66.Kapitel

6.1K 201 139
                                    


Olmazlara inat, güzelim.

Freitag, 15:36 Uhr

,,Ich habe meinen Führerschein! Ich habe meinen Führerschein!" schreie ich durch das ganze Haus, als ich die Haustür öffne. Zappelig schmeiße ich meine Handtasche in die Garderobe und hüpfe vom einen Bein zum anderen. Ich bin so glücklich! Ich habe es geschafft! Ich habe es geschafft! ,,Atakan!" schreie ich nach meinem Ehemann und kann gar nicht aufhören zu lächeln. Ich habe es geschafft! Ich will schon die Treppen hoch rennen, doch sehe dann plötzlich Osman, der in seinen Pyjamas und einer Schüssel mit Popcorn im Armen, aus dem Wohnzimmer raus kommt. ,,Herzlichen Glückwunsch, Yenge! Zeig mal dein Führerschein."
Nicht mal Osman, der seit Montag bei uns wohnt und mich die meiste Zeit ärgert, kann meine Laune nicht zerstören. ,,Ich habe ihn noch nicht bekommen. Ich muss noch Bilder machen gehen und sie dann abgeben, damit sie einen erstellen können." Das Machen von einem Führerschein in der Türkei hat nicht genau das gleiche Prinzip wie in Deutschland. Hier kann man viel schneller den Führerschein machen, ist weniger anspruchsvoll und es sind auch einfachere Aufgaben. Man muss auch nicht die genaue Anzahl von Stunden gefahren sein, um in die Prüfung zu gehen. Aber trotzdem! Ich habe es geschafft!

,,Wie hast du aber bitte dein Führerschein geschafft? Bist du nicht gegen eine Wand oder so geknallt?" Lege den Kopf leicht schief und verschränke meine Arme vor meine Brust. ,,Was willst du damit sagen, Osman? Wieso sollte ich es nicht schaffen?" Osman grinst mich immer noch dämlich an und lehnt sich an den Türrahmen. ,,Hmm, ich will jetzt nichts sagen oder so, aber hätte nicht erwartet, dass du weißt wo Gas und Bremse ist." Kaum will ich etwas erwidern, höre ich die Stimme von Atakan. ,,Sie kann besser fahren als du." sagt er herablassend. Mein Lächeln wird breiter als ich ihn die Treppen runter joggen sehe und auf mich zu kommt. Kann nicht stehen bleiben und laufe schon in seine Arme, die mich an seine harte Brust drücken. Schmiege mich an ihn.

,,Aferin sana." (Gut gemacht.) lobt er mich stolz und drückt einen langen Kuss auf meine Stirn. Verträumt schaue ich ihn an und würde nochmal diesen Führerschein machen, um wieder sein Aferim zu hören. Sein Lob macht mich glücklich. Sein Lob tut mir gut. ,,War das jetzt die Theorie Prüfung oder die Praxis?" fragt Osman interessiert. ,,Theorie habe ich schon geschafft. Das war jetzt die Praxis." antworte ich glücklich. So welche Glücksgefühle hatte ich länger nicht mehr. Ich habe es geschafft! Ich habe einfach meinen Führerschein geschafft. Wow. Wann...wann habe ich das letzte Mal so etwas krasses geschafft? Ich weiß es nicht. Es ist lange her, ehrlich gesagt. Macht nichts. Ich bin so glücklich!
Ich schaue verwirrt zu Osman, als er laut genervt stöhnt und seinen Kopf in den Nacken legt. ,,Hört ihr das?" fragt er und erst jetzt nehme ich das Läuten von seinem Handy wahr. ,,Dein Handy klingelt." sage ich einfach und nehme Atakans Hand in meine. Verschränke sie grinsend und schmiege mich an seinen Oberarm. ,,Ach echt? Oh mein Gott, danke dass du es gesagt hast, Efsane." sagt Osman ironisch und schaut mich gespielt anerkennend an. ,,Geh doch ran." sage ich verwirrt. ,,Nein!" ruft er plötzlich laut und stößt sich vom Türrahmen ab. Was ist denn mit ihm los? ,,Das ist Lale. Fräulein ruft mich schon seit heute Morgen an, aber ich werde nicht ran gehen. Auf gar keinen Fall." antwortet er und schwingt mit seinem Zeigefinger in die Luft. Höre rechts von mir Atakan leise ausatmen.

Ich schaue zu ihm und merke, dass er genervt wirkt. Wenn ich ehrlich sein muss, Osman nervt mich auch etwas. Ich hätte gedacht, dass Atakan und ich jetzt Zeit miteinander verbringen würden, wie zum Beispiel eine Knutschi Runde, aber wegen Osman geht es nicht! Immer wenn wir dazu kamen, stand er plötzlich vor unserer Schlafzimmertür oder neben uns. Das hat mich wirklich böse gemacht. Und als ob das nicht reicht, will er die ganze Zeit mit meinem Mann dieses blöde Fußballspiel auf der PlayStation spielen. Ich bin für paar Stunden einverstanden, aber den ganzen Tag mir meinen Mann wegnehmen? Hallo? Ich bin seine Frau! Ich will auch seine Aufmerksamkeit! Ich will auch mit meinem Ato Zeit verbringen. Seufzend schaue ich zu Osman, der seine Hand in die Schale rein tunkt und seine volle Hand mit Popcorn in seinen Mund stopft. Das paar Körner auf den Boden fallen, interessiert ihn sichtlich nicht.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt