18.Kapitel

7.4K 215 41
                                    

Samstag, 11:04

,,Fahr jetzt los, Emirhan." höre ich ihn neben mir befehlen. Emirhan. Mein großer Bruder. Blaue Augen, blonde Haare. Zum ersten mal mit Vollbart. Der, der vor paar Jahren gegangen ist und nicht mehr zurück gekommen ist. Er hat mich noch nicht angesehen. Also weiß er auch nicht, dass ich vor ihm stehe. Ob er mich erkennen wird? Ob er mich vermisst hat? Wo war er? Wieso ist er gegangen? Warum hat er, wie die anderen Männer von ihm, einen schwarzen Anzug an? Arbeitet er etwa für ihn? Tausende Fragen schwirren durch meinen Kopf. Wut spüre ich im Moment für ihn. Aber meine Sehnsucht ist stärker. Gott, wie ich ihn vermisst habe.

Als ich das Motor Geräusch höre, komme ich wieder in die Realität. Emirhan hat sich schon ans Steuer gesetzt. Das geschockte Gesicht von Hakan, ist das letzte was ich sehe, bevor das Auto losfährt. Scheisse! Hakan hat ihn auch erkannt. Wahrscheinlich ist er auch der einzige von meinen Brüdern, der sich an ihn erinnern kann. Vielleicht Bolat auch, aber Halil und Bolat nicht. Wird Emirhan, Hakan wieder erkennen? Was wird Hakan tun? Oh man. Wenn er jetzt ausrastet, wird es schlimm enden. Wir müssen ihnen sofort nach!
,,Efsane." Ich drehe mich zu ihm und sehe wie er, neben dem Range Rover steht. Mit einem Nicken, verdeutlicht er mir, dass ich einsteigen soll. Schnell laufe ich zum Auto und öffne die Hintertür, aber rasch wird sie wieder zugeschlagen. ,,Nach vorne." bestimmt er dominant und setzt sich. Tief atme ich aus und setze mich, trotz der Wut, nach vorne. Ich schnalle mich an und streiche mir meine Haare hinter mein Ohr. Es ist wärmer im Auto als draußen. Puh. Viel wärmer. Er lässt die Fenster runter und fährt in der nächsten Sekunde schon los. Ich lehne mich mehr nach rechts um den Wind an meiner Haut zu spüren. Tief einatmend schliesse ich meine Augen und ein Seufzen entwicht mir. Zurzeit passiert so viel. So viele Stress. So viele Gedanken. Was dazu führt, dass ich jetzt bisschen Kopfschmerzen habe. Zum Glück nur leichte. Ich spüre seinen brennenden Blick auf meinem ganzen Körper. Er soll weggucken und sich auf das Fahren konzentrieren. Er drückt mehr auf das Gas und ich werde in den Sitz gedrückt, deshalb öffne ich meine Augen genieße die Schnelligkeit. Die meisten Menschen würden jetzt Angst haben und bitten langsamer zu fahren, aber wie immer habe ich einen Unterschied von den ganzen Menschen, worauf ich Stolz bin. Wegen der Frage, mit wie viel er gerade fährt, öffne ich meine Augen und gucke mir die Tachoanzeige vom Auto an. 260km/h

Plötzlich fällt mir auf, dass wir nicht den gleichen Weg von Gestern gehen. Er fährt Richtung Stadt. Nein! Außerdem kann ich das Auto in dem meine Brüder sind nicht mehr sehen. Wohin fährt er denn bitte? Wir müssen ihnen nachfahren. Verwirrt gucke ich ihn an. ,,Wieso fährst du woanders hin?" Fragend gucke ich sein Seitenprofil an. Ohne mich anzugucken antwortet er. ,,Siehst du gleich." Wow. Diese Antwort ist so hilfreich. ,,Wohin fährst du?" hacke ich weiter nach und werde langsam ungeduldig. Er biegt nach rechts ab und und stoppt an der roten Ampel. In der Stadt war ich noch letzten Dienstag mit Bolat zusammen. Wir mussten ihm ein neues Mäppchen kaufen, weil sein altes auf irgendeiner Weise kaputt gegangen ist. Der Reisverschluss war ab und es wurde mit verschiedenen Farben darauf gemalt. Als er es mir gezeigt hat, habe ich mich wirklich gewundert, denn eigentlich ist Bolat nicht so jemand, der auf seine Sachen malt. Ich habe ihm eine Standpauke gehalten, denn er muss den Wert von seinen Sachen kennen. Ich, beziehungsweise wir, verdienen nicht viel, dass heißt das wir unser Geld für das wichtigste ausgeben müssen. Kann sein das ein Mäppchen nicht so viel kostet, doch trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass nicht jeder sowas leisten kann und man dankbar dafür sein muss. Die Ampel wechselt auf grün und er hat mir immernoch nicht geantwortet. ,,Sana birşey sordum." (Ich hab dich was gefragt.) sage ich lauter und drehe mich ganz zu ihm. Er aber, schliesst die Fenster und würdigt mir kein Blick zu. Mistekerl. Das ist unhöflich. Und was machen wir überhaupt in der Stadt? Ich will zu meinen Brüder!

,,Steig aus." befehlt er nur, nachdem er das Auto geparkt und zum stehen gebracht hat. Nein. Ich werde nicht aussteigen. Er hat mir nicht geantwortet und jetzt erwartet er, dass ich seinem Befehl befolge. Nicht mit mir. Er ist schon ausgestiegen und läuft kopfschüttelnd zu meine Seite. Mit einem genervten Gesichtsausdruck öffnet er die Tür und nickt nach draußen. ,,Steig. Aus." Auch wenn ich ihn gerade sauer mache, werde ich nicht aussteigen. ,,Fahr mich zu meinen Brüdern!" befehle ich ebenfalls kalt und verschränke meine Arme. Plötzlich atmet er tief aus und lehnt sich zu mir rüber. Ich drücke mich mehr nach hinten, um mehr Abstand zwischen uns zu schaffen, er aber kommt mit seinem Gesicht näher und stoppt. Während seine Augen meine durchbohren, spüre ich wie der Gurt sich löst. Die Wärme von draußen kommt in das Auto. Die kühle Luft, die gerade noch da war und die gut getan hat, kann ich nicht mehr spüren. Es ist wieder sehr warm. Ind diese Nähe macht es mir nur noch heißer. Als er mir noch näher kommt, drehe ich schnell meinen Kopf nach links. ,,Du steigst jetzt brav aus und wenn wir hier fertig sind, werde ich dich zu deinen Brüdern fahren." sagt er mit rauem und einem wütenden Unterton. Danach geht er wieder raus. Okay. Denk schlau, Efsane. Je schneller ihr fertig seid, keine Ahnung was er eigentlich meint, desto schneller könnt ihr wieder fahren.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt