T W E N T Y E I G H T

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Der Tag ging voran, am Nachmittag war ich verwundert, dass ich alles so in der Zeit hinbekommen hatte. Alleine das Nägel machen beanspruchte mich zwei volle Stunden und davor war ich schon bestimmt drei bei Camilla gewesen. Neben ein paar kleinen Veränderungen am Kleid, die die Passform betrugen, haben wir uns sehr lange unterhalten. Am meisten über mich, aber auch ein bisschen über sie. Es war ein wenig, wie wenn man sich mit seiner besten Freundin ausgetauscht hat. Ruhig, entspannt und witzig. Genau das, was ich heute gebraucht habe. So konnte ich wenigstens für ein paar Stunden vergessen, wie mulmig mir vor diesem Abend ist.

Gedankenverloren blickte ich in den Spiegel. Um mich herum drei Menschen, die sich jeweils um meine Haare und mein MakeUp kümmerten. Jedoch nahm ich sie gar nicht mehr wirklich wahr. Ihre Münder bewegten sich, aber ohne Ton. Alles was ich klar und deutlich sah, war mein Spiegelbild. Hin und wieder wurde es zwar von jemandem verdeckt, doch selbst dann, hatte ich das Gefühl einfach durch ihn hindurchzuschauen.

Vielleicht war das doch keine gute Idee? Ich meine, Zusagen, dass ich mitkomme. Überhaupt je auf den Gedanken zu kommen, dass ich das schaffe? Leider kam mir diese Erkenntnis zu spät. Viel zu spät, und jetzt sitze ich hier, werde von MakeUp Artisten und ausgebildeten Friseusen für den Abend hergerichtet. Und ich war kurz davor mir on die Hose zu machen... Mein Herz klopfte, ungleichmäßig, schnell. Viel zu schnell.
Die Stimmen um mich herum wurden eine Spur lauter, als mein Handy vibrierte. Es riss mich förmlich aus meinen verzweifelten Gedanken, was vielleicht gar nicht mal so schlecht war. Meine Augen überflogen die Nachricht, während mir jemand Puder ins Gesicht pinselte. Ich musste auf der Stelle anfangen zu grinsen, als ich sah, wer es war.

Sobald ich fertig geschminkt war und nur noch meine Haare in Lockenwickler gerollt waren, gönnte ich mir eine kleine Pause. Bekleidet in Unterwäsche und Bademantel, verzog ich mich auf den großen Balkon unseres Apartments. Von hier aus hatte man die allerbeste Aussicht. Auf der einen Seite Berge, auf der anderen das Meer. Man konnte sogar den Hafen erkennen, wenn denn die Augen gut genug waren.

Bevor ich es vergaß, beantwortete ich Max' Nachricht. Er hatte mir über Instagram geschrieben, was an sich auch nichts besonderes war, da wir schon öfters ein bisschen hin und her geschrieben haben. Aber heute freute ich mich besonders.
Er ist nämlich das Ass in meinem Ärmel.

<Ja, ich komme auch. Wir sehen uns dann da, freue mich :)>

Antwortete ich schnell auf die Frage hin, ob ich heute auch bei dem Event sein werde.

Plötzlich öffnete sich die Balkontür. „Was gibt's denn so zu grinsen?" Fragte mein Vater und funkelte mich verwirrt an. „Nichts nichts." Gluckste ich, bevor ich wieder nach drinnen verschwand.

Nach ein paar Anpassungen, saß das Kleid perfekt. Es schmiegte sich an meinen Körper und der Tüll fiel mit Leichtigkeit auf den Boden. Zu guter letzt schlupfte ich noch in meine passenden Schuhe. Glitzernde Higheels, die das Outfit abschlossen. Ein letztes Mal betrachtete ich mich in dem riesigen Spiegel im Eingang. „Du siehst wirklich bezaubernd aus!" Übers Spiegelbild suchte ich den Augenkontakt zu meinem Vater. „Danke, Papa." Meine Mundwinkel zuckten. Ich hatte zwar eine Heidenangst, aber das wird schon. Das musste es einfach!

Du schaffst das, du schaffst das, du schaffst das! Ja, ich schaffe das! Das wiederholte ich die ganze Zeit. Die ganze Fahrt über, dachte ich nur an diese Worte. Ich war so sehr damit beschäftigt, mir einzureden, dass alles gut wird, dass ich nicht einmal bemerkte als wir ankamen.

Mein Herz pochte. Viel zu schnell, viel zu stark. Eigentlich hätte ich mir sorgen darum machen müssen, denn es fühlte sich beinahe so an, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen. Aber dafür hatte ich gerade wirklich keinen Kopf. Mein Kopf war voll und doch leer. So viele Gedanken kreisten um mich herum, doch ich konnte keinen von ihnen festhalten. Nichts was mir irgendwie Hoffnung gab, diesen Abend zu überstehen. Prüfend sah mein Vater zu mir, ich nickte und lief ihm dann hinterher.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now