Hör auf, davonzulaufen

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

Der Grand Canyon war in Realität noch viel atemberaubender als auf Bilder. Ich blickte auf die hinab in die tief klaffende Schlucht und musste schwer schlucken.

Die spitzen Felsen blickten von unten einem gefährlich entgegen und die Höhe, auf der wir uns befanden, machte es nicht unbedingt besser.

Es war faszinierend auf dem Glas entlangzulaufen und sich währenddessen umzuschauen, doch gleichzeitig war es auch mehr als beängstigend. Was für ein Glück, dass ich keine Höhenangst hatte. Dies wäre in dieser Situation mehr als schlecht.

Luke lief neben mir und blickte ebenfalls nach unten.

,,Kaum zu glauben, dass wir mal von oben auf den Grand Canyon hinabblicken würden'', gab dieser staunend von sich.

Ich nickte zustimmend.

,,So ein Ereignis darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen.''

,,Wie kommst du eigentlich mit deiner Austauschpartnerin aus? Sie ist ja sogar mit uns mitgekommen, als wir Abendessen gegangen sind und die Stadt erkundet haben. Wie es aussieht, scheint ihr euch allmählich zu verstehen.''

,,Ja, so langsam werden wir miteinander warm'', erwiderte ich. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich sie niemals wirklich gehasst. Nicht gemocht traf es eher. Immerhin hatte sie gleich eine Meinung über mich in ihrem Kopf gehabt, als wir uns das erste Mal begegnet waren und behauptet, ich sei nur ein dummer ,,Macho''. Vielleicht war aber auch ich daran Schuld, dass sie so über mich gedacht hatte. Ich war nicht gerade freundlich zu ihr gewesen und hatte sie als ,,Püppchen" bezeichnet. Machmal war der Mund einfach schneller als der Verstand. Zwischen uns war nun eine gute Freundschaft entstanden. Und genau das ärgerte mich in manchem Momenten, weil ... weil ich insgeheim mir mehr wünschte. Da waren diese Gedanken, die ich zu ihr hatte, die alles andere als freundschaftlich waren. Ob es verliebt sein war, wusste ich nicht. Niemand hatte mir bis jetzt erklärt, wie sich das anfühlte. Apropos Selina. Ich hielt Ausschau nach ihr und bemerkte, dass ich sie nicht auf Anhieb entdeckte. Irgendwo weiter vorne sah ich von hinten Bianca und Ashley, aber keine Selina. Das war nicht gut. ,,Ich muss mal kurz jemanden suchen. Du kannst gerne weiterlaufen. ich komme dann nach'', meinte ich zu Luke. Gelenkt von einer inneren Intention ging ich den Weg wieder zurück. Und tatsächlich. Mit etwas Abstand zu den anderen stand sie da und die Angst war ihr nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie war kreidebleich und wirkte mehr als angespannt.

,,Alles klar bei dir, Püppchen? Du siehst etwas blass um die Nase aus'', meinte ich zu ihr, während ich mich bei ihr bemerkbar machte, indem ich eine Hand auf ihre Schulter legte. Selina versuchte zu entkommen, doch ich ließ sie nicht. Ich blockierte ihr den Weg mit meinem Oberkörper und brachte sie damit dazu, dass sie stehen blieb. Selina versuchte zu atmen, doch es schien nicht so richtig zu funktionieren. Ihr Brustkorb hob sich, doch sie stieß keine Luft aus. Es war mehr als offensichtlich, dass sie gerade eine Panikattacke hatte. Ich erinnerte mich daran, was ich getan hatte, als meine Schwester Ellie früher Angst vor der Dunkelheit hatte. Man musste die Person dazu bringen, dass sie einen ansah und beim Atmen beobachtete. Man musste den Fixpunkt bilden, damit die Person einen Halt hatte, wo sie Sicherheit finden konnte. ,,Ganz ruhig, atme tief und aus'', wies ich sie beruhigend an. Selina folgte meiner Anweisung und schaffte es einmal tief einzuatmen. ,,Gut, schau mich an.'' Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und ihre mit Panik erfüllten Augen trafen meine. Um ehrlich zu sein, hätte ich sie am liebsten Huckepack genommen und von hier weggetragen. Aber das wäre wahrscheinlich in dieser Situation etwas zu überrumpelnd für sie. Zum Glück schien es etwas zu bewirken, dass Selina mich so intensiv ansah, denn sie stieß einem Atemzug nach dem anderen aus. ,,Wir gehen zum Bus und warten dort auf die anderen'', sagte ich entschlossen zu ihr.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Where stories live. Discover now