bin dank dem fantastischen Frühstück satt. Komischerweise hatte ich nach dem Aufstehen einen großen Hunger, was ich seit längerer Zeit nicht mehr hatte. Betül Teyze's Frühstück war sehr köstlich. Ich stehe langsam auf und laufe seufzend etwas im Wohnzimmer rum.

Gestern Abend war es...wirklich sehr komisch. Mehr als komisch. Atakan so zu erleben ist wirklich schlimm. Ich spüre, wie mein Herz schneller gegen meine Brust schlägt, als ich daran denke. Nicht wegen einem bestimmten Gefühl oder so. Auf keinen Fall. Seine roten Augen sind der Grund dafür. Nicht mal das mit dem Wand einschlagen hat mir so viel Angst gemacht wie diese roten Augen. Er war so sauer wie noch nie. Hätte mich nicht gewundert, wenn er mich geschlagen hätte. Ehrlich gesagt, bin ich dankbar dafür, dass es nur beim groben Anfassen geblieben ist. Pff. Wo ist eigentlich die mutige Efsane hin? Die Frau, die Männern eine Lektion erteilt, wenn sie einer Frau die Hand heben? Dann sagt Eda noch, dass sie mein Selbstbewusstsein bewundert. Ich verstehe es nicht. Wo bin ich selbstbewusst? Nachdem wir gestern noch paar Minuten auf dem Bett saßen, hat er sich hingelegt und ist eingeschlafen. Da wir nicht in einem Bett schlafen werden, habe ich es mir deshalb auf der Couch gemütlich gemacht. Ich bin später als er eingeschlafen, aber früher aufgewacht. Auch als ich umgezogen das Zimmer verlassen habe, hat er geschlafen.

,,GÜNAYDINNN." (Guten Morgen.) höre ich plötzlich die laute  Stimme von Osman und drehe mich, ehe ich in sein grinsendes Gesicht blicke. Dieser Typ. Dieser Typ hat immer gute Laune. ,,Yenge? Was geht ab?" fragt er freudig und zieht seine Sonnenbrille aus. Als ich ihn kurz betrachte, sehe ich, dass er heute eher einen lockeren Style hat und kein bisschen zeigt, dass er in einer Mafia arbeitet. Eine normale hellblaue Hose mit einem weißen Shirt. Mit seiner positiven Ausstrahlung kann man niemals behaupten, dass er in krumme Geschäfte verwickelt ist.
,,Gut, Osman. Dir?" antworte ich und laufe etwas näher zu ihm. ,,Ganz und gar nicht gut! Und auf dich bin ich sauer nur damit du es weißt." sagt er, macht einen gespielten wütenden Blick und lässt mich ihn fragend angucken. ,,Wieso denn? Was habe ich denn getan?" ,,Das fragst du noch?" Arrogant wirft er seine nicht vorhandenen langen Haare nach hinten und verschränkt seine Hände vor seiner Brust. Ich merke, dass er versucht nicht gleich los zu lachen und kann nicht verstehen, was los mit ihm ist. ,,Lass das arme Mädchen in Ruhe und verstöre sie nicht wegen deinen behinderten Problemen." kommt diesmal die genervte Stimme von Lale in meine Ohren und lässt mich kurz lächeln. Empört schnappt er nach Luft und guckt zu Lale, die gerade den Raum betritt und zu mir rüber läuft. Wow. Ihr hellblaues Sommerkleid mit tiefen Ausschnitt steht ihr sehr. Sie sieht sehr hübsch aus. Ob die extra die gleiche Farbe angezogen habe? Süß.

Sie zieht mich in eine Umarmung, die ich freudig erwidere. ,,Behinderten Probleme? Wie bitte? Das ist ein ernstes Problem." entgegnet Osman und guckt immernoch ernst. Ein ziemlich genervtes Schnauben verlässt ihren Mund, bevor sie ihn nicht mehr beachtet und sich am Frühstückstisch bedient. Sie greift nach einer Olive und nimmt sie in ihren Mund. Leicht ziehe ich die Brauen zusammen, als ich erst jetzt ihr blasses Gesicht erkenne. Ist sie etwas krank?
,,Soll ich dir sagen was ein ernstes Problem ist? Dein beschissenes Alkoholproblem." Ich ziehe die Luft ein und fühle mich etwas unwohl. Ich will den beiden nicht beim streiten zuhören. ,,Das auch, aber wichtiger ist es, dass mein Schatz mir heute Morgen keine Guten Morgen geschrieben hat." erwidert er und guckt zu mir rüber. ,,Dein Schatz?" ,,Atakan..." murmelt Lale kopfschüttelnd und setzt sich angestrengt auf ein Stuhl. Ach so. Atakan schreibt ihm Guten Morgen Nachrichten? Kann ich nicht glauben. Ich presse die Lippen zusammen um nicht zu lachen. So wie er da gerade steht, mich so anguckt ist das wirklich schwierig. ,,Ich gehe jetzt nach oben und hoffe, dass ich ihn nicht nackt im Bett auffinde." Ich schließe meine Augen und höre Schritte, was heißt, dass er den Raum verlässt. Dieser Typ ist wirklich...wie soll ich sagen...einfach Osman.

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