Kapitel 5

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Irgendwann lässt er mich wieder los und hebt nochmal meinen Kopf leicht.

Ich: Was hast du denn?

Jin: Es ist schon wirklich spät. Komm, ich bringe dich noch ins Zimmer, einverstanden?

Noch ehe ich antworte zieht er mich leicht hinter sich her. Vor einer Tür bleibt er stehen und sieht mich wieder an.

Jin: Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, dich dort sitzen zu lassen. Das ist nicht meine Art und nachdem ich deinen Grund erfahren hatte, stand mein Entschluss fest. Es sollte niemand allein sein bei so was schrecklichem und schon gar nicht jemand in deinem Alter.

Ich: Aber trotzdem bin ich eine Fremde, woher weißt du, dass ich nicht einfach was klaue und abhaue.

Er lächelt leicht und sieht mir in die Augen.

Jin: Ich weiß es einfach. Geh jetzt schlafen, es ist schon spät und dein Tag war sehr schwer. Wenn was ist kannst du zu mir ins Wohnzimmer kommen.

Ich: Alles klar, ich werde es versuchen, gute Nacht.

Ich strecke meine Hand zur Klinke aus und öffne die Tür einen kleinen Spalt, da legt er doch nochmal die Hand auf meine Schulter.

Jin: Halt! Bevor du gehst habe ich doch noch zwei Sachen. Erstens: Komm nochmal schnell mit in die Küche und trink etwas, du hast es sicher seit Stunden nicht mehr getan und kippst uns sonst noch um. Und Zweitens: In meinem Schrank ist ein großes schwarzes T-shirt von Rap Mon, dass kannst du haben wenn du willst, so musst du nicht in Jeans schlafen. Wenn ich mir dich so anschaue sollte es dir bis zu den Knien gehen, so groß bist du ja schließlich nicht.

Ich: Vielen Dank Jin wie kann ich das nur je gut machen?

Wieder lächlt er leicht und streiccht mir noch ein letztes Mal eine Träne von der Wange.

Jin: In dem du jetzt schlafen gehst. Schlaf gut.

Ich: Ja, dir auch eine gute Nacht.

Jin: Ich komme dich gegen 10.00 Uhr wecken damit du mit uns Frühstücken kannst.

Ich: Okay.

Damit betrete ich sein Zimmer und stelle erstmal das Licht an, anschließend gehe ich an seinen Schrank und suche das besagte Shirt. WOW, er kann wirklich gut schätzen, denn es geht mir exakt bis zu den Knien. Erst jetzt fällt mir auch auf wie groß Rap Mon sein muss, darauf habe ich vorhin überhaupt nicht geachtet.

Als ich ins Bad gehe will fällt mir ein weiteres Kleidungsstück, eine Jacke und ich vermute mal ganz stark, dass sie von Jin ist, denn es steht unter anderem sein Name drauf, genauso wie die Wörter Bighit und K-pop.

Was das wohl bedeutet?

Ist ja auch egal. Ich sollte probieren zu schlafen, auch wenn ich keine großen Hoffnungen auf einen Erfolg habe, denn es war ein ähnliches Gefühl als meine gliebten Großeltern verstorben sind. Ich konnte weder essen, noch vernünftig schlafen, denn ich war zu depressiv.

Im Bad wage ich noch einen kurzen Blick in den Spiegel und erschrecke fast vor mir selbst.

Meine Augen, sowie meine Wangen sind vom Weinen gerötet und meine Haut ist furchtbar blass während meine Haare total ungeordnet und wilder aussehen als je zuvor. Auf gut deutsch gesagt sehe ich aus wie eine lebende Tote.

Ein Wunder, dass nicht alle gleich weggerannt sind als sie mich so gesehen haben.

Wie dem auch sei ich habe Jin gesagt, dass ich versuche zu schlafen und genau das werde ich auch tun, meine Hand gleitet also zum Lichtschlater und macht das Licht aus.

Nun liege ich eine halbe Ewigkeit und starre an die vom Mondlicht beschienene weiße Decke, an Schlaf ist nichtmal ansatzweise zu denken.

Als ich kurz vor lauter Müdigkeit einnicke, schrecke ich genauso schnell wieder hoch...

Ich sehe so viele Bilder, immer ihre Gesichter und irgendwelche Augenblicke mit meiner Familie z. B. wie mein Vater mit mir an der Ostsee war oder wie er mich mit der Feuerwehr von der Schule abgeholt hatte als ich krank war...

Es tut einfach so weh. Es tut weh ihn nie mehr zu sehen, es tut weh zu wissen wie schlecht ich über ihn immer gedacht habe. Es tut genauso weh, dass ich meinen Bruder und meine Mutter nicht mehr sehen kann. Es tut einfach alles weh.

Ich schluchze einmal ungewollt laut auf. Sofort presse ich mein Gesicht ins Kopfkissen, damit ich die anderen nicht wecke. Aber zu spät, die Tür geht auf und ein besorgt schauender Kookie kommt rein.

Kookie: Darf ich reinkommen?

Ich drehe mich mit Absicht weg.

Ich: Ja.

Er setzt sich auf die Bettkannte und schaltet auch die kleine Nachttischlampe wieder an.

Kookie: Hey, ich kann mir sicher nicht im geringesten vorstellen was du gerade durch machst, aber egal was ist, wir haben alle ein offenes Ohr für dich. Du kannst mit allen hier reden.

Ich: Danke aber ich bin nicht sehr gut in sowas. Es ist nur so unerwartet, ich konnte nichts machen. Es tut einfach nur weh.

Kookie: Ich weiß, dass wird mit der Zeit bestimmt. Komm rede mit mir.

Er lächelt und setzt sich im Schneidersitz auf mein Bett. Nun schaut er neugierig auf mich runter.

Kookie: Also wenn du nicht willst fange ich an, aber ich rede nicht gegen einen Rücken, setz dich hin bitte.

Ich gehe seiner Bitte nach und er fängt an zu erzählen...

Kookie: Also mein Name ist Jeon Jeongguk und ich bin 18 Jahre alt, ich wohne in Seoul und mein Hobby ist die Musik, ich höre sie echt gerne. Was ist mit dir?

Ich: Ich bin Michelle, 16 und wohne in Birkenwerder, in meiner Freizeit singe ich oder unternehme was mit Michi und Franzi.

Kookie: Du singst? Kannst du es denn auch?

Ich: Ich weiß es nicht, Kookie, ich würde gerne ein wenig allein sein, bitte fasse das nicht falsch auf, aber ich muss meine Gedanken ordnen.

Kookie: Na gut. Dann bis später Kleine.

Er lächelt, steht auf und geht mit einem letzten besorgten Blick zu mir.

Ich mache anschließend das Licht aus und wälze mich Stunde für Stunde bloß hin und her.


War of Hormone [Wird Überarbeitet]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora