12. Kapitel

718 84 69
                                    

Fun Fact: Es gab einen Begriff für meinen jetzigen Blick und mein momentanes Verhalten

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Fun Fact: Es gab einen Begriff für meinen jetzigen Blick und mein momentanes Verhalten. Ey, Leute. Nur, weil ich ein kranker Vollidiot war und mich so gab, als würde mich das alles gar nicht interessieren – also mein Krankheitsbild und so – hieß das noch lange nicht, dass ich mich nicht auch etwas darüber informiert hatte. 

Ehrlich, ich hatte meine Hausaufgaben auch gemacht. Nicht so intensiv wie Noè, aber ich hatte auch ein bisschen nachgelesen, um mehr über mich und mein Verhalten zu verstehen. Und meine Augen – Lex nannte es den Zombie-Blick, was eigentlich ziemlich nahe an den eigentlichen Begriff herankam – trugen den Blick namens Borderline-Augen. 

Leere Augen, welche keine Emotionen ausstrahlen konnten. Mir sagten sie nicht viel, doch Barbara hatte Angst bekommen und Lex musste mit einer guten Lüge ankommen. Der Arzt hatte mich bei der verdammten Nachkontrolle auf Drogen, wie Weed und Xanax testen wollen, weil er sich meine Augen nicht hatte erklären können. 

Also, wie gesagt, mir sagten die Augen nicht viel, aber Lex wusste ganz genau, was los war. Derealisation, Dissoziation. Ein Tief, ohne die Tränen und Schreie. Keine Wut. Bloß eine leere Hülle an Mensch, welcher alles egal war. 

Das Meeting war so echt akzeptabel gewesen und irgendwie mochte ich es mittlerweile am meisten, wenn ich in diesem Modus war. Keine überwältigenden Gefühle, kein Stress, kein Schmerz, der mich in die Knie zwang. Dafür war es dann aber umso unerträglicher, wenn ich wieder wechselte und im Nachhinein realisierte, was ich in diesem Zustand für Mist abgezogen hatte. 

Aber egal. Das war alles nicht so wichtig. Ich hatte Lex und den Fahrer dazu überreden können, mich bei Noès Uni herauszulassen. Ich hatte ihr mehr oder weniger versprochen, heute kurz vorbeizukommen. Sie hatte bis eben Vorlesungen gehabt und chillte es jetzt in ihrer geliebten und heiligen WG. Chillen, lernen... Same thing. 

Ich schaffte es gut unbemerkt zu ihnen. Und sie öffnete mir grinsend und mit rosigen Wangen die Tür. Diese dummen Zwillinge waren nicht da, was ich schonmal gut fand. Und diese Wesley war anscheinend in ihrem eigenen Zimmer und schlief. Noès Grinsen zerfloss jedoch schnell wieder, als sie hoch in meine Augen blickte. 

Ich konnte ihr ablesen, dass sie sich direkt Sorgen machte, weshalb ich abwinkte. «Alles gut, lernst du immer noch?» Ich zog die Tür hinter mir zu und zog mir die Turnschuhe aus. «Ja, aber ich leg' jetzt eine Pause ein. Was meinte der Arzt heute? Du hast mir ja geschrieben, dass ihr eine Nachkontrolle machen wart.» Ich zuckte mit den Schultern und lief an Noè vorbei, in ihr Zimmer. 

Ihr Laptop war offen auf ihrem Bett, zusammen mit ganz vielen offenen Büchern und ihrem Handy, das leise Musik abspielte. Ich musste sanft schmunzeln, als ich meine eigene Stimme hören konnte. «Hab' mich gut von der Nikotinüberdosis erholt. Aber ja, muss halt aufpassen und immer noch mehr essen.» «Dann ist ja gut.» Sie machte die Musik aus und räumte ihre Unterlagen weg. 

«Und wie geht es dir sonst? Hab' dich vermisst.» Sie legte ihre Arme um meinen Nacken und ich schaute nieder in ihre schönen, smaragdgrünen Augen. «Wir haben uns nur knapp einen Tag nicht gesehen.» «Ja, aber vermissen kann ich dich ja trotzdem.» Ihre Arme von meinem Nacken lösend, wandte ich mich von ihr ab und zog mir meine Jeansjacke aus. «So krass kannst du mich wohl nicht vermissen, wenn du nicht mit mir zusammen leben willst.» 

Painkiller 2.0Where stories live. Discover now