52.Kapitel

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[Unbewusst heilst du meine Wunden.]

Atme tief aus und öffne die Augen wieder, um in seine zu gucken und mich zu beruhigen. Monoton werde ich von ihm angeschaut und erkenne eine leichte Überraschung in seinen Augen. Bleibe vorerst still und streiche meine Haare hinter meine Schultern. ,,Mein Vater ist der Grund für Alles." Auf jeden Fall werde ich ihm keine genauen Details von den ganzen Vorfällen erzählen. Dafür ist es viel zu früh. Lehne mich an die Bank und spüre plötzlich seinen Arm um meine Schulter. Er zieht mich zu sich und ich blicke langsam zu ihm hoch. Er legt eine Hand auf meine Wange und zeigt mir somit, dass er an meiner Seite ist. Für mich da ist. Mir zuhört. Mich schützt. Lehne meine Stirn an seine Schulter und spüre, wie er mir einen Kuss auf den Kopf gibt.

,,Mein Vater, war nicht der beste Vater. Er...hat Sachen getan, die ein Vater nicht machen sollte und hat nicht die Sachen gemacht, die ein Vater machen sollte." Mein Hand greift nach seinem Shirt und haltet sich daran fest. Atme laut ein. Spüre seinen Mund an meinem Ohr, schließe meine Augen. ,,Hat er dich falsch angefasst?" fragt er leise und mit einem bedrohlichen Unterton. Sachte schüttele ich mit dem Kopf. Eigentlich schon. Aber ich weiß in welchem Sinne er es meint. In dem Sinne zum Glück nicht. ,,Ich will wirklich darüber nicht jetzt sprechen, Atakan." sage ich ehrlich und hebe meinen Kopf, um in seine dunkeln Augen zu schauen. Er nickt verständnisvoll und greift nach seiner Red Bull Dose. Während er mehrere Schlucke nacheinander trinkt, nehme ich nur einen und lege die halbvolle Dose rechts von mir. Wir bleiben in der gleichen Position, weshalb ich mich mehr an ihn schmiege und meinen Kopf auf seine Schulter ablege. Meine rechte Hand streichelt kurz seinen Oberschenkel und lasse sie dann dort ruhen.

,,Willst du noch was lernen?" fragt er mit gesenkter Stimme. Hm. Soll ich es ihm sagen? Ja. Ja, dass sollte ich. Er würde mir dabei helfen. ,,Ich würde gerne auch noch lernen, wie man ein Auto fährt." ,,Wieso?"
,,Schon seit ich klein war, hatte ich großes Interesse an Autos. Früher, als wir in Deutschland gelebt hatten, war nebenan an unserem Haus eine Werkstatt. Täglich wäre ich dahin gegangen und hätte so gut es geht, den Mitarbeitern geholfen. Viel konnte ich nicht machen und als dann die Werkstatt einen anderen Besitzer hatte, durfte ich nie wieder dahin gehen und mithelfen." erzähle ich ihm und erinnere mich an die Tage, als wäre es gestern gewesen. ,,Als die Autos von reichen Menschen immer kamen, hätte ich mich so gefreut. Diese Autos hatten fast immer nur einen platten Reifen und man konnte es in einer guten halben Stunde reparieren. Aber ein paar weitere Kinder und ich hätten immer dort herumgealbert. Wir wären in die Autos gestiegen und hätten so getan, als ob uns ein Polizist verfolgt hätte. Ich durfte immer die Brum-Geräusche machen." erzähle ich amüsiert und erinnere mich daran, wie Spaß das gemacht hat. Dort hätte ich immer mit Freunden für paar Stunden gelacht. ,,Wieso durftest du nicht mehr dort hingehen?" Die Interesse, die ich von seiner Stimme heraus höre gefällt mir. Er gibt mir einen Schub, weiter zu erzählen, was alles dort passiert ist. ,,Mit dem alten Besitzer hätte ich mich gut verstanden, doch mit dem Neuen war es genau das Gegenteil.
Er hatte immer so altmodische Gedanken. Wie zum Beispiel, dass ein Mädchen in einer Werkstatt nichts zu suchen hat und das sie kochen oder die Wohung putzen sollte. Das hätte mich immer so sauer gemacht. Ich hasse es so sehr, dass das bis heute von jeder Frau erwartet wird." Traurig. Wirklich.

Genieße den leichten Wind, der meine Haare nach hinten weht und mich kurz frösteln lässt. Greife nach der Red Bull Flasche, trinke sie aus und lasse sie in meiner Hand. ,,Wie lang habt ihr in Deutschland gelebt?" fragt er aufmerksam und ich überlege kurz. ,,Nicht lange. Nur vier Jahre oder so." Er nickt langsam. ,,Für vier Jahre kannst du gut deutsch sprechen." Zucke mit den Schultern. ,,Nachdem wir von Deutschland, wieder hier her gekommen sind, haben meine Brüder und ich viel Deutsch zusammen geredet. Deshalb wahrscheinlich." Jetzt frage ich mich warum er eigentlich deutsch kann. ,,Hast du auch paar Jahre in Deutschland gelebt?" Er schüttelt mit dem Kopf. ,,Ich bin dort geboren. Ungefähr 20 Jahre habe ich dort gelebt." Zwanzig also. ,,Bist du danach hier her gekommen?" Er nickt. ,,Wie alt bist du denn?" frage ich als nächstes und gucke zu ihm hoch. ,,28." ,,Und wann hast du Geburtstag?" ,,3.Februar." Hm. Okay. Werde ich mir auch aufschreiben. Ich werde bald 22. Besser gesagt am 31 Juli. Aber vor meinem Geburtstag kommt Musos Geburtstag.

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