62. Kapitel

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[Wir besitzen Traumas, die uns in unserem Schlaf verfolgen.]

Kämme mir noch einmal meine Haare und lege danach den Kamm wieder auf den Schminktisch. So, fertig. Geduscht, neue Klamotten angezogen und fertig gemacht. Alles gemacht, bevor meine Brüder gekommen sind. Sie könnten jeden Moment da sein. Ich schaue auf meine Armbanduhr und ziehe leicht die Brauen zusammen. Es ist schon nach zwanzig Uhr. Sie müssten eigentlich schon längst da sein. Ob etwas passiert ist? Erhebe mich vom Hocker und greife nach meinem Handy das auf dem Bett liegt. Keine Nachricht. Kein verpasster Anruf. Hm. Wo bleiben sie denn?

Höre wie die Dusche abgestellt wird, was heißt, dass Atakan gleich raus kommen müsste. Richte nochmals mein hell lilanes, langes Kleid das lange Ärmel hat und vorne Knöpfe bis zu meiner Taille hat. Es ist so schön. Vor allem die Farbe. Ich liebe es. Meine Haare habe ich mit dem Föhn getrocknet und sie schön durchgekämmt. Außerdem habe ich auch das Öl das ich seit Wochen benutze in meine Haare einmassiert. Den Honig Geruch rieche ich von mir selbst. Gut. Ich bin fertig. Setze mich langsam auf das Bett und massiere mir die rechte Schläfe. Leider habe ich etwas Kopfschmerzen. Und aus etwas wird später ganz bestimmt stärkere Schmerzen. Schließe auch meine Augen und atme leise aus. Seit ich unten in der Halle war, geht es mir nicht mehr gut. Es ist mal wieder passiert. Einmal ist Efsane glücklich, wird ihre Glücklichkeit von einer Klippe runter geschubst. Jetzt sitze ich hier. Ausgepowert und versuche meine Kopfschmerzen etwas zu lindern.
Oh man. Es geht mir nicht gut.

Höre wie die Tür vom Bad aufgemacht und Schritte. Atakan geht sich bestimmt umziehen, bleibe in der gleichen Position und warte bis er sich umgezogen hat. Massiere meine beiden Schläfen und verziehe mein Gesicht. Ich hasse Kopfschmerzen. Ich hasse es. Ich will mich lieber jetzt schlafen legen und zwölf Stunden durch schlafen. Würde ich sogar schaffen, aber meine Brüder werden kommen. Ich will sie begrüßen, mit ihnen essen und reden. Und sie ganz dolle umarmen. Ich habe sie sehr vermisst, obwohl wir mehrmals am Tag zusammen schreiben. Hakan hat auch eine Whatsapp Gruppe erstellt in der wir alle drinnen sind. Meine Brüder schicken viele seltsame Stickers und Memes rein, was mich manchmal zum Lachen bringt. Plötzlich spüre ich Hände, die meine sanft zur Seite schieben und meine Schläfen massieren. Atakan. Ich habe ihn nicht gehört. Seufzend lehne ich meine Stirn an seinem Bauch und genieße sein Massieren. Ach, wie gut er es doch macht. ,,Iyi misin?" (Geht es dir gut?) höre ich ihn leise fragen. Eigentlich würde ich wie immer Ja sagen, was fast nie stimmt, doch jetzt...jetzt will es nicht sagen. Ich will ihm die Wahrheit sagen und will, dass er sich um mich kümmert. Er soll sich um mich kümmern. Mich umarmen. Mich küssen. Mir seine Nähe und Wärme schenken. Das macht er immer so gut. Er tut mir gut. Es tut mir einfach gut.

Öffne meine Augen und hebe meinen Blick, um in sein Gesicht schauen zu können. ,,Ich habe Kopfschmerzen." sage ich und sehe kurz seine nassen Haare an. ,,Willst du eine Tablette?" Hm. Ich weiß nicht. Zucke mit den Schultern und lehne mich wieder an seinem Bauch. ,,Ich hole dir eine." Er lässt sanft von mir ab und ich sehe ihm dabei zu, wie er aus dem Zimmer raus geht. Oh man. Nehme mein Gesicht in meine Hände und schließe erneut die Augen. Es ist so schlimm! Kopfschmerzen sind so schlimm und ekelhaft. Paar Minuten später höre ich wie die Tür aufgemacht wird und gucke zwischen meinen Fingern. Atakan. Mit einem Glas Wasser und einer Kopfschmerzentablette. Mit einem besorgten Blick reicht er mir beide Sachen und innerhalb zehn Sekunden, habe ich die Tablette geschluckt und paar Schlucke zu mich genommen.

,,Was machst du?" frage ich ihn als er sich auf den Boden kniet und meine Schuhe auszieht. ,,Zieh dich um und schlaf, Efsane. Es wird dir gut tun." ,,Aber meine Brüder kommen doch gleich?" Er schüttelt den Kopf und guckt mich von unten an. ,,Sie sind im Stau. Es wird dauern." Ach so. Deswegen sind sie noch nicht da. ,,Und...wann kommen sie ungefähr?"
,,2-3 Stunden." Er erhebt sich und läuft ins Ankleidezimmer. Aber...aber sie sind doch bestimmt hungrig. Scheiss Stau! Argh. Das kann doch nicht wahr sein. Ich will meine Brüder. Ich will sie sehen. Ich habe sie doch so sehr vermisst. Atakan kommt mit meinen Pyjamas wieder zurück und legt sie neben mich auf das Bett. ,,Komm, zieh dich um." Langsam erhebe ich mich und greife nach den Pyjamas.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt