Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FF

T H R E E

Vor den riesigen Treppen blieb ich stehen. Die Steinstufen ragten bis hoch zum Eingang der Oper. Das alte Gebäude wirkte so mächtig und majestätisch. Es war, als würden dir die Mauern Geschichten erzählen. Geschichten, die sie selbst erschufen, die sie über die Jahrzehnte geschrieben haben.

Bevor ich jedoch mein Vorhaben, dieses Gebäude zu betreten, in die Tat umsetzte, kramte ich mein Handy hervor. Ich schickte eine Nachricht, in der so viel stand wie, dass ich erst sehr spät nachhause komme, an meinen Vater, ehe ich das Ding zurück in meine Tasche steckte. Natürlich hatte ich nicht vor, hier bis in die Nacht Zeit rumzuschlagen, aber mein Vater wird mich wohl kaum auf diese Party gehen lassen. Die einzige Möglichkeit, da irgendwie hinzukommen, ist also ihm zu sagen, dass ich hier bin und tanze. Das ist schließlich das einzige, was er mich tun lässt, ohne einen Aufpasser für mich zu organisieren. Zumindest war das einmal so.

Schlussendlich raffte ich mich zusammen und lief auf den Eingang zu. Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, bis nach oben. An besagtem Punkt angekommen, musste ich eine kurze Pause einlegen, da mein Herz wie verrückt pumpte und dabei einen leichten Schmerz in meiner Brust verursachte. Nach einigen Augenblicken hatte sich dies aber wieder beruhigt und ich konnte weiter gehen. Im inneren des Gebäudes, sah ich wieder zwei Treppen. Sie verliefen parallel zueinander in einem Halbkreis und endeten im zweiten Stockwerk. Die Stufen dessen waren geschmückt mit einem roten Teppich. Elegant schritt ich diesen hinauf, oben angekommen machte ich noch eine Drehung und einen Knicks, mit der Vorstellung, unten würden Leute stehen und klatschen. Da ich aber sowieso alleine war -Dienstags ist nie jemand hier- gab es leider keinen Jubel, nur in meinen Gedanken. Lächelnd setzte ich meinen Weg fort und als ich mein eigentliches Ziel erreichte, nämlich das Tanzstudio im obersten Stock, entglitt mir ein zufriedenes Seufzen. Ich war definitiv zu lange nicht mehr hier gewesen...

Wie immer dehnte ich mich vor dem Tanzen gründlich, wobei die Musik auf keinen Fall fehlen durfte. Während motivierende Musik von Taylor Swift durch die Lautsprecher drang, ging ich meinem normalen Dehnungsplan nach. Erst die Beine, dann den Rücken.

Für heute hatte ich mich dazu entschieden, mich weiter im Bereich des Bauchtanz und ähnlichem zu üben. Diese Art des Tanzens, macht mir nach wie vor am meisten Spaß, jedoch hatte ich noch nie meine Prioritäten darauf gelegt. Meine, beziehungsweise die Prioritäten meines Dads, lagen bisher auf Jazz, HipHop und etwas Ballett. Was wäre ich schon für eine Tochter, wenn ich solch eine anzügliche Art des Tanzens vergöttern, oder gar selbst ausüben würde...

Völlig vertieft in meinem Tun, was darin bestand, meine Hüften zu kreisen und sonstige Kurven meines Körpers zur Schau zu stellen, bemerkte ich nicht was um mich herum passierte. In meinem Kopf existierte zu diesem Zeitpunkt nur die Musik. Ich fühlte mich frei, keiner der einem sagt, was man zu tun oder zu lassen hat, keine Probleme und nichts, was einen aufhalten kann.

Zumindest sollte das so sein.

Lautes Klatschen ließ mich augenblicklich aus meinem Tun aufschrecken. Mein Kopf fuhr zur Stuhlwand, jedoch war niemand da. Jetzt werde ich auch noch schizophren... Dachte ich so für mich und zweifelte für einen kurzen Moment an meiner Wahrnehmung.
„Ich steh hier du Blitzmerker." Ertönte eine Stimme. Mein Kopf schnellte zur Türe, wo ich tatsächlich jemanden erblickte. Lewis lehnte im Türrahmen, seine Hände in den Hosentaschen. „Alter, gehts dir noch ganz gut, mich so zu erschrecken?!" Ich gab ein erleichtertes seufzen von mir und führte meine Hand zum Herzen, welches für einen Augenblick ausgesetzt hatte. Lewis lachte daraufhin nur und schubste sich vom Türrahmen weg. „Was machst du überhaupt hier?" Wollte ich dann von ihm wissen und kramte mein Handy aus meiner Tasche. Beim anmachen, sprang mir unwillkürlich die Uhrzeit ins Auge, es war schon fast halb acht. Wo ist diese Zeit bloß hin?