S E V E N T E E N

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Ein mehr oder weniger leises Klopfen, riss mich zurück in die Realität. Bevor ich auch nur irgendwas sagen konnte, öffnete jemand die Türe. Mein Vater tauchte in dessen Türrahmen auf und blickte mich verdutzt an. Dann fiel sein Blick auf den Boden. „Ist mir eben runter gefallen. Alles gut." Gab ich ihm auf seinen verwirrten Blick hin zu verstehen, was er mit einem skeptischen Nicken quittierte. „Ich wollte dich holen, wegen dem Essen. Die anderen sind schon da, wir warten nur noch auf dich."
Welches Essen?
Welche anderen?
Wer wartet auf mich?
Plötzlich überkam es mich. Heute ist Freitag. Wie konnte ich das nur vergessen? „Ich komme gleich, ihr könnt schonmal anfangen. Ich Putz das noch schnell." Schnellen Schrittes lief ich zu meinem Vater und drückte ihn aus dem Zimmer. „Aber beeil dich!" Erwiderte er noch, bevor ich hektisch die Türe schloss. Fuck, fuck, fuck. Was soll ich jetzt machen?

Um den Worten meines Vaters gerecht zu werden, beeilte ich mich die Scherben aufzusammeln. Dabei bedachte ich natürlich nicht, dass diese ganz schön scharf sind und ich mich daran verletzten könnte. Ein heißes brennen durchzog meine Hand und ich wimmerte auf. „Verfickte scheiße!" Mit der anderen umschloss ich das Handgelenk der schmerzenden Hand. Das Blut sammelte sich in meiner Handfläche und tropfte dann auf den Boden. So schnell ich konnte, lief ich ins Bad, wobei wahrscheinlich etwas von der tief roten Flüssigkeit auf den Boden tropfte. Mit Klopapier versuchte ich die Blutung zu stoppen, was zum Glück gut funktionierte. Vorerst beließ ich es einfach dabei. Mit zusammengeknülltem Klopapier, welches ich in meiner blutenden Hand zusammenpresste, ging ich nach unten. Das mit dem putzen, verschob ich auf wann anders.

„Na da kommt sie doch!" Kündigte mich mein Vater euphorisch klingend an, während er noch eine Weinflasche auf den Tisch stellte. Ich warf ein allgemeines Lächeln in die Runde und setzte mich dann auf einen freien Platz, direkt gegenüber von Lewis. Innerlich könnte ich meinen Vater gerade umbringen. Hätte er nicht wenigstens Bescheid sagen können, wer diese Leute sind? Wenn ich gewusst hätte, dass damit Val, Lewis und fünf andere Arbeitskollegen und Freunde gemeint sind, wäre ich jetzt nicht hier. Ich hätte die Chance genutzt und wäre abgehauen. Alles ist besser, als hier zu sitzen!

„Und wie läufts auf der neuen Schule. Du hast nur noch nächstes Schuljahr, oder?" Fragte jemand an mich gerichtet. Mein Blick flog zu dem Mann mittleren Alters. Ich kannte ihn, er war ein guter Freund und Berater meines Vaters, daher wunderte es mich auch nicht, dass er von der Schule wusste. „Ganz gut... Denke ich." Gab ich etwas schüchtern von mir. Große Lust jetzt ein Gespräch anzufangen, hatte ich nämlich nicht. Meine Aufmerksamkeit lag stets auf der Uhr, die an der Wand gegenüber von mir hing. Zu Aiden hatte ich gesagt ich komme so um zweiundzwanzig Uhr. Jetzt ist es acht. Ich habe also noch zwei Stunden, mindestens eine halbe davon, werde ich brauchen um überhaupt zu der Wiese zu gelangen... Die Frage ist nun also, wie ich hier schnellstmöglich wegkomme, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?

„Die Leute dort sind bestimmt super nett!" Plapperte er weiter, während mein Vater Wein in sein Glas schenkte. „Meine Tochter war auch auf dieser Schule und kann nur in den höchsten Tönen davon schwärmen." Seine Augen funkelten, als würde er dem wirklich Glauben schenken. Wie naiv.

„Nicht wirklich, eigentlich." Ich schob mich an der Stuhllehne hoch. „Die Menschen dort sind eigentlich sogar ziemlich asozial. Reiche schnösel Kinder eben, die denken sie wären das tollste auf dieser Welt." Mit einem leichten Lächeln unterstrich ich meine Aussage, was wohl bei Martin, dem Freund meines Vaters, aufgestoßen hat. Er sagte aber nichts. Niemand sagte etwas. Die kurze Stille die dann herrschte, wurde von meines Vaters Räuspern gelöst. „Möchte jemand griechische Vorspeise?" Nacheinander nahm sich jeder etwas von den verschiedenen Pasten auf den Teller, ich verzichtete freiwillig, nach essen war mir nicht. Meine Hand schmerzte und ich wollte einfach nur weg von hier.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now