Abschiede Part 2

58 11 5
                                    

Joshs Sicht:

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Joshs Sicht:

,,Hey, ich bin wahrscheinlich die letzte Person, mit der du momentan sprechen willst. Aber ich hatte gehofft, dass wir uns wenigstens vernünftig voneinander verabschieden könnten.''

Selina sah mich entschuldigend an und auch mir tat es mehr als leid. Wir durften nicht in Streit auseinandergehen. Das war nicht richtig, nach alldem, was wir schon zusammen durchgemacht hatten.

,,Hör auf, du bist nicht die letzte Person, mit der ich in diesem Augenblick sprechen würde. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du den Mut gefunden hast, zu mir zu kommen. Um ehrlich zu sein, stehe ich schon eine ganze Weile hier, ohne wirklich zu wissen, wie ich dich hätte ansprechen sollen.''

Ich fuhr mir nervös durch die Haare und fühlte mich etwas unbeholfen. Doch gleichzeitig war ich ihr mehr als dankbar, dass sie auf mich zugekommen war und wir uns vernünftig voneinander verabschieden konnten, bevor ich gleich ins Flugzeug steigen würde.

,,Hättest du Lust, mit mir kurz in eine Ecke zu verschwinden, damit wir nur unter uns, uns vernünftig voneinander verabschieden könnten?'', bat mich Selina und das find ich wirklich schön.

,,Klar.''

Wir stellten etwas abseits von den anderen und blickten uns das erste Mal nach Wochen wieder in tief die Augen.

,,Auch wenn wir uns die letzten Wochen nicht viel zu sagen hatten, wünsche ich dir viel Glück, Josh. Dass du die nötige Kraft hast für Ellie, während der Scheidung eurer Eltern, da zu sein. Dass du dein Stipendium bekommst und diese innige Freundschaft mit Luke und Ally aufrecht halten kannst. Dass du stets Menschen um dich hast, bei denen du Du selbst sein kannst. Ich wünsche mir für dich, dass du irgendwann unbeschwert glücklich sein kannst und in der Lage bist deine Gefühle, wenn du welche für jemand hast, auszudrücken. Ohne Angst vor Zurückweisung'', wünschte sich Selina für mich und ihre Worte schenkten mir ein wohliges Gefühl, das ich mit jeder Faser meines Körpers aufnehmen versuchte. 

Sie machte sich also noch Gedanken um mich und wollte, dass ich am Ende glücklich war. Das tat unglaublich gut, zu wissen.

,,Das wünsche ich dir auch. Auch wenn es dich wahrscheinlich anfangs nerven wird, Pascal nun öfters bei dir zu Hause sehen zu müssen, wünsche ich dir, dass du ihn eines Tages als den neuen Mann an der Seite deiner Mutter akzeptieren kannst. Dass du weiterhin mit Ashley, Bianca und Riley befreundet bleibst und du in Oxford studieren kannst. Dass du deine Weltreise machen kannst. Sogar, dass du deinen tollen Traumprinzen irgendwann findest. Dass du dir deines eigenen Wertes bewusst bist. Ich wünsche dir jedes erdenkliche Glück dieser Welt für dich, Selina.'' Sie würde das schon hinbekommen. Da war ich mehr als zuversichtlich. Ich hatte noch nie einen so ehrgeizigen Menschen wie sie gesehen. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch und blieb dran. Ich nahm mir vor, mich davon inspirieren zu lassen und probieren sollte, dies auch so zu machen. ,,Versprich mir, dass niemand anderes sonst dich Püppchen nennen darf.''

Mittlerweile konnte Selina sogar über diesen Insider lächeln, obwohl er ihr früher verständlicherweise nicht gefallen hatte. Er gehörte nun dazu und meine Betonung, wie ich ihn aussprach, war etwas anders.

Ich sagte es nicht mehr, um sie zu ärgern, sondern ich meinte es eher auf neckende Weise, die wahrscheinlich viel zu sehr meine Zuneigung gegenüber ihr ausdrückte.

,,Abgemacht'', versprach sie mir hoch und heilig.

,,Dürfte ich dich vielleicht noch in den Arm nehmen?'' fragte ich sie und sie nickte sofort.

,,Dagegen habe ich nichts einzuwenden.''

Ich streckte meine Arme nach ihr aus und das Gefühl, sie nach Wochen an meine Brust drücken zu können, war so gut. Ich atmete ihren Duft ein und ich wollte sie am liebsten gar nicht mehr loslassen. Doch es ging nicht anders.

Ich prägte mir jedes noch so kleine Detail von ihr ein. Ihre braunen Augen, die mir einen kleinen Einblick in ihre Gedankenwelt gaben.

Ihre Lippen, von denen ich nur allzu gut wusste, wie sie sich auf meinen anfühlten. Die Lachfältchen, die sie bekam, wenn es ein echtes Lachen war. Ihr dunkles Haar, bei dem ich es süß fand, wenn ihr eine Strähne ins Gesicht fiel. Und natürlich auch der Rest von ihrem Körper, von dem ich sehr gut wusste, wie schön er auch ohne Kleidung war.

Ich wollte sie so gerne küssen, aber ich tat es nicht. Ich wusste nicht, ob sie es wollte und deswegen gab ich mich damit zufrieden, sie nur zu umarmen.

Als wir voneinander abließen, kam schon die Ansage, dass der Flug FM 980 nach Birmingham zum Boarding bereit war. Das hieß dann wohl, dass wir leider zu den anderen gehen mussten.

,,Du sollest zurück zu den anderen, oder willst du deinen Flug verpassen?'', machte Selina mich darauf aufmerksam, als alle damit begann, ihr Gepäck zu schultern und zum Schalter zu gehen.

,,Du hast wohl recht. Vermutlich solltest ich das.''

Wir gingen zurück, ich setzte mir meinen Rucksack auf und nahm mir meinen Koffer zur Hand.

,,Mach's gut, Macho. Stell keinen Blödsinn an, ja?''

Da musste sie sich keine Sorgen machen.

,,Versprochen. Mach's gut, Püppchen.''

Ich winkte Selina nochmals zu, als ich im Gang zum Flugzeug stand und damit war das der Abschied nach einem Jahr, das ich mit ihr verbracht hatte. In ein paar Stunden würde ich erneut bei mir zuhause sein und alles war beim Alten.

Und doch hatte sich etwas verändert. Ich hatte mich verändert und war nicht mehr der Josh Harrison, der hier angekommen war und gar nicht so richtig gewusst hatte, wer er eigentlich ist. Ich hatte viel gelernt und war deutlich reifer geworden.

Und wenn alles gut gehen würde, dann würde ich in ein paar Stunden einen Anruf oder eine Textnachricht von Selina bekommen.

Es lag ganz allein an ihr, was sie mit meinem Brief für sie machen würde. Ich war ruhig. Ganz egal, wie sie auf diesen schlussendlich reagieren würde.

Ich hatte ihr das geschrieben, was ich ihr noch sagen wollte und mehr konnte ich nicht mehr machen. Die Überwindung war groß gewesen, aber ich bereute es nicht.

Für seine Gefühle sollte man sich niemals schämen oder Angst haben. Sie waren berechtigt und in der Liebe musste man nun mal mutig sein und das Risiko eingehen.

Man musste das, was man wollte, klar kommunizieren, ohne dabei wirklich wissen zu können, ob die andere Person ebenfalls so empfand.

Es konnte natürlich passieren, dass man zurückgewiesen wurde. Doch es war ebenso möglich, dass die eigenen Empfindungen erwidert wurden.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Where stories live. Discover now