11. Kapitel

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Das grelle Licht lässt mich langsam aufwachen. Schlapp. Ich fühle mich so verdammt schlapp. Mein Mund und meine Kehle trocken, so dass ich nicht mal meine eigene Spucke schlucken kann. Ich versuche es, aber es klappt nicht. Kraftlos. So könnte ich mich jetzt mit einem Wort beschreiben. Noch nie habe ich mich so gefühlt. Sogar nach den Schlägen meines Vaters habe ich das nicht. Da habe ich mich eher gesagt Erniedrigung und allein sein gefühlt. Aber das und das jetzt zu vergleichen ist sinnlos. Das Brennen hat zum Glück aufgehört, die Übelkeit auch. Aber die Kopfschmerzen nicht. Mein Kopf dröhnt schlimmer als davor. Diese Art von Kopfschmerzen hatte ich noch nie. Ich will meine Augen nicht öffnen. Und will weiter schlafen. Aber mit Licht kann ich nicht einschlafen. Das ist eine typische Angewohnheit von mir. Und in Dunkeln geht es auch nicht. Es muss nur eine kleine Lampe neben mir sein, dann geht es. Sonst nicht.

Ganz, ganz langsam versuche ich meine Augen zu öffnen. Scheisse nochmal! Wie viel Helligkeit hat dieses Licht, dass auf mich hinab leuchtet? Nur schwer gelingt es mir meine Augen offen zu halten. Puh. Seit wann war nochmal Licht so hell? Als ich nach rechts gucke, sehe ich wie Hakan auf einem Stuhl sitzt und schläft. Der Streit mit ihm fällt mir ein. Er war so sauer. Ich auch. Und danach errinere ich mich an gar nichts mehr. Aber so wie es aussieht bin ich noch im Krankenhaus. Eine Infusion wurde an meinem Arm ran gemacht. Wie lange ich wohl nicht im Bewusstsein war? Ich gucke auf die kleine Armbanduhr, die heil geblieben ist, und sehe die Uhrzeit. 9:03
Zweiundhalb Stunden. Wenig. Sehr wenig für meine Verhältnisse. Normalerweise würde ich mindestens sieben Stunden am Tag schlafen. Naja, hoffentlich verbessert sich mein Schlafrhythmus in den nächsten Wochen.

Mein Mund meldet sich. Ich brauch was zum Trinken. Und das jetzt. Ich drehe meinen Kopf nach links und sehe wirklich eine 1Liter Wasserflasche mit zwei Gläsern nebendran. Etwas zu schnell setzte ich mich leicht auf, aber verkrampfe mich als ich einen Druck an meinem unteren Bauch fühle. Nach paar Sekunden will ich zur Flasche greifen, doch plötzlich wird mir ein Glas gereicht. Ich muss nicht hingucken wer es ist. Die goldene Rolex an seinem Handgelenk hat es mir schon gesagt. Was macht er denn hier drinnen? Nur wegen dem großen Durst und dem gleichzeitigen Hunger, greife ich nach dem Glas. Nur in drei Schlucken trinke ich das ganze Glas aus. Trotzdem reicht es mir nicht. Als ob er es schon geahnt hätte, öffnet er die Wasserflasche und schenkt mir nochmal ein. Fast bin ich fertig mit den Trinken, verschlucke ich mich am letzten Schluck. Während ich huste, spüre ich seine große Hand, die paar Mal an meinem Rücken klopft. Ich hab ihn immernoch nicht ins Gesicht geschaut. Müsste ich aber gleich, weil er ja noch mit mir reden wollte. Als das Husten aufgehört hat, lehne ich mich an die Wand und gucke ihn schlussendlich in die Augen. Diesmal sind in diesen Augen nicht nur Kälte, sondern auch...Besorgnis? Oder sehe ich es falsch? Wow. Zum ersten mal sind seine Augenbrauen nicht zusammen. Nur leicht. Er hat eher einen fragenden Ausdruck im Gesicht. ,,Wie fühlst du dich?"
fragt er tief einatmend. Ohne groß darüber nachzudenken antworte ich ihm genauso emotionslos. ,,Scheisse." Meine Stimme hört sich auch so an. Er erwidert daraufhin nichts und lehnt sich nur an den Stuhl. Nachdenklich guckt er mich an. An was er wohl gerade denkt?

Abrupt setze ich mich auf und will aufstehen. Ich muss doch zu Bolat! Ob er schon wach ist? Ich muss bei ihm sein wenn er aufwacht. Als ich mich zu meinen Schuhen bücken wollte, drückt er mich mit seiner Hand an meiner Schulter nach hinten. ,,Ne yapiyorsun?"( Was machst du?) fragt er genervt. ,,Bolat. Ich muss zu Bolat!" ,,Er schläft noch. Leg dich jetzt nochmal hin!" befehlt er streng. Trotzdem. Ich will jetzt zu ihm. Ich zucke nur mit den Schultern und will aufstehen, stoppe aber als ich ein Rascheln hinter mir höre. Ich drehe meinen Kopf zu Hakan und sehe wie er aufwacht. Verdammt. Ihn habe ich komplett vergessen. Wenn er ihn jetzt hier sieht, will ich nicht wissen was er machen würde. Zu spät. Er hat sich schon aufgesetzt, blinzt paar mal und guckt erst auf mich und dann auf ihn. Ich sehe wie seine Atmung sich wegen den Wut verschnellert und wie sein Gesichtsausdruck vom schläfrigen auf energiegeladen wechselt. Ehe ich mich versehe, steht er auf und bleibt an der anderen Bettseite stehen. Er nimmt seinen Blick von ihm nicht weg. Er sitzt mit verschränkten Armen auf dem Stuhl und guckt unbeeindruckt zu Hakan. Bitte. Bitte es soll hier kein Krieg herrschen. Aber so wie Hakan aussieht, würde er sofort auf ihn drauf hauen. ,,Was machst du hier lan?!" herrscht er ihn laut an. Dieser Ton von Hakan...so habe ich ihn noch nie gehört. Eine Mischung aus Wut und Angst. Ich verstehe es. Dieser Hulk hat ihn ja mal geschlagen. Wahrscheinlich hat er Angst, das er es wieder macht. Aber ich würde das nicht zu lassen. Niemand verletzt meine Brüder. Niemand. ,,Cevap versene!"( Gib doch eine Antwort!) schreit er auf einmal und beugt sich vor. ,,Hakan!" zische ich ihn sauer an. Wir sind im Krankenhaus. Er muss leise bleiben verdammt. Er guckt sauer zu mir, aber dreht seinen Kopf wieder zu ihm, weil er anfängt zu reden.

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