Erste Beziehungen

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Vor sieben Monaten - Joshs Sicht:

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Vor sieben Monaten - Joshs Sicht:

,,Ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte dich hiermit fragen, ob du mit mir zusammen sein möchtest, Bianca'', fragte ich sie, als wir uns im Garten der Maynards befanden.

Ich wollte es einfach mal probieren. Ich hatte genug davon, dass Leute von mir dachten, dass ich absolut beziehungsunfähig war. Und ich wollte mich einfach von dem Fakt ablenken, dass es ein Mädchen gab, das ich nicht haben konnte, weil sie einige Mal schon deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie niemals etwas mit von mir wollen würde. Sie stand auf einen Typen mit blonden Locken, der so viele verschiedene Talente hatte, dass es fast schon nicht mehr normal war.

Bianca war gar nicht mal so unattraktiv und eventuell konnte sie die Ablenkung sein, die ich gerade dringend brauchte.

Sie war nett und hatte nie so gewirkt, als wäre sie besonders kompliziert. So, wie sie sich mir gegenüber benahm, war klar, dass sie Interesse an mir hatte.

Und damit meinte ich mehr als ein Date und eine Nacht. Als sie mich gefragt hatte, ob ich eine Freundin hätte, hatte ich zu ihr gesagt, dass ich keine Beziehungen einging.

Aber vielleicht war nun die Zeit gekommen, um es einfach mal zu probieren. Es konnte doch nicht schaden, mal zu versuchen, von jemandem der Freund zu sein.

,,Ja, ich möchte mit dir in einer Beziehung sein, Josh Harrison'', verkündete Bianca und dieses Gefühl tat gut. Klar war es gut fürs Ego, dass viele Mädchen mit dir schlafen wollten. Aber Selina hatte recht gehabt. Es machte auf Dauer nicht glücklich, wenn man praktisch, wie ein Wanderpokal herumgereicht wurde. Und jedes Mal mit einer anderen etwas zu starten, schon gar nicht. Es war eine Lüge gewesen, als ich behauptet hatte, dass ich keine Freundin hatte, weil ich es liebte, frei und ungebunden zu sein. Die Wahrheit war viel eher, dass es keine in Erwägung zog, mit mir zusammen zu sein. Wenn ich am Morgen die Augen aufschlug, dann waren sie schneller weg als erwartet. Alles was blieb, war die zerwühlte Bettseite und ich nahm das so hin. Bis jetzt war das auch vollkommen in Ordnung so. Es hatte mich bis jetzt nie gestört, dass ich anscheinend nur gut fürs Bett war. Bei keiner hatte ich irgendwie den Wunsch gehabt, sie als meine Freundin bezeichnen zu können. Man konnte ja auch einen Menschen nicht wirklich kennenlernen, wenn man sich nur für eine Nacht traf. Selina hingegen sah ich jeden Tag und sie faszinierte mich. Sie war nicht auf dem Kopf gefallen und sagte das, was sie wirklich dachte. Sie gab erst nach, wenn sie das letzte Wort hatte oder ihren Willen bekam. Sie konnte aber ebenso auch auf einen zugehen, wenn man nett gegenüber ihr war. Ich hatte noch nie einen Menschen kennenglernt, der wie sie war. Auf den ersten Blick waren wir natürlich sehr unterschiedliche Charaktere. Doch wir hatten starke Gemeinsamkeiten und ich verstand sie ab und zu weitaus besser als mich selbst. Wenn ich mir also jemanden aussuchen müsste, mit dem ich in einer Beziehung sein sollte, hatte ich sie am ehesten genommen. Aber das stand leider nicht zur Debatte. Also gab ich mich damit zufrieden, dass ich Bianca küssen durfte und damit war klar, dass wir nun Freund und Freundin waren. Der Kuss mit ihr war nicht schlecht, aber ich fühlte absolut nichts. Da war kein Kribbeln oder sonst was, das man wahrscheinlich in so einer Situation erwarten und fühlen würde. Ich ließ es mir nicht anmerken und lächelte sie an, als wir uns voneinander lösten.  ,,Wow, das war wirklich schön'', gab Bianca von sich und ihre roten Haare fielen ihr dabei in die Stirn.

,,Fand ich auch'', log ich und war etwas enttäuscht.

Es machte keinen Unterschied, dass ich sie als meine Freundin betitelt hatte. Das Mädchen mit den großen Püppchenaugen war immer noch dafür verantwortlich, dass mein Herz schneller schlug.

,,Du solltest wissen, dass ich noch nie wirklich einen Freund hatte, okay? Da war mal ein Typ, der hieß Toby. Aber ich weiß nicht, ob ich das als eine richtige Beziehung bezeichnen kann. Jedenfalls bin ich gerade mehr als aufgeregt. Wir kriegen das schon hin.''

