45.Kapitel

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,,Yikilmadim. Ayaktayim. Dertlerimle Baş Başayim."

,,Das Leben ist so schwer. Ich habe das Gefühl, dass ich in einem Meer schwimme.  Das Problem dabei ist: Ich kann nicht schwimmen. Wie lange kann ich es aushalten, bevor ich ertrinke?" Nehme einen Schluck aus der Red Bull Dose, bevor ich weiterrede. ,,Im Moment bin ich unter Wasser und versuche an die Luft zu kommen. Schaffe es aber nicht." Gedankenverloren gucke ich das Meer vor mir an und lege den Kopf in den Nacken.

,,Genau in dem Moment, in dem du denkst, dass du sterben wirst und nicht raus schaffen wirst, wird es zwei Möglichkeiten für dich geben. Die Erste: Eine Hand wird dich hochziehen und dir helfen. Diese Hand würde dann dein Leben ändern." Drehe mein Kopf nach rechts, ehe ich in das Gesicht von der älteren Frau angucke. Wird es so eine Hand jemals in meinem Leben geben? ,,Was ist die zweite Möglichkeit?"
,,Du stirbst einfach. Kein Mensch wird dir dann helfen." Hm. Hört sich doch ganz gut an.

Die ältere Frau steht langsam auf und betrachtet mich kopfschüttelnd. ,,Ach Kindchen. Wer ist der Grund für deine roten, schönen Augen?" Ohne groß darüber nachzudenken, antworte ich ihr. ,,Mein Mann." antworte ich betrübt. Sie guckt über meine Schulter und ihre Lippen verzieren sich zu einem kleinen Lächeln. ,,Dieser hübsche Mann dort?" Atme tief aus und nicke. ,,Hübsch, aber einer der ekelhaftesten Menschen, die ich kenne." Sie legt eine Hand auf meine Schulter, bevor sie auf sie klopft. ,,Liebend gerne würde ich mich weiter mit dir unterhalten, aber meine Kinder warten auf mich." Ich setze mich auf und gucke sie dankend an. ,,Danke für Alles." bedanke ich mich müde und sie läuft langsam weg. Verschränke meine Arme vor meiner Brust und schließe die Augen.

Die Freundschaft mit Hassan ist beendet. Dank Atakan. Mein Brüder sind wieder im Internat. Dank Atakan. Und ich fühle mich alleine. Dank Atakan. Alles Dank ihm. Off.
Im Moment sitze ich auf einer Bank und genieße den mittelstarken Wind. Graue Wolken haben sich gebildet und kündigt das gleich kommende Unwetter an. Vorhin, also vor Hassans Wohnort, bin ich einfach weggerannt. Ich war so verdammt wütend auf Atakan. Bin ich immernoch, aber jetzt habe mich unter Kontrolle. Ob Atakan mich danach alleine gelassen hat? Natürlich nicht. Er ist mir auf Schritt und Tritt gefolgt, erst vor paar Minuten hat er mich endlich alleine gelassen und macht irgendwas hinter mir. Wills auch nicht wissen. Ich brauche Ruhe vor ihm. Ich brauche eine Auszeit von allem. Eine Auszeit, um zu atmen und meinen Kopf zu sammeln. Dieser Stress den ich zur Zeit um meine Ohren habe ist kaum auszuhalten.

Spüre die ersten, kleinen Tropfen auf mir und sehe sie auf meinem Jogginganzug. Nichts und niemand kann es schaffen, dass ich hier jetzt aufstehe. Ich will unter dem Regen bleiben und nichts anderes. Lege den Kopf in den Nacken und strecke meine Zunge heraus, um den Regen zu schmecken.
Als ich klein war durfte ich das nie. Mein Baba hätte mir das nicht erlaubt.

Soll ich dir gleich noch ein Eis kaufen, dann kannst du ja den ganzen Männern zeigen, wie du mit deiner Zunge lecken kannst?

Von alleine schließt sich mein Mund und ich knirsche mit den Zähnen, als ich an seine Worte und an sein provozierendes Ausdruck in seinem Gesicht denke. Habe sowas seitdem mein Vater verschwunden auch nicht gemacht. Die Angst, das er doch aus irgendeiner Ecke auftaucht hat sich in mich zu sehr geprägt. Bis heute...

Höre Schritte von hinten, was mich die Augen verdrehen lässt. Keine Sekunde später steht links von mir ein Atakan mit einer weißen Tüte in der Hand. ,,Hadi, Efsane. Gidiyoruz." (Wir gehen.) sagt er neutral und macht eine Handbewegung, die darauf deutet, dass ich aufstehen soll. Ich habe ihn die ganze Zeit ignoriert und will es auch weiterhin tun. Einen Scheiss werden wir machen. Er soll gehen, ohne mich. Rutsche mehr auf die andere Seite von der Bank und der Regen wird stärker. Meine Kleidung wird schon durchnässt und Atakan wird ungeduldiger, weshalb ich rasch aufstehe. ,,Geh du. Ich werde nicht mitkommen!" rufe ich laut und ehe er was sagen kann, drehe ich mich um und laufe mit schnellen Schritten weg.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt