34.Kapitel

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16:01 Uhr

Gelangweilt kaue ich am roten Strohhalm rum und trinke den Rest vom Glas aus. Ich muss sagen, dass dieses Zitronenwasser mit den Eiswürfeln mir wirklich gefallen hat. Bei dieser Hitze, ist das ein gute Erfrischung. Ich lege das Glas zurück auf den kleinen Tisch und stehe auf. Im Zimmer laufe ich hin und her und binde meine Haare zusammen. Mit offenen Haaren kann ich nicht mehr. Es wird mir zu heiß. Nachdem ich beim Abräumen des Frühstücks geholfen habe, musste ich ins Zimmer. Seit paar Stunden bin ich schon im Schlafzimmer gefangen und langweile mich zu Tode. Ich kann nicht mehr. Es ist so langweilig. Irgendwie gibt es hier nichts, womit ich mich beschäftigen kann. Wäre ein Handy hier, hätte ich stundenlang mit meinen Brüdern geredet und die Zeit vertreibt. Ich wollte eigentlich Eda fragen, ob sie hier bleiben möchte, damit wir bisschen plaudern könnten, aber ich will sie auch nicht von ihrer Arbeit ablenken. Bestimmt hat sie eine Menge Arbeit, die sie hier erledigen muss. Ich lasse sie lieber in Ruhe.

Mein Blick fällt auf den Schminktisch und ich beiße mir auf die Unterlippe. Langsam laufe ich auf ihn zu und setze mich auf den Hocker. Gott, es sind so viele Sachen. Ich weiß nicht wie man die ganzen Sachen benutzt. Ob es Eda weiß? Ich kann sie ja mal fragen. Ich will nur wissen, wie man sie benutz. Nicht das ich mich jeden Tag schminken werde. Mehrere Lippenstifthalter aus Gold kann ich sehen. So viele verschiedenen Farben. Soll ich mal? Nur eine Testrunde. Danach mache ich es auch sofort weg. Ich will mich nur kurz beschäftigen. Langsam greife ich nach dem einen Lipgloss, dessen Farbe mich anzieht. Dior steht drauf. Bestimmt hat das nicht so viel gekostet. Ich meine, dass ist doch nur ein Lipgloss. Mehr nicht. Es hat keine Besonderheiten. Die Farbe des Lipglosses in meiner Hand, ist Dunkelpink.  Ein sehr schönes Pink.

Langsam öffne ich es und ein quietschendes Geräusch kommt raus. Da mir dieses Geräusch, gut für die Ohren kommt, mache ich das parr Mal. Rein, raus. Rein, raus. Mit meinem Gesicht nähere ich mich zum Spiegel und mache mir etwas drauf. Ein bisschen auf meine Unterlippe und ein bisschen auf meine Oberlippe. Ich presse meine Lippen leicht zusammen und schmiere sie zusammen. Ich betrachte mich im Spiegel. Hm. Ich weiss nicht. Zögerlich greife ich nach der Feuchttücherpackung und fische mir eins raus. Ich wische das klebrige Zeug weg und greife diesmal nach einem Lippenstift. Rot würde ich sagen, aber es gibt so viele komischen Namen für Farben, weshalb ich nicht genau weiss, ob es richtig ist. Ich öffne es und lasse es bei einem Mal. Dieses Geräusch ist nicht so gut, wie beim anderen. Den gleichen Vorgang wie beim Lipgloss, mache ich auch bei dem. Minuten vergehen in denen ich mich kritisch betrachte.

Mehr Zeit fürs betrachten habe ich nicht, denn plötzlich höre ich einen lauten Schuss. Ruckartig stehe ich auf und spitze die Ohren. Oh Gott! Ist das echt? Ja! Ja, das war echt! Ein sehr lauter, ohrenbetäubender Schuss war das gerade eben. Von selbst lege ich den Lippenstift weg, stehe auf und laufe im schneckentempo auf die Tür zu. Ich öffne die Tür, aber bleibe im Zimmer drinnen. Ich zucke ein weiteres Mal, erschrocken zusammen und ducke mich etwas. Oh mein Gott! Was ist nur los? Von wo kommt das? Wer schießt da bitte? Ist das etwa Atakan? Oder Osman? Oder Mahir? Es kann auch jemand anderes sagen.Diese Männer wollten doch kommen. Ist das etwa einer von ihnen? Wer sind diese Männer überhaupt? Off. Ich laufe hinaus, die Gänge entlang und bleibe am Geländer stehe. Niemanden sehe ich, als ich hinunter gucke. Sollte ich? Wegen meiner beschissenen Neugier, die mich immer in schwierige Situationen bringt und später verfluchen werde, laufe ich schnell die Treppen runter, bleibe aber ruckartig stehen. Denn vor mir steht jemand. Nicht irgendjemand.

Sondern Emirhan. Emirhan, dessen Gesicht mehrere Verletzungen hat. Ein lilanes Auge und die geplatze Augenbraue sehen übel aus. Ein kleiner Pflaster ist an seine rechte Schläfe. Seine Lippe ist ebenso aufgeplatzt. Ach du Scheisse. Er sieht wirklich schlimm aus. Mit großen Augen guckt er mich, bevor er stark schluckt und seinen Blick abwendet. ,,Sie sollten im Zimmer sein, Frau Aslanoğlu." kommt es gekrampft von ihm. Frau Aslanoglu, sagt er so abwertend. Genau als ich etwas sagen wollte, ertönt ein weiterer Schuss, der sich lauter anhört und mich zum zuckend bringt. Emirhan kneift kurz die Augen zusammen, doch rafft sich wieder ein. Geschockt halte ich meine Hand vor meinem Mund, als ich ein gequältes, schmerzhaftes Stöhnen höre. Es kommt von unten. Jemand wurde angeschossen! Ich will auf die Treppen zulaufen, um nach unten zu gehen, aber Emirhans Hand packt mein Handgelenk. ,,Geh nicht dahin, Efsane. Bitte geh nicht dahin!" Etwas zu harsch, reiße ich mich von ihm weg und laufe die Treppen runter. Oh doch, und wie ich dahin gehen werde. Ich will wissen, was da unten los ist.

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