S I X T E E N

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Alles wird gut, da bin ich mir sicher...

Seine Worte hallten in meinem Kopf nach. Ich würde alles dafür tun, dass alles gut wird, aber das wird es nicht. Wie soll etwas gut werden, wenn du das bittere schon Ende kennst? Um diese Frage, kreisten meine Gedanken noch eine ganze Weile. Die ganze Nacht, den ganzen nächsten Tag, den darauffolgenden und auch den danach.
Wie soll etwas gut werden, wenn du das bittere Ende schon kennst?
Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich weiß es einfach nicht. Vielleicht kann es aber auch einfach nicht gut werden und man muss eben damit leben, dass es nicht mehr besser wird? Schließlich kann ja nicht alles schön enden, oder nicht?

Das dachte sich Lily wahrscheinlich auch. Irgendwann weiß man einfach, dass es nicht mehr wird wie früher...

Sie ging die Treppen nach unten und wischte sich währenddessen, die immer nachkommenden Tränen aus dem Gesicht. Warum muss es so schwer sein? Mal funktioniert es und mal nicht. Mal lieben sie sich und mal streiten sie sich. Es ist toxisch.
Sie sind toxisch.
Entgegen der Dunkelheit lief sie weiter. Die Stille ummantelte sie in Kälte. Eisige Kälte. Sowohl von außen, als auch von innen. Ihr Herz wurde immer kälter, je länger sie an ihrer Beziehung festhielt. Eine Beziehung, die an ihren Kräften zehrte. Die ihr Leben veränderte, im positiven wie auch negativen Sinne. Sie hielt an ihm fest. Der Liebe ihres Lebens, dachte sie wohl. Rylee, ein junger, gut aussehender Mann. Was wollte man schon mehr? Das dachte sie sich auch, als sie sich auf eine Bank mitten im Wald setzte. Tränen übergossen sie, wie es der Schneeregen tat. Sie rannten ihr über die Wangen und hinterließen eine heiße spur.
„Warum kann es nicht einfach funktionieren?!" ihr Wimmern verging in der Dunkelheit. Als wäre es nie da gewesen. Stille war die Antwort. Nichtsbedeutende Worte? Natürlich bedeuteten sie etwas. Aber sie änderten schon lange nichts mehr.
Irgendwann kann man etwas kaputtes nicht mehr reparieren.
Irgendwann ändern Worte nichts mehr. Irgendwann sind es Taten, die bleiben und das Ende bestimmen...

Das leise Brummen meines Handys lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich schloss das Buch und legte es zur Seite, um dann die Nachricht zu lesen.
<Wir gehen zu der Wiese wo wir immer waren... Und ja natürlich, Alk haben wir auch ;)>
Ich wischte zur Seite um zu beantworten.
<Nice, ich komm so gegen zweiundzwanzig Uhr denke ich...>
Ich schickte die Nachricht ab und schloss mein Handydisplay wieder. Aiden schrieb nur noch einen Daumen hoch, wovon ich mich aber nicht weiter ablenken ließ und mich stattdessen ans lernen machte. Ich weiß, kein Mensch lernt Freitags am Nachmittag, aber ich kann ja auch nichts dafür, dass ich am Montag direkt Geschichte schreibe. Normalerweise wäre ich die letzte, die Freitags was für die Schule macht, jedoch darf ich diese Arbeit nicht verkacken. Ansonsten packt mein Vater weitere Erziehungsmaßnahmen aus und sperrt mich hier noch ein. Gut, das würde er bestimmt nicht tun, aber rausfinden will ich es auch nicht unbedingt...

Wie eine verrückte versuchte ich mir den Stoff hineinzupressen. Jahreszahlen, Städtenamen und die Namen wichtiger Menschen von früher. Was für ne scheiße, das kann ich mir doch niemals alles merken?! Weder bis Montag noch bis sonst irgendwann...

Irgendwann war ich so in meinem Bann drinnen, dass ich nichts mehr bemerkte, was um mich herum passierte. Die Wörter in meinem Buch verschwammen ineinander und Sätze wurden unlogisch. „Komm schon..." Stöhnte ich und massierte gleichzeitig meine Schläfen. Ich musste das jetzt einfach lernen, da kann ich so komische dissociative Anfälle nicht gebrauchen. Aber egal wie sehr ich es auch versuchte, es klappte einfach nicht. Als könnte ich nicht lesen. Als würde das was da in meinem Buch steht, hinter einer Milchglasscheibe stehen. Ich rieb meine Augen, kniff sie zusammen, aber es änderte nichts.

Schlussendlich wusste ich mir nicht anders zu helfen, als wie ich solche Probleme früher gelöst habe. In der zehnten Klasse, also das Jahr, in dem meine Mutter starb, hatte ich solch starke Konzentrationsstörungen, dass mir der Arzt Ritalin verschrieben hat. Ein Mittel was dein Gehirn hochleistungsfähig macht und dir hilft dich zu konzentrieren. Eigentlich hatte ich damit aufgehört, da es etliche Nebenwirkungen wie Depressionen, Angststörungen und Halluzinationen haben kann. In Fällen wie gerade, in denen ich einfach lernen muss, scheint es aber doch als eine gute Lösung. Vorausgesetzt man sieht den Begriff gut, als sehr weiten Begriff. Denn natürlich ist es nicht gut, das sind Drogen in den wenigsten Fällen. Andererseits ist doch bei einer Ausnahme nichts dabei, oder?

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFKde žijí příběhy. Začni objevovat