Wer ist der Mensch, der dich wirklich glücklich macht?

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

,,Du magst sie, oder?''

Ich wendete meinen Blick von Selina ab, die etwas weiter hinten stand und staunend vom Fenster aus auf Las Vegas hinabblickte, und sah zu meiner langjährigen besten Freundin Ally, die mich auffordernd musterte.

,,Was?'', fragte ich, da ich nicht verstand, was genau sie mir damit sagen wollte.

,,Selina. Sie scheint dich nicht kalt zu lassen und du hast offensichtlich Interesse an ihr'', warf sie mir vor.

,,Das stimmt nicht'', stritt ich ab, obwohl ich selbst sehr gut wusste, dass das sowas von gelogen war.

,,Wie lange kennen wir uns schon, Josh?''

,,Seit 10 Jahren'', beantworte ich ihr ihre Frage.

,,Ganz genau. Wir kennen uns schon 10 Jahre lang. Daher behaupte ich, dass ich dich ziemlich gut kenne. Bianca mag es vielleicht nicht sehen, aber ich sehe es. Deine Gefühle gehören eindeutig einem anderen Mädchen. Man muss nicht einmal ein Genie sein, um das zu erkennen.''

Sah man das etwa so deutlich?

,,Ich ...'' Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Sollte ich einfach weiterhin darauf beharren, dass sie mit ihrer Vermutung falsch lag? Dass ich mit Bianca glücklich war und mir nicht insgeheim ein ganz bestimmtes Mädchen wünschte? Ally war einer der Personen, denen man am wenigsten etwas vormachen konnte. Sie blickte hinter die Fassade und erkannte die Wahrheit, die man wie in diesem Fall vor ihr zu verstecken versuchte. Ich sah ein, dass ich nicht drum herumkommen würde, ehrlich ihr gegenüber zu sein. ,,Es ist kompliziert, Ally. Ich versuche Bianca gegenüber wirklich ein guter Freund zu sein. Aber irgendwie klappt das nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Mein Körper und auch irgendwie mein Kopf machen mir da einen Strich durch die Rechnung. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, doch beide scheinen bei Selina hängengeblieben sein. Und ich weiß, dass genau das mich zu einem verdammten Arsch macht. Wenn ich könnte, würde ich genau das abstellen, damit ich mich voll und ganz auf meine Beziehung konzentrieren kann. Ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun kann'', gestand ich ihr.

Ja, die Wahrheit tat weh. Doch manchmal musste man sie aussprechen, weil es einem hinterher sehr viel besser ging.

Ich war Ally dankbar, dass sie mich dazu gebracht hatte auszusprechen, wie es in Wirklichkeit in mir drinnen aussah. Sie würde mich dafür nicht verurteilen, weil das wahre Freunde nicht machten.

,,Du solltest mit Bianca Schluss machen'', gab Ally, nachdem sie ein paar Sekunden gegrübelt hatte, von sich. Sie betrachtete mich mit einem ernsten Blick, als wir beide gemeinsam während unseres Gespräches auf der Aussichtsplattform des Stratosphere Tower entlangliefen. ,,Du solltest nicht in einer Beziehung mit jemanden sein, die dich nicht glücklich macht. Das ist für keinen für euch beiden fair. Wenn du so weitermachst, wirst du niemals herausfinden, ob da etwas zwischen dir und Selina sein könnte. Du solltest das Risiko eingehen und sie fragen bevor es zu spät ist''

Sie wollte, dass ich Selina fragte, ob sie etwas für mich empfand?

,,Das geht nicht'', erwiderte ich sofort.

,,Warum nicht? Du bist doch sonst ein Mensch, der mutig ist und kein Blatt vor dem Mund nimmt.''

Warum nicht?

Weil es mir mehr an meinem Ego kratzen, als ich zugeben würde, wenn sie meine Gefühle nicht erwiderte. Weil ich eventuell gar nicht so mutig war, wie meine Umwelt von mir zu denken schien.

Ich war noch nie ernsthaft in jemanden verliebt gewesen. Es war ein Gefühl, das ich zuvor niemals gespürt hatte. Ich wusste dementsprechend absolut nicht, wie ich mit diesem Gefühl umgehen sollte. Von mir dachte doch jeder nur, dass ich nicht dazu fähig war, überhaupt jemanden aufrichtig zu mögen.

Mein Ruf, an dem ich in gewisser Weise selbst Schuld war, gab mir genau dieses Image. Bis jetzt war ich auch nie daran interessiert gewesen, eine ernsthafte Beziehung mit jemandem einzugehen.

Normalerweise blieb es bei einem Date oder einer gemeinsamen Nacht. Bei Bianca hatte ich da zum ersten Mal eine Ausnahme erlaubt.

,,Selina würde nie etwas von mir wollen, Ally. Sie ist viel zu gut für mich. Wir sind von der Art her sowieso viel zu unterschiedlich, es würde also niemals funktionieren'', gab ich zu bedenken.

,,Ich weiß nicht, warum du denkst, nicht gut genug für sie zu sein. Das stimmt nämlich nicht. Mag sein, dass du Mädchen in der Vergangenheit nicht gut behandelt hast. Ich kenne dennoch den wahren Josh Harrison. Dieser ist mir und meinem Bruder gegenüber ein mehr als guter Freund. Du bist aufrichtig und hast immer ein gutes Ohr für einen. Ich schätze deine Meinung und Ratschläge. Es gibt wirklich keinen Grund, warum du an dir selbst zweifeln solltest. Auch wenn du es selbst nicht zu glauben scheinst: Du hättest Selina verdient, wenn sie der Mensch ist, den du möchtest.''

Ich schaute zu Selina hinüber. Auf den ersten Blick wirkte sie nicht, als wäre sie jemand Besonderes. Doch das war sie für mich. Als wir uns das erste Mal begegnet waren, war ich davon ausgegangen, dass sie nur eine langweilige Streberin war. Sie war jedoch so viel mehr. Man konnte mit ihr heftige Wortgefechte führen, aber ebenso lachen.

Wenn man erst einmal ihr Vertrauen gewonnen hatte, öffnete sie sich gegenüber einem und zeigte Seiten an sich, die man so nicht vermutet hätte. Sie war mutiger als ich es wahrscheinlich jemals sein würde.

Und sie war innerlich so viel stärker, als man von ihr dachte. Das Einzige, was ihr ab und zu wirklich fehlte, war etwas mehr Selbstvertrauen.

Sie verglich sich schnell mit anderen und war der Überzeugung, dass diese besser als sie waren. Sie hörte zu sehr auf Meinungen von anderen und ließ sich von ihnen beeinflussen. Vielleicht konnte sie ja genau das eines Tages ablegen. Ich würde es mir zumindest sehr für sie wünschen.

Vom Aussehen her entsprach sie eigentlich gar nicht meinem Typ. Aus irgendeinem Grund war sie nichtsdestotrotz in meinen Augen sehr attraktiv. Am schönsten fand ich es, wenn man sie zum Lachen brachte und sie leichte Lachfältchen bekam.

Wenn man nicht aufpasste, konnte man sich in ihren großen brauen Augen verlieren. Sie besaß vielleicht nicht die Figur eines Topmodels, doch sie hatte einen Körperbau, der mir persönlich gefiel. Sie zwängte sich nicht wie Betty Mckenzie  in Tops, die möglichst viel Haut zeigten und trug keinen auffallenden Lippenstift.

Sie war eben eine natürliche Schönheit. Selina merkte noch nicht einmal, dass ihr von Typen hintersahen. Ich verstand es wirklich nicht, warum sie in dieser Hinsicht so blind war.

Sie würde ganz bestimmt jemand Großartiges finden, der sie zu schätzen wusste und sie gut behandelte. Jemand der das Gefühl von Sicherheit gab und zu ihr stand.

Jemand der Geduld mit ihr hatte und ihr zeigte, dass jeglicher Selbstzweifel von ihr unbegründet war. Es würde vor allem jemand sein, der nicht ich war.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Where stories live. Discover now