Klarheit und Verständnis

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Biancas Sicht:

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Biancas Sicht:

,,Ich kann dich sehr gut verstehen, Bianca'', versuchte Riley mich zu beruhigen. ,,Ich wüsste, um ehrlich zu sein nicht, wie ich reagieren würde, wenn so etwas herauskäme. Ich möchte dich dennoch darum bitten, auch Selinas Seite zu betrachten. Sie ist doch immer noch einer deiner besten Freundinnen."

,,Falsch, sie war einer meiner besten Freundinnen", verbessert ich sie. ,,Und warum sollte ich bitte schön das Ganze aus ihrer Perspektive betrachten? Das würde doch nichts daran ändern. Das, was sie sich da geleistet hat, zeigt sehr deutlich, wie viel ihr unsere Freundschaft wert war."

Ich wollte mich einfach nur in meinen Schlafsack verkriechen und alles vergessen. Und wenn ich es mir aufrichtig eingestand, dann tat mir der Streit mit meiner einstigen mehr als weh. Ich mochte gerade eine große Wut auf Selina verspüren, doch das hieß nicht, dass ich sie nicht schätzte.

Ich hatte keine unsere Mädelsabende vergessen, wo wie uns gegenseitig die Nägel gefärbt hatten. Wie wir gemeinsam am Strand gelegen hatten uns am gigantischen Ozean erfreut hatten.

Wie wir an der Promenade entlanggelaufen waren und Zuckerwatte gegessen hatten. Mir stiegen bei dem Gedanken, dass wir so etwas nie wieder tun würden, die Tränen in die Augen.

,,Hey Bianca'', stieß Riley aus und zog mich in eine feste Umarmung. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einem anderen Menschen die verletzliche Seite von Bianca Robinson zeigte. Die frühere Bianca hätte mich vermutlich genau dafür mehr als laut angeschrien. ,,Du darfst niemanden deine Verletzlichkeit zeigen, sie macht dich schwach!'', hätte sie wahrscheinlich aus Leibeskräften gebrüllt. Doch ich war in meiner Entwicklung weiter und sah ein, dass es keine Schwäche war. Es war eine Eigenschaft, die uns einfach menschlich machte. Es gab keinen Grund, sich dafür zu schämen. Verletzlichkeit war am Ende nur ein Zeichen dafür, dass man eine Person mit Gefühlen war. ,,Ich bin für dich da. Aber du solltest dir ebenso im Klaren sein, dass ich ebenso Selinas Freundin bleiben werde. Wenn du von ihr gerade einfach eine Auszeit brauchst, um das Ganze entsprechend verarbeiten zu können, ist das vollkommen okay. Ich lasse mich aber auf keinen Fall zwischen euch beide stellen. Mir tut es sehr leid, dass so etwas durchmachen musst. Manchmal muss man eben auf die harte Tour erfahren, dass es nicht für jeden ein Happy-End gibt, so wie uns es all die vielen Disney Filme vorleben. Ich weiß das tut jetzt weh, aber vielleicht müssen wir manchmal selbst unser eigener Prince Charming sein.''

Ich sah eine beste Freundin an und verspürte tiefe Dankbarkeit für ihre großartigen Worte. Ich brauchte am Ende niemanden an meine Seite, um beweisen zu können, dass ich gut und wertvoll war.

Ich konnte mir selbst diesen Wert geben. Ich wollte verdammt nochmal mir selbst diesen Wert geben!

,,Ich habe manchmal Angst davor, ich zu sein'', platzte es aus mir heraus. ,,Ich kann nicht mal ohne Push-Up und Schminke aus dem Haus, weil ich sonst das Gefühl habe, dass alle sehen, was für ein unsicherer Mensch ich doch bin.''

Es tat gut, es auszusprechend. Es heilte meine Seele und nahm mir eine enorme Last, von der ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich diese ganz allein gestemmt hatte.

Vielleicht musste ich ja nicht diese taffe Fassade aufrecht erhalten und konnte andere auch dahinter blicken lassen.

,,Weißt du, was ich mir selbst oft sage, Bianca? Sei laut und sag, was du fühlst. Lass dir von niemanden erzählen, dass du zu emotional seist. Sei witzig, wenn du dich danach fühlst und sauer, wenn du es bist. Sei emotional in den Momenten, in denen du es sein willst. Zieh an, was dir gefällt und nicht, was andere meinen, dass es gut aussehen würde. Steh zu deiner Meinung und vor allem zu dir als Person. Hör auf dein Bauchgefühl und lass dich genau so behandeln, wie du behandelt werden möchtest. Du brauchst keine Schminke, um andere davon zu überzeugen, dass du hübsch bist. Du brauchst ebenso wenig einen festen Freund, um zu beweisen, dass du wertvoll bist. Du bist genug. Nicht mehr und auch nicht weniger.''

Meine Freundin Riley war erstaunlich. Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der so viel Weisheit in sich besaß.

Der Teil in mir, der die richtige Bianca Robinson war, fühlte sich gerade unglaublich angesprochen und spürte, dass es stimmte, was sie da sagte.

,,Was ist wenn ich Angst habe, die wahre Bianca kennenzulernen?''

Das war meine allergrößte Angst. Ich fürchtete mich regelrecht davor, welchem Menschen ich begegnen würde, wenn ich alle Fassade sein ließ und mein wahres Gesicht zeigte.

,,Dann wird es erst recht Zeit, dass du sie kennenlernst'', erwiderte Riley selbstsicher, während sie mich noch immer in ihren Armen hielt. ,,Ich würde mich wirklich sehr freuen, diese Bianca kennenlernen zu dürfen.''

Es war noch sehr weiter und vor allem ein sehr steiniger Weg. Das schreckte mich jedoch nicht mehr ab.

Es gab nicht mehr den Weg zurück. Ich wollte mich nie wieder so unter meinem Wert behandeln lassen, wie es Toby getan hatte.

Ich wollte nie wieder mit einem Jungen zusammen sein, der mich nicht lieben konnte. Ich hatte so viel mehr verdient, als ich es mir selbst zugestehen würde.

Und nein, die Lösung war nicht, sich direkt in eine nächste Beziehung zu stürzen.

Ich musste erst mich selbst kennenlernen und daran arbeiten, dass Selbstliebe zu einer Selbstverständlichkeit wurde.

Am Ende waren wir schließlich der Mensch, mit dem wir das ganze Leben verbringen würden. Ich konnte nicht meinen Körper wechseln und einfach eine andere Person sein.

Ich war Bianca Robinson, das schwarze Schaf, das sich selbst nie gemocht hatte und damit sollte ab heute Schluss sein.

Niemand würde kommen und mich retten. Es lag in meiner Hand, was ich daraus machen würde.

,,Danke dir, Riley.''

Ich wusste gar nicht mal, wie ich eine Freundin wie sie überhaupt verdient hatte. Menschen wie sie waren selten und damit umso wertvoller.

,,Nichts zu danken. Dafür sind Freunde schließlich da. Und jetzt versuch zu schlafen. Es ist schon spät.''

Wir legten uns in unsere Schlafsäcke und obwohl ich vorhin nicht total wütend und aufgelöst war, hatte ich nun etwas innere Ruhe finden können. Wut half nicht.

Meine beste Freundin und mein Exfreund hatten sich gefunden und das musste ich akzeptieren. Natürlich wollte man, dass es in der Beziehung gut lief und man miteinander glücklich war.

Doch wenn zwei Personen nicht zueinander passten, dann war das Ganze aussichtslos. Selina und Josh hatten es vielleicht nicht auf die eleganteste Art gemacht, aber gegen die eigenen Gefühle konnte man schwer bis gar nicht gegen ankämpfen und das musste ich den beiden zugestehen.

Ich wusste es aus eigener Erfahrung, weil es mir mit Aubry so ergangen war. Sie hatte ebenso die Beziehung von mir und Josh beeinflusst, weil ich sie nicht vergessen konnte.

Ich hatte die ganze Sache noch nicht überwunden, aber mir waren plötzlich so viele Dinge klar, die im Dunkeln gelegen hatte, da ich ihnen nie die Chance gegeben hatte, das Tageslicht zu erblicken.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt