71. Kapitel

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Mir fehlt die Spucke zum Schlucken. Mein Hals und mein Mund fühlen sich so trocken an. Es ist was passiert. Zum ersten Mal schaut mich Atakan so an. Zum allerersten Mal. Wenn er mich schon so anschaut, dann kann das nichts gutes heißen. Ich spüre es. Ich fühle es. Es ist etwas ganz schlimmes passiert. Spüre Angst und Unwissenheit. Ohne den Grund zu wissen, warum er mich so anschaut, halte ich meinen Atem unbewusst an.

,,Atakan?" Meine Stimme zittert. ,,Was ist los?" frage ich und versuche Zehir zu zuhören, weil er so laut redet. Aber meine Ohren wollen nicht Zehir zuhören. Nein. Keiner meiner Sinne möchte von anderen Menschen was hören, sehen, riechen, schmecken oder anfassen. Keins von allen fünf. Alles an mir will nur was von Atakan. Ich will nur was von Atakan hören, sehen, riechen, schmecken oder anfassen. Ich vertraue nur Atakan.

Mit meinem ganzen Herzen vertraue ich nur Atakan. Nur Atakan. Nur Atakan. Nur Atakan.

Sehe, wie Atakan sich rafft. Er nimmt seinen Blick nicht von mir, aber besitzt immer  noch den gleichen Gesichtsausdruck. ,,Schick mir so schnell wie möglich den Standort, Zehir. Sofort." befehlt er Zehir kalt und legt auf. Mit einem Mal erhebt er sich rasch und holt paar Geldscheine aus seiner Hosentasche. Er schmeißt sie auf den Tisch und nickt nach draußen. ,,Wir gehen." ,,Was ist los, Atakan? Was ist passiert?" frage ich genauso schnell, wie er aufgestanden ist und erhebe mich ebenfalls. Er antwortet  mir nicht! Er antwortet mir nicht und macht mich verrückt und wütend zugleich. ,,Atakan!" rufe ich laut. Im nächsten Moment spüre ich seine Hand an meinem Rücken, die mich ziemlich schnell raus aus dem Dönerladen bringt und zu seinem Wagen bringt. ,,Sag mir sofort, was los ist!" befehle ich harsch. ,,Gleich." murmelt er und öffnet die Beifahrertür. Wortwörtlich setzt er mich hinein, schnallt  ich an und knallt die Tür laut zu. Seine Bewegungen sind so schnell, weshalb ich mich erst mal zurück halte.

,,Deine Brüder wurden entführt."

Die ersten Sekunden realisiere ich nicht, welche Wörter Atakans Mund verlassen haben. Sprachlos öffnet sich mein Mund und meine Augen weiten sich wie noch nie zuvor. Meine Kinnlade kippt runter. Was...was hat er gerade  gesagt? Was? Habe ich mich verhört? Habe ich nicht richtig gehört? Stimmt was mit meinen Ohren nicht? Geschockt schaue ich in Atakans Augen, die mich besorgt mustern. Kann nichts sagen. Kann mich nicht bewegen. Ich bin wie gelähmt. Ich höre nichts. Ich höre nicht die Wörter, die Atakan gerade sagt. Ich realisiere gar nichts mehr. Höre nur noch ein Piepen, das nicht aufhören will. Es wird nur lauter und lauter. Lauter und lauter. Habe das Gefühl mein Bewusstsein zu verlieren, jedoch sind an meinen beiden Oberarmen zwei Hände, die mich kräftig schütteln.

Mein Schockzustand dämmt sich langsam mit dem schnellen Schütteln von Atakan und ich blinzele mehrmals hintereinander. Nehme auch langsam seine Stimme wahr. ,,Verdammt nochmal, Efsane! Atme tief ein und aus." Meine Lungen bekommen langsam Luft, als ich nach Luft schnappe und es wieder ausatme. Mache das immer wieder und gucke schluckend zu Atakan, der immer noch mit seinen Händen fest und kräftig meine Oberarmen umschlingen hat. Er lockert seine Griffe und lehnt sich weiter vor, um seine Lippen an meine Stirn zu drücken. ,,Atakan..." flüstere ich geschockt und den Tränen nahe. ,,Meine Brüder-" unterbreche mich selber mit einem lauten Schluchzen. Meine Stirn lehnt sich an Atakans Schulter. ,,Ich weiß, Güzelim. Ich weiß." murmelt er und drückt mir mehrere Küsse auf meinen Kopf.

Eine unbeschreibliche Besorgnis bildet sich in  mir.

Meine Brüder-meine Brüder wurden entführt!

Es fühlt sich so an als ob jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser auf mich hinab schüttet. Der Schock hat mich immer noch. Er ist immer noch in mir. Ich kann nicht richtig denken. Als ob jemand einen Knopf in meinem Gehirn gedrückt hat, der mich dazu bringt an nichts mehr zu denken. -Außer an meine Brüder! Außer an meine jüngeren Brüder. Hakan! Bolat! Halil! Muso! Nein, Nein, Nein! Hysterisch fange ich an zu atmen und schüttele wie bekloppt mit dem Kopf. ,,Atakan! Wer?! Wer hat meine Brüder entführt?! Wo sind meine Brüder?! Wir müssen sie finden, Atakan! Wir müssen meine Brüder finden!" rufe ich so laut, dass bestimmt auch die Menschen außerhalb des Wagens mich gehört haben. Ist mir gerade sowas von egal! ,,Werde ich, Efsane. Ich werde deine Brüder finden und dir heile zurück bringen. Söz veriyorum." (Ich verspreche es) sagt Atakan selbstsicher und mit fester Stimme. Er schaut mir tief in die Augen, was ich erwidere. Ich vertraue ihm. Ich vertraue ihm mit meinem ganzen Herzen. ,,Ich vertraue dir, Atakan. Ich werde sie aber auch finden!" erwidere ich erst mit zittriger Stimme, aber zum Ende hingegen wird sie immer fester. Nicht so fest wie Atakans, aber ich werde mich raffen und meine Brüder finden! Das sind meine Brüder. Meine Familie. Ich muss meine Familie finden und retten.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt