Ein etwas anderes Weihnachten

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

Selina und ich hätten es besser wissen und damit rechnen sollen, dass man kleine Kinder nicht zu lange unbeaufsichtigt lassen konnte.

Denn als wir mit der heißen Schokolade und den Keksen zurück ins Wohnzimmer kamen, waren die Rabauken spurlos verschwunden. Wir suchten überall im Haus, doch wir fanden sie nirgends.

Vor allem bei Selina sah die Panik riesengroß. Wir durchquerten die ganze die Nachbarschaft und fanden sie dennoch nicht.

Draußen schneite es immer heftiger und das machte das Ganze umso schlimmer. Wir liefen und liefen, schrien ihre Namen, jedoch kam nie eine Antwort.

,,Einer von uns hätte bei ihnen im Wohnzimmer bleiben sollen'', war Selina der Überzeugung

Ich verdrehte die Augen.

Was du nicht sagst ...

,,Schön, dass dir das jetzt einfällt. Doch um diesen Fehler rückgängig zu machen, ist es leider bereits zu spät, falls du dir das nicht bewusst bist.'' Bei dem Tempo, mit dem Selina lief, hatte selbst ich Probleme mit ihr Schritt zu halten. Ich folgte ihr mit etwas Abstand und hielt genauso wie sie sie Ausschau nach den Ausreißern. Und dann passierte etwas, was nicht hätte passieren sollen. So schnell, wie Selina lief, fiel ihr gar nicht auf, dass sich ihre Füße auf rutschigem Eis befanden. Ich hörte nur noch einen lauten Krach, kurz danach ihren Aufschrei und sah sie auf dem Boden liegend. ,,Scheiße! Selina bist du okay?'', fragte ich sie mehr als besorgt und versuchte ihr dabei zu helfen, aufzustehen.

,,Ich und okay?! Ich bin gerade auf Glatteis ausgerutscht und habe höllische Schmerzen! Die Kinder haben wir auch nicht gefunden! Und da fragst du mich allen Ernstes, ob ich okay bin?!'' brüllte sie, wobei ihr Tränen auf ihren Wangen hinunterliefen.

,,Versuch mal aufzustehen'', meinte ich ruhig. Wenn sie schon so verzweifelt war, dann durfte ich erst recht nicht einen Gefühlsausbruch haben. Ich hielt sie fest, als sie probierte ganz normal zu stehen und ihr linkes Bein absackte. Ich wollte nicht den Teufel an die Wand malen, aber ich hielt es für möglich, dass sie sich beim Sturz ihren Fuß gebrochen hatte. ,,Ich glaube, dein linkes Bein ist gebrochen'', teilte ich ihr meine Befürchtung mit.

Man mochte es kaum glauben, aber Josh Harrison hob sie hoch und trug sie wie in einem dieser viel zu kitschigen Liebeskomödien auf seinen Armen zurück nach Hause.

Das unglaublichste überhaupt war, dass wir, als wir bei ihr zuhause ankamen, im Wohnzimmer auf die sichtlich geschockt dreinblickenden Ausreißer trafen. Ich hätte sie alle am liebsten alle angeschrien, was sie sich dabei gedacht haben, einfach so abzuhauen und sie mehr als gerne mit einer Rakete auf den Mond geschossen.

Doch ich verzog ihnen sehr schnell, als sie mehrere Male betonten, dass es ihnen leidtat und mein Herz mit ihrem unschuldigen Hundeblick erweichten. Eine Standpauke gab es trotzdem, aber sie war nicht allzu hart. Die Hauptsache war ja, dass sie wieder da waren und es ihnen gut ging.

Ich begleite Selina und ihre Mutter, als die beiden zusammen ins Krankenhaus fuhren. Und da ich so eine Vorahnung hatte, dass Selina dort für ein paar Tage bleiben musste, packte ich eine kleine Tasche für uns, weil ich sie auf keinen Fall dort allein lassen wollte. Ich dachte sogar an ihr Weihnachtsgeschenk, das ich ihr unbedingt morgen geben wollte.

Nach einer Untersuchung durch den Arzt stand fest, dass ein Knochen in Selinas Bein tatsächlich durch ihren Sturz angebrochen war. Das hieß dann wohl, dass wir Weihnachten zusammen im Krankenhaus verbringen würden.

