40.Kapitel

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Freitag, 15:02

Gott, ich bin so aufgeregt! Heute kommen meine Brüder! Ich wiederhole: Meine Brüder kommen! Alle vier. Hakan. Bolat. Halil. Muso. Endlich. Diese fast zwei Wochen waren mir wirklich komisch ohne sie. Zum ersten Mal sind wir so lange getrennt gewesen. Sehr ungewohnt. Für mich und bestimmt auch für sie. Wenn sie ankommen, werde ich erstmal alle knuddeln. Jeden einzelnen für mehrere Minuten. Ich habe sie alle sehr vermisst.

,,Soll ich den Kartoffelsalat lieber jetzt schon machen oder später?" höre ich Eda hinter mir nachdenklich fragen und höre, wie sie den Kühlschrank wieder schließt. Momentan stehen wir in der Küche und bereiten schonmal das Abendessen vor. Wir machen extra viel, weil wir mehrere Personen sein werden. Atakan hat mir heute Morgen beim Frühstück gesagt, dass sie am Abend kommen werden und Sonntag Abend wieder leider gehen werden. Aber das ist noch nicht sicher. Denn so wie ich es mir vorgenommen habe, werde ich sie fragen, wie sie es dort finden und ob sie dort bleiben möchten. Wenn ja, dann muss ich das hinnehmen und die Scheidung fällt weg.
Wenn Nein, dann werden wir gehen und es kommt doch zur Scheidung. Wenn es so sein sollte, dann wird es bestimmt auch zur eine große Diskussion mit Atakan kommen. Doch er muss es dann akzeptieren.

Ich rühre den Puderzucker und den Zitronensaft zusammen, um es danach über den Zitronenkuchen drauf zu machen. Bolat liebt Zitronenkuchen. Die anderen auch, aber Bolat hat eine andere Liebe zu diesem Kuchen. Ich werde gleich auch Schokomuffins backen. Das mögen wir alle.
Früher hätte ich es einmal im Monat gebacken, weil wir die Zutaten nicht zu Hause hätten und das Geld zu knapp war.
Betül Teyze hat auch Kısır gemacht. Nennt man auch Bulgursalat. Das schmeckt auch sehr. Nachdem ich diesen Kuchen beendet habe, werde ich mich an die Weinblätter ranmachen. Die Füllung hat Eda schon gemacht. Wir beiden wollen sie gleich mit dem anfangen. Die Glausur mache ich auf den Kuchen drauf und lege ihn beiseite.
,,Ich gehe kurz aufs Klo. Du kannst schon mal anfangen." sagt Eda und geht aus der Küche hinaus. Nicke vor mich hin und wasche mir die Hände. Gut, dann starte ich mal. Stelle mich vor die Kücheninsel und richte kurz mein Shirt. Ich nehme mir ein Weinblatt und fülle es mit der Füllung. Rolle es zusammen und lege es die Platte ab.
Mache paar Stück und höre schon im nächsten Moment Schritte, die näher kommen. Wie schnell war denn Eda? Hebe mein Blick und gucke in die dunkeln Augen von Atakan. Er hat eine Anzugshose und ein Hemd an, was sich an seinen Körper schmiegt. Ebenfalls verdeckt das Oberteil seine ganzen Tattoos. Alles in schwarz. Vermutlich geht er raus.

Die letzten zwei Tage haben wir uns...wenn ich sagen würde ignoriert, dann wäre es falsch, denn das haben seine und meine Blicke nicht. Wir waren nicht gesprächig und haben kaum gesprochen. Besser gesagt, nur heute Morgen.

Spüre wie ich langsam unruhig werde. Was macht er denn hier? Seelenruhig guckt er sich erst die ganzen Gerichte an, bevor er mit kurzen Schritten auf die Kücheninsel läuft. Zieht ein Barhocker nach hinten und setzt sich drauf. Oh man. Wird mir jetzt etwa zu gucken? Beachte ihn nicht weiter, senke den Blick und rolle weitere Weinblätter. Sehe aus dem Augenwinkel, wie er nach einem Apfel aus dem Obstkorb greift und seine goldene Uhr funkelt. Höre wie er rein beißt und spüre seinen brennenden Blick auf mir. Off Atakan. Geh doch bitte. Es vergehen paar Minuten, in dem ich weitere Weinblätter rolle und er seinen Apfel aufgegessen hat. Eda ist nicht aufgetaucht. Zufall? Ich glaube nicht. Da ich das nicht mehr aushalten kann, hebe ich meinen Blick und gucke ihn genau in die Augen. ,,Willst du nicht gehen?" frage ich direkt und sehe in sein ruhiges Gesicht.
Er schnalzt mit der Zunge. So wie er sich angezogen hat, muss er doch bestimmt irgendwohin gehen. ,,Wieso nicht?" frage ich weiter und mache bei meinem Tun weiter. Höre wie er einatmet. ,,Mag es, dir zu zuschauen." antwortet er dann neutral und legt seine Unterarme auf die Platte. Ich mache doch nichts besonderes. Wieso mag er es mir zu zuschauen? Ich würde es gerne fragen, traue mich jedoch nicht. Sehe plötzlich, wie er nach einem eingerollten Weinblatt greift und es inspiriert. ,,Du musst die dünner machen." kommt es aus ihm und er legt es zurück. Pff. Als ob er weiß, wie mein dieses Gericht macht. ,,Mach's doch besser, wenn du kannst." murmele ich beleidigt. Das ist doch gut geworden. Was hat er denn? Meine Augenbrauen heben sich, als ich sehe, wie er aufsteht und die Knöpfe an seinen Hemdärmel aufknöpft.
Er-Warte-Will er-Was? Er wäscht sich seine Hände und stellt sich neben mich. Oh Gott.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt