F O U R T E E N

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Bevor mich dieser Berg an Gedanken überrollen konnte, beschloss ich tatsächlich aufzustehen. Ich überlegte was ich jetzt am besten tun sollte. Draußen spazieren? Einfach hier sitzen und ins leere starren? Oder doch lieber ein bisschen Spaß haben. Ohne zu zögern fiel meine Wahl auf letzteres.

Ich stand also auf, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Der Alkohol, scheint sich gut in meinem Blut zu verteilen, neben Schwindel und ein wenig Kopfschmerzen fühlte ich mich auch ziemlich lustig. So lustig, dass ich lachen musste, als ich gegen die Wand wankte, um zur Türe zu gelangen. So viel dazu ich schaffe das alleine... Ganz bestimmt nicht.

Als ich die Türe, ohne ein weiteres Mal zu stolpern, erreicht hatte, öffnete ich diese. Der Hotelflur war leer, keine Menschenseele. Na ja gut, es ist bestimmt auch schon spät, weit nach null Uhr sicher...

Tatsächlich klappte das mit dem laufen und stehen immer besser, je länger ich es tat. Der Schwindel schwächte langsam ab und ich konnte halbwegs sehen wo ich hintrat.
Im Endeffekt fühlte ich mich wieder so nüchtern, dass ich es schaffte, mir kaum etwas anmerken zu lassen. Kaum in Anführungszeichen! Und das mit dem nüchtern sein auch.

Beinahe grob, klopfte ich an Lewis' Zimmertür. Nichts passierte. Ich tat das gleiche nochmal, länger. Nichts passierte. War er gar nicht da? Mit einem enttäuschten Seufzen ließ ich meinen Körper gegen die helle Wand fallen. Er ist nicht da... Meine Beine gaben unter mir nach, was wohl daran gelegen hat, dass ich doch noch Betrunkener war als gedacht und so saß ich irgendwann. Die Knie angewinkelt und den Kopf im Nacken. Ehrlich gesagt wusste ich selber nicht, warum ich überhaupt noch hier war. Eigentlich hätte ich einfach gehen sollen, aber ich wollte nicht. Irgendwas hielt mich davon ab.
Alkohol?
Müdigkeit?
Was anderes?
Vielleicht war es einfach das Verlangen. Verlangen nach ihm? Verlangen nach seiner Nähe? Oder das Verlangen danach, mich mit jemandem zu unterhalten, um von meinen eigentlichen Gedanken abzulenken. Die bestanden nämlich schon wieder darin, mir vorzustellen, wie das Leben hätte laufen können, aber wie es nicht gelaufen ist. Ich denke, dass so einiges anders gelaufen wäre, wenn meine Familie so wäre wie früher. Beisammen, für immer.

Schule, Freunde, Lewis. Vermutlich würde ich jetzt nicht jede Möglichkeit nutzen, um feiern zu gehen. Ich hätte anständige Freunde, wie es mein Vater sagen würde und ich hätte Lewis nie kennengelernt. Oder vielleicht doch? Ich weiß es nicht, aber irgendwie finde ich den Gedanken, dass wir uns vielleicht nie kennengelernt hätten, schade. Klar, ich hasse ihn, abgöttisch sogar. Ich war noch nie ein Freund von Leuten, die sich für was besseres halten, aber er hat ja auch andere Seiten. Und genau das, ist das Problem. Seine anderen Seiten. Als er mir geholfen hat, diese dumme Reporterin loszuwerden zum Beispiel, oder mir förmlich das Leben gerettet hat, als er mich in die Schule gefahren hat... Das sind Dinge, für die ich ihm mehr als nur dankbar bin. Nur bin ich mir nicht so ganz sicher, ob das sein Verhalten rechtfertigt. Wahrscheinlich ist - und wird er für immer ein Arschloch bleiben. Eins was ungeheuer gut aussieht und genau weiß was es will...

Plötzlich ging die Türe auf und eine dunkle Gestalt stand im Türrahmen „Liv?" Raunte mit eine verschlafene Stimme entgegen. Es war Lewis, der sich gerade die Augen rieb. So schnell wie ich es irgendwie auf die Reihe brachte, kämpfte ich mich zurück auf meine Beine. Die Wand tat mir dabei einen ungemeinen Gefallen, ohne die hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. „Was machst du hier?" Er öffnete die Türe ganz, die Verwirrung war ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich äh, also-" Stammelte ich verunsichert. Ich meine, ich wusste es ja selber nicht. Zumindest dachte ich das, bis es plötzlich aus mir heraussprudelte. „Kannst du mich küssen?"
Stille.
Habe ich das gerade wirklich gesagt?

Was hat sie gerade gesagt? Musste sich Lewis gedacht haben, als ich ihm diese Frage an den Kopf warf. „Was?" Fragte der Brite verwirrt, als hätte er mich nicht gehört. „Kannst du mich küssen?" Wiederholte ich, nur diesmal etwas leiser. Bevor er überhaupt antworten konnte, ging ich einen Schritt auf ihn zu und legte meine Lippen auf seine. Sie waren weich, genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Er schob die Verwunderung beiseite und erwiderte den Kuss.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFحيث تعيش القصص. اكتشف الآن