Es tut mir leid

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Joshs Sicht:

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Joshs Sicht:

,,Es tut mir leid, okay?'', entschuldigte sich Selina bei mir, als wir nach einer langen Autofahrt wieder in Kalifornien waren und uns nun am Abend in Selinas Zimmer befanden. Auf einmal tat es mir selbst leid, dass ich heute auf Abstand von ihr gegangen war, weil mir unser Streit von gestern noch in den Knochen saß. ,,Ich habe übereagiert. Du hast dich nicht wie ein Arsch verhalten und hast mich dazu noch verteidigt, obwohl ich dich nicht mal darum gebeten habe. Ich habe mich undankbar gegenüber dir verhalten.''

Das war ja mal etwas ganz neues, dass sich Selina Lauren Maynard entschuldigte. Diese Worte musste ich unbedingt besonders gut in mein Gedächtnis verwahren.

Soso, ich bin also doch kein Arsch. Gut zu wissen.

,,Wenn du vor mir auf die Knie gehst und dich noch einmal anständig bei mir entschuldigst, verzeihe ich dir vielleicht", antworte ich darauf, obwohl ich das nicht mal wirklich ernst meinte.

War ich denn jemals richtig böse auf sie gewesen?

Nein, eindeutig nicht. Ich fragte mich, ob ich das bei ihr überhaupt konnte. Selbst wenn sie meine Gefühle verletzte, war ich nicht sauer auf sie. Ich konnte es einfach nicht, weil sie Selina war und sie mein Herz gestohlen hatte.

,,Also ist zwischen uns wieder alles in Ordnung?'', wollte sich Selina versichern lassen.

,,Natürlich. Ich habe nur auf eine Entschuldigung von dir gewartet. Aber Spaß beiseite. Du solltest mehr zu dir und deinen Entscheidungen stehen, Selina. Ich weiß, dass du oftmals das Gefühl verspürst, dich gegenüber anderen rechtfertigen zu müssen. Aber das musst du eigentlich absolut nicht. Es ist dein Leben. Du kannst es so gestalten, wie du möchtest und vor allem tun, was du willst. Niemand anderes hat dir einzureden, was angeblich richtig und was falsch ist.''

Sie sollte wissen, dass sie am Ende das tun konnte, was sie wollte und sich niemandem gegenüber zu verantworten hatte.

Es war leichter gesagt als getan, doch wenn man sich erstmals dessen bewusst war, lebte es sich sehr viel leichter.

,,Ich werde es mir für die Zukunft merken", versprach sie mir und ich war froh darüber.

,,Gut.''

,,Könntest du ... könnest du dich zu mir legen? Ich möchte einfach nach diesem beschissenen Tag von jemanden in den Arm genommen werden", bat sie mich und ich war etwas verblüfft darüber, dass sie ausgerechnet mich danach fragte.

Wir hatten mittlerweile einige Male miteinander gekuschelt, so war das nicht. Aber ich hatte noch nie so eine Bitte aus ihrem Mund gehört.

Ich war nicht ihr Freund und so etwas machte man doch eigentlich nur, wenn man zusammen war. Das hieß dennoch nicht, dass ich es nicht wollte.

,,Okay, ich komm rüber.''

Zögernd stand ich von meiner Matratze auf und lief zu ihrem Bett. Ich hob ihre Decke an und legte mich zu ihr. Selina drehte sich zu mir um und wir küssten uns.

Ich hatte ihr Gesicht dabei in meinen Händen und ich wollte nicht, dass dieser Moment irgendwann verging, weil es sich anfühlte, als wäre ich bei ihr Zuhause angekommen.

Es war dunkel und ich konzentrierte mich allein auf die Empfindungen, die mich gerade überkamen.

Doch plötzlich spürte ich etwas Nasses auf meinem Gesicht, und mir wurde klar, dass Selina mich gerade aus Versehen angeniest hatte. Das ,,Hatschi" war zwar sehr leise, doch ich hörte es trotzdem.

Daraufhin musste Selina lachen und ich stieg mit ein. Konnte jedem doch mal passieren und ich fand das jetzt auch nicht so schlimm. Über sich selbst zu lachen, war doch sowieso die beste Medizin, die es gab.

,,Es gibt wesentlich bessere Wege, mir zu sagen, dass du mich nicht mehr küssen willst als mich anzuniesen'', beschwerte ich mich bei ihr.

,,Ich habe doch gar nicht auf dich geniest!'', verteidigte sich Selina, obwohl sie sich da nicht rausreden konnte.

,,Doch und ob du das hast. Das habe ich mehr als deutlich gespürt.''

Ich verzog die Nase zum Spaß und Selina sah mich entschuldigend an.

,,Sorry?''

Ich gab ihr noch einen letzten Kuss auf die Lippen und machte ihr Andeutungen, dass sie sich umdrehen sollte.

Ich verschränkte meine Arme um ihren Bauch und genoss es, sie in meinen Armen halten zu können.

Wenn ich gedacht hätte, dass es so schon schwierig war, die Grenze zwischen Freundschaft oder mehr zu ziehen, dann war es in dieser Situation umso schwieriger.

Ich wusste nicht, wie lange ich das machen konnte und da unbeschadet wieder rauskam, weil meine eigenen Gefühle mir da einen Strich durch die Rechnung machten.

Ich wartete auf den Augenblick, in dem ich ihr schlussendlich doch gestehen würde, dass ich in sie verliebt war.

Genau das durfte auf keinen Fall passieren. Wahrscheinlich würde Selina mich für verrückt halten und das zwischen uns beenden.

Deswegen sah ich nur eine Lösung:

Ich musste in Zukunft aufpassen und für ausreichend Sicherheitsabstand zwischen ihr und mir sorgen.

Das hier durfte nicht zu einer Routine werden. Ich durfte erst recht nicht nochmals mit ihr schlafen. Das hier mit ihr war schön, doch ich musste einsehen, dass es nicht auf Dauer war.

Ich würde bald wieder in Birmingham sein und Selina würde in Kalifornien bleiben und höchstwahrscheinlich einen Jungen kennenlernen, der ihr das gab, was ich nicht konnte.

Ich war nicht gut genug für sie. Ich würde immer der Macho bleiben, der es nicht schaffte, eine Beziehung mit jemanden zu führen. Der Eltern hatte, die Beweis dafür waren, dass nichts für immer war.

Ein perfekter Brice Stephens war doch schon eher jemand, der zu Selina passen würde. Vielleicht mochte ich ihn gerade nicht, weil er alles das war, was ich nicht sein konnte.

Er war wahnsinnig schlau und konnte super mit Tieren umgehen. Er war wie eine männliche Version von Selina.

Und ich?

Ich war irgendwie das komplette Gegenteil von ihr. Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung davon, was ich besonders gut konnte, außer für Drama zu sorgen.

Und doch hatte ich in Selinas Gegenwart das Gefühl, so viel mehr zu sein. Sie machte, dass ich eigentlich so viel mehr konnte, als ich mir selbst zutraute.

Und dafür würde ich ihr immer dankbar sein. Aber vor allem würde ich ihr dafür danken, dass sie mir gezeigt hatte, wie sich Liebe anfühlen konnte, auch wenn diese von ihrer Seite aus nicht erwidert wurde.

Band 2 der Living Reihe - Living for the lectures you gave me ✔️Donde viven las historias. Descúbrelo ahora