F I V E

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Mit meinen Händen im Schoß, blickte ich aus dem Fenster. Eine ganze Woche war es nun her, dass ich mit Lewis in diesem beengend kleinen Raum eingesperrt war. Mein Blick flog durch die hellen, fast transparenten Vorhänge. Hindurch blitzte eine große Baumkrone, die Blätter von dieser waren in ein tiefes Grün getaucht. Man sah sogar ein paar einzelne Sonnenstrahlen hervorblitzen. Sie arbeiteten sich schwerlich durch das dichte Blätterdach und fielen anschließend auf den Boden. Der Himmel war ausnahmsweise auch mal dem April entsprechend, in ein sanftes Blau gefärbt. Neben einzelnen Wolken, flogen auch Vögel unter diesem. Am Fenster vorbei, jagten sie in die Ferne. Alles war so friedlich. Jedoch war dieser Frieden, im nächsten Moment schon Vergangenheit.

„Also, wir wären dann hier fertig." Mein Kopf flog zurück und fixierte mein Gegenüber. „Mir bleibt leider nicht mehr, als das zu sagen, was ich immer sage..." Er stoppte kurz und ich seufzte. Wie immer. Wie ich diese Worte hasse. Der alte Herr im weißen Kittel stand von seinem Stuhl auf und wir taten es ihm gleich. „Pass einfach auf, okay?" Lächelte der weiß haarige, während er meine Hand schüttelte. Ich nickte und machte mich dann auf, zur Türe. Meinen Vater verabschiedete er mit den Worten „Ich wünschte, wir könnten ihrer Tochter helfen..." und so gingen wir. Wie immer.

Während der Autofahrt versuchte ich jeglichen Gesprächen oder Augenkontakten aus dem Weg zu gehen. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Lust mir von meinem Vater anhören zu müssen, was ich zu tun und zu lassen habe. Es ist schließlich jedes Mal das gleiche.

Du musst auf dich aufpassen.
Denk doch nur an deine Mutter.
Willst du so enden wie sie?

Ich kann es einfach nicht mehr hören!

Ja, ich muss auf mich aufpassen.
Ja, ich denke an meine Mutter.
Nein, will ich nicht, aber ich kann es nicht ändern!

Ganz einfach.

Bei Mercedes angekommen, hielt ich direkt Ausschau nach einem ruhigen Plätzchen, wo ich mich hinsetzten konnte. Diesen besagten Platz, fand ich dann auf einer kleinen Wiese vor dem Bächlein.

Leeren Blickes lauschte ich dem Rauschen des glitzernden Wassers. Mein persönlicher Babysitter war derweil schon im Gebäude verschwunden. Wie so oft, hatte er mir nicht gesagt wohin, geschweige denn, warum er mich jetzt schon wieder hier hergeschleppt hat. Heute ist eben alles wie immer. Vielleicht sollte es aber auch so sein?

Nach einiger Zeit, in der ich einfach nur die kühle Frühlingsluft genossen und den Geräuschen der Natur gelauscht habe, steckte ich mir meine AirPods in die Ohren. Ich ließ meinen Rücken ins Gras fallen und schloss meine Augen. Über meine Schläfen rollten einzelne Tränen. Ich hielt meine Augen geschlossen. Durch meine Kopfhörer drang laute Musik von Beyoncé, die mich eigentlich immer ablenkt und auf gute Gedanken bringt, heute jedoch nicht. Weder konnte sie mich auf gute Gedanken bringen, noch etwas an meiner Situation ändern. Und die war so scheiße, dass niemand etwas daran ändern konnte, noch nicht einmal ich selber, selbst wenn ich es wollte. Aber würde ich das überhaupt? Diese Frage stellte ich mir des Öfteren. Will ich überhaupt etwas daran ändern? So ganz sicher bin ich mir dabei nicht. Es gibt nur eine Sache die ich ganz sicher weiß und das ist, dass ich jetzt nachhause will. Nachhause, wo ich mich in mein Bett legen kann, ohne von Menschen beim heulen beobachtetet zu werden.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, richtete ich mich wieder auf. Ich wischte mir die Nässe aus den Augenwinkeln und stand anschließend auf. Als erstes wollte ich zum Büro meines Vaters, wo ich ihn am ehesten vermute und ihm dann Bescheid sagen, dass ich gehe.
Ich ging die große Wendeltreppe im Eingang hoch, den Flur entlang, bis nach hinten. Torger Christian Wolff, stand es auf dem Schild neben der Türe. Sie war nur angelehnt. Ich wollte sie gerade ganz öffnen, als ich eine Stimme von drinnen vernahm. Ich weiß, lauschen sollte man nicht, aber ich konnte nicht anders. Irgendwas in mir sagte, ich solle hier stehen bleiben und das tat ich dann auch.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now