Schöne Abende mit der Familie

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

,,Ich will es noch einmal probieren'', verkündete Selina, als wir am Morgen in einem Park in der Nähe des Hotels spazieren gingen, um etwas frische Luft zu schnappen. ,,Ich möchte erneut zum Krankenhaus gehen und mit meinem Dad sprechen'', erklärte sie sich etwas genauer.

Ich fand es gut, dass sie nochmals probieren wollte. Nur weil das erste Treffen nach Jahren nicht besonders gut verlaufen war, hieß das nicht, dass es das Zweite genauso werden sollte.

,,Möchtest du, dass ich wieder mitkomme?'', erkundigte ich mich bei ihr.

Selina schüttelte den Kopf.

,,Nein, schon gut. Dieses Mal möchte ich es allein machen. Wenn aber irgendetwas sein sollte, rufe ich dich an'', versicherte sie mir.

Es war schwer, aber ich wusste, dass sie das hier allein machen musste. Niemand sonst konnte es für sie tun.

***

Ich bin froh, dass ihr gekommen seid'', begrüßte uns Melinda, die uns die Tür öffnete und uns ins Haus ließ.

Das zweite Gespräch zwischen Selina und ihrem Dad war gut gewesen. Die beiden hatten sich vertragen und eingesehen, dass es nichts brachte an der Vergangenheit festzuhalten. Die Beziehung zwischen Tochter und Vater war größer als die vergangenen Fehler.

Und weil Melinda und ihre Töchter zu ihrem Dad gehörten, wollte Selina ihnen eine zweite Chance geben und hatte ihre Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen eingenommen.

Ich staunte nicht schlecht, als ich wir in den Garten geführt wurden. Überall waren bunte Blumen zu sehen und etwas weiter vorne war ein Teich, wo Fische ihre Bahnen drehten. Es war das reinste Paradies und ich konnte mich an diesem Anblick gar nicht wegsehen.

,,Fühlt euch wie zuhause'', meinte Melinda freundlich und drückten uns einen bunten Cocktail in die Hand. Selina bekam einen Roten und meiner war Orange.

Kurze Zeit später kamen Melindas Töchter und wir setzten uns alle an den Tisch und stießen zusammen an.

,,Mom hat extra für euch ihre weltbekannte Spagetti Carbonare gemacht'', verriet uns Helen und lächelte uns an. ,,Ihr werdet sie bestimmt lieben.''

,,Ich habe nach dem Rezept meiner Mutter gekocht. Sie ist ursprünglich aus Rom'', erzählte uns Melinda.

,,Dann bist du also Italienerin'', schlussfolgerte ich.

,,Eccoci qua, sì,'', antwortete mir Melinda lachend. ,,Ich bin eine wahre Italienerin aus Leib und Seele. Meine Eltern sind, als sie jung waren, in die USA ausgewandert, weil sie geglaubt haben, sich dort ein besseres Leben aufbauen zu können. Wir haben dabei nie unsere italienischen Wurzeln vergessen. Das war mit der Grund, warum sie ein italienisches Restaurant eröffnet haben, welches ich nun übernommen habe. Für mich gibt es nicht besseres als den Geruch von frischer Pasta oder einer leckeren Pizza.''

Nun kam Melinda richtig ins Schwärmen. Sie erzählte von ihrer Nona, mit der sie in den Ferien Rom unsicher gemacht hat. Vom Eis essen bis zum Umfallen. Von hitzigen Diskussionen der Familie, als sie alle draußen saßen, da Italiener sehr emotionale Menschen waren.

Von beeindruckenden uralten Kirchen und anderen Sehenswürdigkeiten wie dem weltbekannten Kolosseum. Von Tagen am Gardasee, den angeblich einmalig schön sei und den man einfach gesehen haben musste.

Und irgendwann kam dann das Thema Selina und ich zur Sprache, setzte mein Herz wortwörtlich für einen Schlag aus. Ich erklärte, dass ich ihr Austauschpartner war und ein Jahr zusammen mit ihr leben würde.

Ich dachte, dass damit alles gesagt wäre, doch Melinda ließ nicht locker. Als sie fragte, wie lange wir denn schon zusammen seien, erhielt ich einen mehr als irritierten Blick von der Person, die rechts von mir saß.

,,Seit kurz vor Weihnachten'', ging ich auf Melindas Frage ein und schickte Selina mit meinem Handy heimlich eine Nachricht, wo ich ihr schrieb, dass sie einfach mitspielen sollte.

,,Dann kannst du ja auch gleich erzählen, wie wir zusammengekommen sind'', sagte das Mädchen, das mich nun mehr als neugierig ansah, nachdem sie ihr Smartphone weggelegt hatte.

,,Wir haben uns nicht immer so gut verstanden, müsst ihr ihr wissen. Aber irgendwann haben wir beschlossen, dass wir uns als Austauschpartner wenigstens ein weinig annähern sollten und da habe gemerkt, dass ich Selina mehr als mag. Auf einer Weihnachtsfeier haben wir uns dann das erste Mal geküsst und sind zusammengekommen'', plauderte ich, während ich mir ein getoastetes Brot mit Tunfischpastete auf den Teller tat.

Das war noch nicht einmal völlig gelogen. Aber Melinda und ihre Töchter mussten ja schließlich nicht wissen, wie kompliziert das Verhältnis zwischen uns war.

,,Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Es war alles so super romantisch'', machte Selina mit und griff nach meiner Hand, um wahrscheinlich vor den anderen zu verdeutlichen, dass wir ein Paar seien.

,,Also finde euch beide sehr süß zusammen'', mischte sich Noelle ein und grinste uns an. ,,Eure Augen beginnen ja schon bereits zu funkeln, wenn ihr über den jeweils anderen sprecht.''

,,Da kann ich dir nur recht geben. Selina und du seid ein tolles Paar'', stimmte Noelles Mutter zu, die uns mit der Hauptspeise versorgte, als alle mit der Vorspeise fertig waren.

Sie hatte nicht gelogen, als sie behauptete, dass sie die weltbeste Köchin sei. An sich fand ich meine eigenen Kochkünste ganz gut, aber Melinda übertraf es bei Weitem.

Es schmeckte so unglaublich lecker, dass ich für einen kurzen Augenblick die Augen schließen musste, um mich ganz auf die Geschmacksexplosion einzulassen.

Die Pasta war perfekt cremig und raubte einem noch den letzten Verstand. Ich war fast schon traurig, als ich bemerkte, dass mein Teller schon leer war.

,,Josh, komm schon. Nimm dir doch noch einen weiteren Teller. Du bist noch im Wachstumschub. Du verträgst das hier noch'', erwiderte Melinda, als sie meinen leeren Teller sah, den sie erneut mit Pasta befüllte.

Ich aß so viel, dass ich irgendwann das Gefühl hatte, jeden Moment zu platzen. Und wenn ich gedacht hatte, dass damit der Abend gelaufen sei, lag ich falsch.

Das ganze Essen wurde durch leckere Brownies gekrönt, bei denen die Schokolade im Mund schmolz, sobald man reinbiss.

Insgesamt war es ein mehr als toller Abend, an den ich mich definitiv zurückerinnern würde. Auch für Selina schien ihren Spaß zu haben. Sie lachte viel genoss genauso wie ich Melindas vorzügliches Essen.

Es waren alles sehr nette Menschen und ein Gefühl sagte mir, dass sie weiterhin in Kontakt mit ihnen stehen wollte, selbst wenn ihr Vater irgendwann nicht mehr leben sollte.

Sie waren nun Teil ihrer Familie und sie konnte weitere so schöne Abendende wie heute mit ihnen haben.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Where stories live. Discover now