Weil wir nichts besseres zu tun hatten, schauten wir auf Selinas Computer mehrere Folgen von der Serie FBI Seattle. Irgendwann war ich so müde, dass ich die Augen schloss und einschlief.

Ich träumte davon, wie ich gemeinsam mit Selina am Strand saß und sie mir beichtete, dass sie für mich Gefühle hatte.

Wie ich ihr gestand, dass ich sie ebenfalls mehr als mochte und sie fragte, ob sie mit mir zusammen sein wollte.

Ich träumte davon, wie ich sie überglücklich in meine Arme schloss, sie küsste, wie wir danach am Strand entlangschlenderten und hinter uns die Sonne unterging.

Und obwohl das Ganze viel zu romantisch war, war es doch irgendwie schön. Es war schön, weil sie in diesem Moment mir gehörte.

***

Am nächsten Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, die ins Zimmer reingeschienen kamen. Ich öffnete meine Augen und sah auf die Uhr auf dem Nachttisch. Es war schon mittags!

,,Püppchen, wach schon auf! Oder willst du den ganzen Tag verschlafen?'', weckte ich kurzerhand Selina und rüttelte leicht an ihr.

,,Wie viel Uhr haben wir denn?'', fragte sie mich gähnend, als sie die Augen aufschlug.

,,Vierzehn Uhr.''

Sie setzte sich langsam auf, wobei sie darauf achtete, ihren zugegipsten Fuß nicht zu stark zu bewegen. 

,,Da du nun wach zu seien scheinst. Frohe Weihnachten, Püppchen'', wünschte ich ihr.

,,Frohe Weihnachten''

Wir umarmten uns und hielten uns für eine Weile einfach nur fest.

,,Ähm ich hab ein kleines Geschenk für dich.''

Hoffentlich wird sie es mögen ...

Ich reichte ihr das kleine Päckchen und sie betrachtete es unschlüssig.

,,Du kannst es ruhig aufmachen'', forderte ich sie auf. Selina riss das Papier auf und zum Vorschein kam die weiße Kamera, die ich extra für sie gekauft hatte. Wir hatten nicht ausgemacht, dass wir uns einander etwas zu Weihnachten schenken würden, aber ich hatte es mir einfach nicht nehmen können, wenigstens eine kleine Sache für sie zu kaufen. ,,Es ist nicht irgendeine Kamera. Das ist ne Polaroid. Die Bilder werden direkt nach dem Schießen entwickelt. Ich habe mitbekommen, wie du in Las Vegas alles Mögliche mit einer solchen Intensität angeschaut hattest, als würdest alles irgendwie am liebsten einfangen wollen, um die verschiedenen Impressionen mitnehmen zu können. Mit der Kamera kannst du nun zumindest alles, was dir ins Auge sticht, mit der Linse festhalten und hast eine Erinnerung zum Aufbewahren'', erklärte ich ihr.

Es hatte sich jedenfalls für mich nach einem Geschenk angefühlt, das ihr gefallen könnte.

,,Vielen Dank, Josh.''

Sie drückte mich fest und ich war mehr als froh, dass ich ihr scheinbar eine kleine Freude mit der Kamera gemacht hatte.

,,Ich habe leider nichts für dich'', beichtete sie mir und ich fand es überhaupt nicht tragisch.

,,Ach das macht doch nichts'', winkte ich ab.

An Weihnachten ging es doch nie um die Geschenke. Am wichtigsten war doch, dass man mit den Menschen zusammen war, die einem so viel bedeuteten. Auch wenn dieses Weihnachten anders ablief als geplant, war es toll.

Wir gingen zu den anderen in den Aufenthaltsraum, bastelten Sterne aus Papier und erfreuten an dem geschmückten Weihnachtsbaum.

Die Krankenschwestern organisierte lustige Spiele mit den Patienten und alle hatten ein großes Lächeln im Gesicht.

Es wurden Weihnachtslieder gesungen, sich zum Affen gemacht und es machte niemandem etwas aus. Jeder hatte seinen Spaß und amüsierte sich.

Das Fest der Liebe lag in der Luft und zog alle in seinen Bann. Ich verbrachte es mit dem Menschen, der für mich persönlich besonders war.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt