Sternschnuppen

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

,,Was machst du da, Püppchen?'', wollte ich von Selina wissen, die im Gras lag und nah oben zum Himmel sah.

Außer uns schien niemand draußen zu sein. Ich roch die harzige Luft des Waldes und ließ den nächtlichen Eindruck auf mich wirken. Man konnte ein leichtes Rascheln von Tieren vernehmen, die noch wach waren und ihre Verstecke beim Schutz der Dunkelheit verließen.

,,Ashley hat so laut geschnarcht, dass ich nicht schlafen konnte'', klärte sie mich auf und ich war mehr als erstaunt, dass wir zur gleichen Zeit hierher gefunden hatten, weil die Person, mit der wir uns ein Zelt teilten, nicht gerade leise war.

,,Luke ist auch nicht unbedingt ein ruhiger Schläfer. Er hat die ganze Zeit vor sich hin gebrabbelt.''

Ich hatte es kaum ausgehalten. Es hatte noch nicht einmal geholfen, mir ein Kissen über die Ohren zu tun, damit ich ihn nicht mehr so deutlich hören musste.

Irgendwann war ich genervt davon, gewesen, dass ich mich dazu entschieden hatte, das Zelt zu verlassen und an die frische Luft zu gehen. Natürlich musste es der Zufall wollen, dass ich dort auf das Mädchen traf, das ich nicht haben konnte.

Als wäre das nicht schon genug, musste ich, als ich mich zu ihr ins Gras legte, auch noch eine Sternschnuppe am dunklen Nachthimmel entdecken. Wenn das mal nicht ein Zeichen war, dann wusste ich auch nicht.

Ob uns oben jemand beobachtete und sich dachte ,,Ja, super. Lass die beiden aufeinander treffen und schick noch eine Sternschnuppe hinterher, damit es umso schöner wird''?

Ein Junge und ein Mädchen, die im Gras lagen und sich die Sterne ansahen, rief doch gerade zu nach Klischee und Liebesromanzen oder Filmen.

,,Schau mal, da ist eine Sternschnuppe.''

Mit dem Finger deutete ich auf die Sternschnuppe, die ich gesichtet hatte, damit Selina sie ebenfalls sah.

Für jemanden, der eigentlich gar nicht romantisch war, war das hier eine ganz neue und irgendwie auch positive Erfahrung.

Nicht, dass mich so etwas prinzipiell vom Charakter her ändern würde, aber mit Selina war es okay. Sogar mehr als das. Mir machte es nicht aus, dass es ein romantisches Setting war, weil es mit ihr war.

,,Wünsch dir was, bevor sie weg ist'', meinte sie und ich schloss kurz die Augen, damit ich mich ganz darauf konzentrieren konnte, welche Wunsch ich denn loswerden könnte.

Vielleicht war das ja nicht nur totaler Irrglaube, sondern brachte tatsächlich etwas. Vielleicht brachte es ja etwas, einer Sternschnuppe anzuvertrauen, was man sich wünschte.

Selina schien zumindest daran zu glauben, dass das funktionierte und deswegen wollte ich mich darauf einlassen.

,,Du kannst dir genauso was wünschen. Du hast sie schließlich auch gesehen'', machte ich sie darauf aufmerksam.

,,Pass auf. Bei drei wünschen wir uns beide was, einverstanden?''

,,Einverstanden'', willigte ich ein.

Wenn ich mir etwas wünschen durfte, dann durfte sie es auch.

,,Eins'', fing Selina an.

,,Zwei'', machte ich weiter

,,Drei'', sagten wir zusammen.

Ich wünschte mir, dass ich aufrichtig sagen konnte, was sie mir bedeutete. Keine Angst mehr vor möglicher Abweisung zu haben. Ich wusste, dass es mehr als unwahrscheinlich war, aber ich wünschte mir, dass es einen kleinen Teil in Selina gab, der mich mochte.

Mehr als nur als ein Freund, der für sie da war, wenn sie jemanden brauchte. Eher so in die Richtung von Verliebtheit.

Es musste total schwachsinnig klingen. Aber es war ebenso schwachsinnig, sich etwas zu wünschen, nur weil man eine Sternschnuppe gesehen hatte.

Mein Wunsch würde wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen, aber dafür waren Wünsche nun mal Wünsche. Sie mussten nicht unbedingt realistisch sein. Sie durften groß und ehrlich sein.

Schweigend lauschte ich Selinas Atem neben mir und mein Daumen strich über ihren Handrücken. Ich tat diese Geste nicht bewusst, eher wegen eines Gefühls, das mich gerade überkam.

,,Wenn noch eine Sternschnuppe vorbeiziehen sollte, kotzte ich einen Regenbogen'', prophezeite ich Selina lachend und probierte damit etwas Witz in die ganze Sache zu bringen.

,,Ein Vollmond, ein Mädchen und ein bisschen Händchen halten. Mehr verträgst du nicht?'', gab sie gespielt empört von sich und ich zog eine Grimasse.

,,Weißt du, ich finde Vollmonde eigentlich viel cooler als Sternschnuppen'', verriet ich ihr.

,,Finde ich nicht. Sternschnuppen sind selten zu sehen. Es gibt sie, aber sie ziehen nicht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich. Man kann sie leicht übersehen. Sie sind unscheinbar, aber schön. Etwas Besonderes.''

Es war seltsam. So wie Selina ihre Faszination für Sternschnuppen beschrieb, so empfand ich für sie. Sie war ein Mensch, bei dem man mindestens zwei Mal anblicken musste, um sie erst richtig wahrzunehmen.

Sie mochte es nicht, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie war schön und das nicht nur äußerlich. Sie musste niemandem etwas beweisen und schien hell und war zur gleichen Zeit etwas unscheinbar.

Ich hatte ihr Licht gesehen und hatte erkannt, wie besonders sie war. Ich würde in meinem Leben nie mehr auf einen Menschen wie sie treffen können.

,,Dann bist du meine ganz persönliche Sternschnuppe, Püppchen.''

,,Schleimer'', betitelte mich Selina und vielleicht war ich es auch.

Aber ich meinte es dennoch so, wie ich es gesagt hatte.

,,Hören das nicht Mädchen gern?'', warf ich ein.

,,Schon, aber ...''

,,Aber?''

,,Es ist irgendwie komisch, das aus deinem Mund zu hören. Ich hätte nicht erwartet, dass du so etwas sagen würdest. Schon gar nicht über mich.''

Selina wirkte von meinen Worten berührt und das freute mich. Selbst wenn mir dieser Gedanke spontan im Kopf entstanden war, war ich nun dankbar, ihn laut ausgesprochen zu haben. Weil sie diese Worte anscheinend sehr glücklich machten. 

,,Dann bin ich umso froher, dass ich es doch getan habe.''

Dieses Mal griff ich bewusst nach ihrer Hand und Selina zuckte nicht mal zurück. Ihre Finger griffen nach meinen und nahm die ganze Wärme, die von ihr ausging, in mich auf und hätte am liebsten, dass es für immer so bleiben würde. Egal, wie es mit uns weitergehen würde. Das hier, dieses Nacht würde sich in mein Gedächtnis eingravieren.

Als ich wieder auf meiner Matratze im Zelt lag, war Luke zum Glück nicht mehr am Murmeln. Ich schlief ich mit dem Gedanken ein, dass Sternschnuppen schöner waren als jeder Vollmond (vor allem wenn diese Selina Maynard hießen).

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt