F O R T Y E I G H T

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Planlos lief ich über das Gelände. Es war mir egal wohin, Hauptsache weg. Weg von hier, weg von Lewis und weg von allen anderen. Ich wollte jetzt mit keinem reden, keinen sehen und auch niemandem erklären müssen, warum in aller Welt ich aussehe als wäre gerade eine Bombe in meinem Gesicht eingeschlagen.

Graue Wolken zogen sich über mir zusammen und der blaue Himmel verschwand gänzlich hinter ihnen. Schluchzend und wimmernd setzte ich mich auf eine Wiese, irgendwo hinter dem Paddock und ganz weit weg von Lewis.

Wie konnte er das tun? Wie konnte er so kalt und gefühllos sein? Mir wollte diese Frage einfach nicht in den Kopf gehen. Ich meine, da war etwas zwischen uns, das habe ich doch gemerkt. Aber vielleicht hat das auch einfach nur zu seiner Masche gehört? Erst hat er mich vergiftet, mich in seinen Bann gezogen und dafür gesorgt, dass ich mich in ihn verliebe, und dann hat er mich eiskalt abserviert, ausgenutzt und am Ende weggeschmissen wie ein altes Fahrrad. Gott, warum tat es so sehr weh? Wieso habe ich ihn überhaupt so tief in mein Herz gelassen? Eigentlich war es doch klar, dass ich für ihn nur ein dahergelaufenes Flittchen bin, was er als Sexspielzeug benutzen kann. Also, warum überrascht es mich?
Irgendwie hatte ich ja auch nichts anderes erwartet, und trotzdem tut es einfach nur weh. Es war die schlimmste Befürchtung, die ich bis gerade eben noch halbwegs verdrängt hatte, die sich nun bestätigt hat.

Eigentlich dachte ich immer, dass ich fähig dazu war, gut mit Wahrheiten klarzukommen, egal wie schwer oder fürchterlich sie sind. Doch das war ich wohl doch nicht. Ich war schwach. Zumindest wenn es um Lewis geht. Der Gedanke, für ihn nicht mehr als ein reiner Zeitvertreib gewesen zu sein, tat weh. Ich wollte nicht wahrhaben, dass es wirklich so war, obwohl ich es eigentlich wusste. Mein rational denkendes Ich wusste es. Mein naives, verliebtes Ich, hatte es nie zugelassen, diese Art von Gedanken. Nur warum? Warum verdammt, musste ich mich überhaupt in Lewis verlieben, das größte Arschloch von allen. Warum konnte ich diese Gefühle nicht für Max haben? So vieles in meinem Leben wäre einfacher, wenn Lewis nicht da wäre, wenn er einfach nie in mein verficktes Leben getreten wäre. Nur leider kann man das jetzt nicht mehr rückgängig machen. Ich kann es nicht ändern, dass ich auf seine Masche reingefallen bin. Ich kann es nicht ändern, dass ich zu naiv war um es zu sehen und ich kann es auch nicht ändern, dass ich ihn trotzdem liebe...

*

Sechsundzwanzig Tage und ein paar Stunden. So lange war es her, dass Lewis und ich das letzte mal miteinander gesprochen hatten. Die darauffolgenden Tage und Wochen verdrängte ich dieses Gespräch, versuchte so zu tun, als hätte es ihn nie in meinem Leben gegeben, aber ich vergaß nie, was er zu mir gesagt hat. Du dachtest doch nicht wirklich, dass da irgendwas zwischen uns ist, oder? Waren seine Worte. Sie brannten sich in meine Seele wie Lava in Stein. Aber ich versuchte nicht mehr daran zu denken, mich abzulenken. Alkohol, Drogen, alles war besser, als an ihn zu denken. An das was er getan hat. Denn mein Herz war in tausend Teile gebrochen, mit einem Satz, hat er es auf dem Boden zerschmettert. Wie ein Glas, als wäre es nichts... Und ich könnte ihm das niemals verzeihen. Aber genauso wenig könnte ich aufhören ihn zu lieben und vergessen, wie gut es mir in der kurzen Zeit ging, in der wir zusammen unsere Nächte verbracht haben. Niemals, werde ich das vergessen und es wäre gelogen, wenn ich sage, dass ich diese Zeit nicht vermisse, denn das tu ich. Ich vermisse es seine Lippen auf meinen zu spüren, ich vermisse das Gefühl, seiner schweißnassen Haut an meiner und ich vermisse dieses Gefühl von Schwerelosigkeit, einfach mal an nichts denken zu müssen. Das vermisse ich. Ich vermisse ihn.

Meine Umgebung stürzte in ihrer vollen Intensität auf mich ein, als mir bewusst wurde, dass ich an dem allem nichts mehr ändern konnte. Lewis war weg, für immer. Blinkende Lichter, dröhnende Musik und viele Menschen. Sehr viele Menschen. Ich wusste zwar, dass die BB, also die angesagteste Party der Gegend, beliebt ist. Aber damit, hatte selbst ich nicht gerechnet. In mitten eines riesigen Gartens fand ich mich wieder. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, drückte mir Romina ein Glas in die Hand. Dessen Inhalt war nicht mehr als irgendwas zu erkennen, rote Suppe, doch es war mir egal. Ich kippte es weg wie wenn es Wasser wäre. „Woah, da hat's aber jemand nötig..." Emilio lachte, woraufhin ihm Aiden auf die Schultern klopfte. „Mehr als das, Jungs..." War meine Antwort, während ich meinen Blick umher schweifen ließ. Die Leute standen verteilt um einen riesigen Pool, dessen Wasser im tiefsten blau schimmerte. Die Stimmung war ausgelassen, alle hatten Spaß. Und ich hatte es auch. Mit jedem Drink den ich zu mir nahm, wurde der Schmerz in meiner Brust erträglicher. Jeder Gedanke an Lewis wurde schmerzloser und meine Probleme kamen mir fast lächerlich vor.
Ich meine, was war schon mein Vater? Der Mercedes Teamchef hatte nicht die geringste Ahnung von dem hier, er war nichtmal da. Aber das meinte ich nicht, was hatten seine Taten für ein Gewicht? Was hatten Lewis Taten für ein Gewicht, wenn man sie sich einfach schöner trinken konnte?
Ein bisschen Vodka und alles wurde besser, einfacher. Ach wie schön das Leben doch sein kann, wenn es nur immer so wäre...

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now