Ich nickte Bianca zuversichtlich zu.

,,Okay, das schaffen wir schon.''

Ich musste doch einfach nur dafür sorgen, dass Selina nicht mehr meine Gefühlswelt beherrschte. Das konnte doch nicht so schwer sein ...

***

,,Findest du mich in dieser Hose zu fett?''

Ich saß auf Biancas Bett und schaute sie an. Sie stand vor dem Spiegel und die Verunsicherung war nur allzu deutlich in ihr Gesicht geschrieben. 

Was sollte den bitteschön an ihr fett sein?

Sie hatte doch durchaus einen schönen Körper und da war keine Stelle, wo man ein Fettpolster sehen könnte. Und selbst, wenn sie es wäre, würde ich ihr das als ihr Freund doch nicht so gefühlskalt ins Gesicht sagen. Das wäre einfach nur respektlos gegenüber der anderen Person.

,,Warum fragst du mich das?'', hakte ich nach.

Ich verstand absolut nicht, warum sie ausgerechnet mir so eine Frage stellte.

,,Ich möchte einfach nur deine ehrliche Meinung haben. Toby hat mir eingeredet ... dass ich angeblich abnehmen müsste, weil ich zu dick wäre. Er hat mir jedes Mal, als ich diese Hose angezogen habe, gesagt, dass mein Arsch in ihr wie bei einem Elefanten aussehen würde. Und er hat mich trotzdem hinterher gevögelt. Dabei hatte er nicht mal darauf geachtet, wie es mir dabei ging. Er ist viel zu grob mit mir umgegangen und es ging immer nur um seine eigenen Bedürfnisse. Sex mit ihm war einfach nur von Anfang bis Ende absolut furchtbar. Als ich am Abend dann in der Dusche stand, hab ich geheult und ich bin mir so benutzt vorgekommen. Ich war irgendwann sogar davon überzeugt, dass ich selbst das Problem war.'' Biancas Worte schockten mich zutiefst. Gott, was für ein Arschloch musste man sein, um so eine Person zu behandeln, mit der man auch noch schlief?! Das war doch nicht normal und mehr als toxisch. Ich musste Bianca irgendwie verständlich machen, dass das nicht okay war und ich sie niemals so behandeln würde. ,,Ich bin erbärmlich, weil ich es einfach hingenommen und nicht dazu gesagt habe, nicht wahr? Wir sind gerade mal seit drei Wochen zusammen und ich erzähle dir so etwas. Es tut mir leid. Vergiss einfach, dass ich es angesprochen habe.''

,,Quatsch, sag so etwas doch nicht'', widersprach ich ihr und zog zu mir auf die Matratze, damit wir nebeneinander sitzen und reden konnten.

Ich strich ihr beruhigend über den Rücken, als sich Tränenflüssigkeit in ihren Augen sammelte und sie tat mir unglaublich leid.

,,Dieser Toby scheint ein minderbemitteltes, selbstgefälliges Arschloch gewesen zu sein, das dir anscheinend dein Selbstwertgefühl nehmen wollte. Ich als dein Freund würde es mir niemals erlauben, etwas in dieser Richtung zu sagen. Du kannst anziehen, was du willst. Selbst wenn mir deine Klamotten nicht gefallen würden, würde ich dich nie auf diese hässliche Weise mit meinen Worten so sehr kränken. Und wenn dir etwas, das ich tue, dir nicht gefällt, dann sag es mir. Denn wenn du mit jemandem schläfst, dann geht es immer automatisch um beide Personen. Meine Bedürfnisse sind nicht mehr wert als deine. Du sollst auch das bekommen, was du möchtest und ich will auf jeden Fall wissen, was genau du dir wünscht und sich gut für dich anfühlt, okay? Bitte sei dir bewusst, dass das komplett falsch ist, was er dir da eingeredet hat.''

Meine Freundin schien mir zu meinem Bedauern nicht ganz zu glauben. Denn sie stand auf und zog sich die Hose wieder aus und tauschte sie gegen eine andere um.

,,Ich zieh doch lieber eine andere Hose an. Sie macht einfach keine schlanke Figur'', entschied sie für sich selbst.

Ich nahm es mit zähneknirschend hin. So war das, wenn man so lange sich Sachen anhören musste und man die Glaubensätze verinnerlicht hatte. Es brauchte viel, bis man von Gegenteil überzeugt wurde.

,,Wenn du dich dann wohler fühlst, mach es. Aber du solltest wissen, dass diese Hose dich nicht fett macht und du nicht fett bist'', verdeutlichte ich ihr meinen Standpunkt. ,,Lass uns jetzt etwas Essen gehen. Ich habe Hunger. Das soll schließlich ein schöner Abend werden. Ich habe immerhin dir nicht umsonst Rosen gekauft.''

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt