F O R T Y T H R E E

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Schwerlich öffnete ich meine Augen. Die helle Vormittagssonne blitzte durch meine halb zugezogenen Vorhänge und warf ein ruhiges Schattenspiel auf den Boden. Nachdem ich kurz mein Handy gecheckt hatte, stand ich auf und ging auf meinen Balkon. Alles schien so friedlich und harmonisch. Der strahlend blaue Himmel ging perfekt in das tiefe Grün der Bäume über, das Zwitschern der Vögel machte das Bild perfekt und vollständig.

„Lange Nacht?" Grinste mir mein Vater entgegen, als ich ins Wohnzimmer lief. Ein müdes Nicken meinerseits sollte seine Frage beantworten. „Aber das ist doch gut, wenn er dir bei ein paar Aufgaben helfen konnte, oder nicht?" Ich nickte wieder nur, während ich mich auf die weiche Couch fallen ließ. In meinen Gedanken war ich noch in meinem Bett und schlief tief und fest, in echt lag ich hier auf dem Sofa, auf dem gestern die tollsten Dinge passiert sind und mein Vater hatte nicht den Hauch einer Ahnung... 

„Wir gehen hier um zwölf los, nur damit du Bescheid weißt und dann fertig bist." Mit diesen Worten verschwand er die Treppen hoch. Sofort fiel mir wieder ein was heute war. Der Dreh für diesen dummen IWC Werbespot. Um ehrlich zu sein hielt sich meine Lust in relativen Grenzen, das einzige was mich überzeugen konnte, war der Fakt, dass ich Lewis wiedersehe. Ich hatte schließlich nicht sinnlos zugesagt, das zu machen...

Um Punkt zwölf Uhr dreißig kamen wir bei dem Golfplatz an. Ich trug die Klamotten die mir im Voraus geschickt worden. Einen knallgrünen Rock, mit einem beigefarbenen Poloshirt. Zugegeben hielt ich nicht sonderlich viel von dem Outfit, doch was muss, das muss eben und ich konnte es nicht ändern.
Es waren bereits ein Haufen Leute am Set, die irgendwelche Dinge vorbereiteten. Ich begrüßte sie freundlich, bevor ich in die Maske ging. Das Geschehen zog wie im Film an mir vorbei, meine Gedanken übermannten mich und so bekam ich fast nichts von dem mit, was in der realen Welt passierte. Ich war immer noch völlig überwältigt von gestern. Das Gefühl, ihn bei mir zu haben ist wunderbar und ich möchte es am liebsten nie wieder missen. Aber der bittere Beigeschmack brannte wie Brause auf meiner Zunge. Der Abend war schön, keine Frage, aber was machte das aus uns?

Ich wusste noch immer nicht, was das zwischen uns war. Ich hatte Gefühle für ihn, das konnte ich nicht mehr verleugnen, aber liebte ich ihn? Hatte ich mich wirklich in Lewis Hamilton verliebt? Aber selbst wenn, selbst wenn ich mich in ihn verliebt hatte, konnte er diese Gefühle erwidern? Vielleicht war es für ihn etwas rein sexuelles, womöglich war unsere Vorstellung von Liebe ganz anders? Der Gedanke zermürbte mich förmlich, er hatte mich am Hals gepackt und drückte immer fester zu. Ich wusste nicht, wie lange ich es schaffte diese ganzen Dinge zu verdrängen, wie lange ich es aushielt so zu leben, mit dieser Ungewissheit. Aber ich wusste, dass ich es nicht ewig verdrängen konnte, auch die schönste Traumwelt stößt irgendwann an ihre Grenzen und dann zerplatz dieser Traum. Nicht in meinen schlimmsten Gedanken, möchte ich mir ausmalen, wie dieser Fall wehtun wird. Wenn du so plötzlich von der Wahrheit aus dem Leben gerissen wirst, ich möchte diesen Moment nicht erleben...

Als ich aus der Maske raus war sah ich, dass Lewis bereits da war. Der Brite kam gerade auf mich zu gelaufen, da verstand ich auch schon, warum mein Rock unbedingt Knallgrün und mein Oberteil beige sein musste. Lewis war genauso gekleidet. Seine grüne Hose schimmerte im Sonnenlicht und stimmte sich perfekt mit dem Rolllasen des Golfplatzes ab, auf dem wir gerade standen. „Grün steht dir!" Warf ich ihm breit grinsend entgegen. Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen und ganz nah an mich ran ziehen, doch das ging hier leider nicht. Nicht wenn wir von Kameras und Menschen umgeben waren, die das besser nicht sehen sollten... „Danke. Dir auch!" Er warf mir ein breites Lächeln zu, ich meinte sogar gesehen zu haben, wie er mit den Augen gezwinkert hat, als er mich einmal von oben bis unten gemustert hat.
Während wir so da standen und uns ein Bild von der Situation machten, waren noch zwei weitere Typen, Tom Brady und Marcus Allen, zwei American football Spieler zu uns gestoßen. Wir unterhielten uns kurz, bevor eine Frau zu uns kam, die uns eine kurze Zusammenfassung von dem gab, was wir gleich tun sollten. Im Prinzip war es simpel. Es gab eine Challenge, in der es darum ging, den Ball ins Loch mit der Fahne zu befördern und wer es mit weniger Schlägen schaffte, hatte gewonnen. Dann wurden Fotos gemacht und Interviews gegeben.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt