26.Kapitel

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Dienstag, 8:23Uhr

,,Halt's Maul jetzt!" schreit Muso sauer Halil an, der genauso zurück schreit. ,,Halt du doch dein Maul! Hättest du halt auf mich gehört!" ,,Bist du mein Vater? Wieso sollte ich auf dich hören?" ,,Seid jetzt ruhig verdammt nochmal! Ihr nervt so sehr!" spuckt Bolat diese Wörter mit einer wütenden Miene aus und setzt sich aufs Bett. Ich sage nichts dazu. Ist nicht das erste Mal, dass ein Gespräch zwischen ihnen so endet. Bolat benutzt sehr selten diese Tonlage, aber wenn er sie mal benutzt heißt es, dass es ihm sehr schlecht geht. Während alle meine Brüder verstummen, stehe ich vor dem Waschbecken und presse das Wasser mit nur einer Hand aus dem Lappen heraus. Tatsächlich hat sich Muso gestern Abend und heute Nacht übergeben. Er hat viel zu viel von den ganzen Sachen am Buffet gegessen und hatte auch noch Bauchweh. Was mir aber noch mehr Sorgen gemacht hat, war es als ein bisschen Fieber hatte. Deshalb der Lappen. Zum Glück geht es ihm jetzt besser. Und jetzt hat Halil wieder damit angefangen, auf einen Besserwissenden zu machen, was aber Muso mehr als nur nervt.

Ich kriege Gänsehaut, wenn ich an den späten Abend von gestern nachdenke. Ich werde dich nicht anfassen. Nicht bevor du dich an mich gewöhnt hast. An ihn gewöhnen? Das wird niemals passieren. Anfassen wird er mich auch niemals. Denn das würde ich nicht zulassen. Nach diesem Satz ist er auf den Balkon gegangen und was er dort gemacht hat weiß ich nicht. Weil nur nach paar Minuten, hat es an der Tür geklopft. Hakan hat mir leise erzählt was mit Muso los war und ich bin einfach gegangen. Atakan hat bis jetzt auch nicht nach mir gesucht. Wahrscheinlich hat er gerade einen Kater und höllische Kopfschmerzen, wegen dem Alkohol. Er schläft bestimmt, was mir nur zurecht ist.
Ich lege den nassen Lappen auf den Handtuchtrockner, der an der Wand hängt und weiß ist. Danach trockne ich meine Hand an der Jogginghosen und laufe aus dem Bad hinaus. Das Kleid konnte ich nicht die ganze Nacht tragen, darum habe ich eine Hose und ein langes Shirt von dem Schrank, des Gästezimmer in dem meine Brüder sind genommen. Da sind sehr viele neue Klamotten drinnen. Er hat das alles gekauft. Alles. Er macht das, was er mir gesagt hat. Er versorgt meine Brüder.

,,Tut dein Hals noch weh?" frage ich an Muso gewandt und nehme sein Gesicht in meine Hände. Nach dem Übergeben, hat sein Hals auch weh getan. ,,Es brennt bisschen, aber vergeht bestimmt gleich." antwortet er. Nickend streiche ich durch sein Haar und drücke ihm einen Kuss auf den Kopf. ,,Hättest du halt mir zugehört." höre ich Halil genervt murmeln. ,,Reicht aber jetzt ja?" bitte ich ihn und gucke zu Hakan, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnt und seine Augen geschlossen hat. Wirklich geschlafen hat er gestern Nacht auch nicht. Mehr als ich, aber trotzdem wenig. Mein Herz zieht sich zusammen, wenn ich daran denke, dass sie heute oder die nächsten Tage gehen werden. Ich weiß nicht, was ich ohne sie tun soll. Ich meine, noch nie, wirklich noch nie haben meine Brüder und ich uns getrennt. Die längste Zeit an der wir nicht zusammen waren, war es vielleicht, als ich den ganzen Tag gearbeitet habe. Am Abend habe ich sie noch gesehen. Aber ganze zwei Wochen werde ich sie dann nicht mehr bei mir haben. Nur ihre Stimmen kann ich maximal hören. Jeden Morgen und Abend werde ich sie anrufen. Oder auch am Vormittag und Nachmittag. Ja, das wäre gut. ,,Abla?" ,,Was los?" gebe ich von mir und gucke zu Bolat, dessen Gesicht immernoch von Verbänden umhüllt ist. ,,Kennst du diesen einen Typen hier mit dem blonden Haaren und blauen Augen?" Warte mal.

,,Beschreib genauer, Bolat." ,,Ja der Typ halt, der uns ja vom Krankenhaus hier her gefahren hat." Er meint Emirhan. Oh Gott. Errinert er sich an ihn? ,,Was ist mit ihm?" frage ich und wechsel mit Hakan einen verwirrten Blick aus. ,,Ich hab das Gefühl, dass ich ihn irgendwoher kenne." Ich spiele mit dem Gedanken, ihm und den anderen Zweien die Warheit zu erzählen, aber schlucke kurz und gucke Hakan fragend an, der zu uns rüber kommt. ,,Bildest du dir nur ein. Diesen Typen hast du noch nie im Leben gesehen." entgegnet er und ich erkenne Wut und Enttäuschung in seinen Augen. Off Hakan. Einerseits kann ich seine Wut verstehen, aber andererseits will ich nicht, dass er sowas sagt. ,,Sicher? Abi, er guckt uns immer so komisch an-" ,,-So anders komisch." sagt Halil dazwischen. ,,Sogar wenn wir seinen Blick erwidern, guckt uns immernoch an. Vallah der nervt. Sind wir Mammuts mit fünf Augen oder wieso guckt er immer so?" Oh man. Ein Blick zu Hakan bestätigt mir, dass er nicht begeistert über Emirhans Verhalten ist. Bin ich auch nicht, aber kann es nachvollziehen. Ganze fünf Jahre hat er sie nicht mehr gesehen. -Daran ist er aber selbst schuld. Es war seine Entscheidung einfach so zu gehen. Seine eigene. ,,Ignoriert den einfach. Wir gehen eh bald." sagt Hakan betrübt und senkt seinen Kopf.

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