Akzeptanz

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Biancas Sicht:

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Biancas Sicht:

,,Kann es sein, dass du zugenommen hast? Dein Arsch sieht in dieser Hose fetter aus als sonst'', bemerkte mein Freund Toby, als wir in meinem Zimmer waren und ich die Tür hinter uns schloss. Obwohl seine Worte mich kränkten, blieb ich ruhig, setzte mich mit ihm auf mein Bett und tat so, als wäre nichts. ,,Du solltest mal wieder dringend zum Sport. Das kann sich doch kein Mensch mitansehen'', machte er weiter und brach mich mit seinen Worten noch ein Stück mehr.

Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass eine Person, die einen liebte, nicht so etwas zu einem sagen würde. Schon gar nicht erst der eigene Freund. Und doch ließ ich es über mich ergehen, weil ich es nicht besser wusste.

Ich hatte nie von jemandem gelernt, wie eine gesunde Beziehung aussah und dass diese auf Augenhöhe beruhte. Deswegen nahm ich es hin, dass er so etwas zu mir sagte, weil ich vermutlich zu fett war.

,,Wollen wir einen Film angucken'', fragte ich ihn, doch er schüttelte nur den Kopf.

,,Keine Lust. Ich will lieber vögeln.''

Ich hätte nein sagen sollen. Ich hätte ihm erklären sollen, dass ich darauf keine Lust hatte. Dass er mich nicht so behandeln könne, als wäre ich ein Gegenstand, mit dem er tun und lassen konnte, was auch immer er wollte. Doch ich war zu schwach, um zu protestieren und ließ es einfach über mich ergehen.

Als ich am Abend unter der Dusche stand, wusch ich mir seinen Geruch und damit auch die Erinnerungen an den Nachmittag ab. Weil ich mich eben nicht daran erinnern wollte, schon gar nicht an seine Hände auf mir.

Meine Augen tränten und ich schluckte das bittere Gefühl einfach runter. Ich redete mir selbst ein, dass ich zu dramatisch sei und ich mich nicht so anstellen solle. Trotzdem rief mir mein Herz überdeutlich, dass es falsch war.

Dass ich so viel mehr verdient hätte, als Toby mir bereit war, zu geben. Ich hörte jedoch nicht auf mein Herz, weil ich wegen der Sache mit Aubry, mir angelernt hatte, diesem zu misstrauen. Also berief ich mich auf die Stimme, die mir sagte, dass ich eh nichts daran ändern könnte und die Dinge so akzeptieren sollte, wie sie waren.

So ging es dann weiter, Tag für Tag. Woche für Woche. Bis ich irgendwann den Schlussstrich setzte, weil ich nicht mehr konnte.

Und natürlich hatte Toby probiert, mir einzureden, dass ich mit ihm zusammenbleiben müsste, weil sonst angeblich niemand mit mir zusammen sein wollen würde.

Mit wurde erst durch meine Freunde klar, dass das zwischen uns absolut toxisch gewesen war. Dennoch bleiben Tobys Worte in meinem Gedächtnis.

Sie gingen nie ganz weg und begleiteten mich auch nach unserem Beziehungsaus. Seitdem wünschte ich mir jemanden, der mich vom Gegenteil überzeugen konnte.

Es hieß immer, dass man sich so behandeln ließ, wie man sich zu sich selbst war. Und das machte für mich Sinn.

Ich begriff irgendwann, dass ich mit Toby zusammen gewesen war, weil ich mich selbst so wenig mochte und mich dementsprechend so von ihm hatte behandelt lassen. Die Angst vor dem allein sein war zu groß gewesen.

Eventuell hatte ich mich deswegen dazu entschieden, mit Josh eine Beziehung einzugehen, als er mich gefragt hatte. Ich würde niemals behaupten, dass das mit uns beiden vollkommen schlecht war. Er hatte mir niemals das Gefühl gegeben, dass ich mich ändern müsse oder er über mir stand.

Im Gegensatz zu Toby hatte er mich gut behandelt und nie zu etwas gedrängt, was ich nicht tun wollte. Je mehr ich darüber nachdachte, desto bewusste wurde mir, dass er mir gezeigt hatte, dass es auch anders sein konnte.

Und vielleicht war aus diesem Grund die Frustration bei mir so groß, weil es nicht funktioniert hatte, obwohl es gut war.

Die Frage, wie es nun mit mir weitergehen sollte, blieb unbeantwortet. Josh war weg und ich war erneut auf mich alleingestellt. Das Einzige, dass ich mit Sicherheit sagen konnte, war, dass ich nie mehr mit jemandem wie Toby zusammen sein wollte und begriffen hatte, dass es nichts brachte, mit jemanden zusammen zu sein, der stärkere Gefühle für eine andere Person entwickelt hatte.

Ob ich es wahrhaben wollte oder nicht, ich hatte aus beiden Beziehungen etwas gelernt. Wie ich das gesammelte Wissen nutzen würde, blieb mir selbst überlassen.

Als ich nachts nicht schlafen konnte, dachte ich erneut über den Song nach, den ich heute gehört hatte. Wenn ich selbst nicht mein eigenes Zuhause sein konnte, konnte niemand sonst diese Aufgabe übernehmen. Vielleicht ging es ja gar nicht darum, einen anderen Menschen zu finden, der mich liebte, sondern ich musste erst einmal lernen, mich selbst zu lieben.

Keine Ahnung, wie das gehen sollte, wenn man sich selbst für das unbedeutende schwarze Schaf hielt. Niemand anderes konnte mir da weiterhelfen.

Also beschloss ich, dass ich mich bei der alten Bianca entschuldigen musste. Ich war nicht besonders nett zu ihr gewesen und hatte sie für Dinge angeschrien, für die sie nicht konnte. Also nahm ich mir mein Notizbuch, einen Kulli und begann zu schreiben.

Liebe Bianca,

Ich weiß, dass du es nicht unbedingt leicht hattest, weil dir Menschen in deinem Leben das Gefühl gegeben haben, dass du nicht so richtig bist, wie du nun mal bist. Wahrscheinlich wirst du niemals das, was sie zu dir gesagt haben, vergessen können. Du solltest dennoch wissen, dass es nur Worte waren und du dich nicht mit diesen identifizieren musst. Wer weiß, vielleicht ist es ja am Ende gut, das schwarze Schaf zu sein. Du bist anders und das ist okay.

Du brauchst niemanden, der dich liebt, weil du dein eigenes Zuhause sein kannst. Ich weiß, dass du es dir nicht unbedingt eingestehen möchtest, aber du hast deine beste Freundin Aubry mehr als nur freundschaftlich gemocht. Es bringt doch nichts, wenn du das weiterhin leugnest. Du wirst niemals herausfinden können, ob da eventuell mehr zwischen euch gewesen sein könnte, weil es dazu nun spät ist und du zu feige warst. Du bist noch nicht bereit, dich voll und ganz zu akzeptieren und Fragen zu beantworten, vor denen du Angst hast. Auch das ist in Ordnung.

Du weißt noch nicht, wie du dich selbst lieben kannst, da du nicht weißt, wie das gehen soll. Doch du machst gerade den ersten Schritt, indem du dir selbst diese Zeilen schreibst, weil du weißt, dass du diese Worte mehr als dringend gebrauchen könntest. Bitte verzeih mir, dass ich dich so wenig mochte. Ich weiß, dass ich das besser kann.

Alles Liebe

Bianca Robinson – das schwarze Schaf

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Where stories live. Discover now