33. Kapitel

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Schweigen

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Schweigen. Zugegeben, ich wusste auch nicht wirklich, was ich sagen konnte oder überhaupt durfte. Samantha hatte sich mir geöffnet, als wir zusammen auf einen Arzt in der Notaufnahme gewartet hatten. 

Sie war sich ihren Taten bewusst und sie schämte sich. So von ihrem Sohn gefunden zu werden. Es hatte sie zerstört. Sie hatte sich bei mir entschuldigt, um Dario und Giorgia gebeten und sich kaum mehr eingekriegt. Sie hatte Angst, bat um die Hilfe meines Vaters und ihrem Coach. 

Sie fürchtete sich vor dem Krankenhaus, wollte nicht wieder weggesperrt und als Irre abgestempelt werden. Es war mir ganz schön ans Herz gegangen. Mom würde nun wissen, wie wir Sam am besten helfen konnten, doch leider waren mir und vor allem auch Dario nun die Hände gebunden. 

Dario schwieg. Wir liefen den Flur runter zu seinem Hotelzimmer. Meins war nur wenige Türen weiter und Dario musste sich kurz an seiner abstützen, während er nach der Karte in seiner Hosentasche suchte. Ich hatte meine schon in der Hand, doch ich schob sie zurück in meine Handyhülle, weil mein Unterbewusstsein mir sagte, dass ich sie nicht brauchen würde. 

«Danke für deine Hilfe. Wegen eben.» Dario wagte es nicht, mich anzuschauen und versuchte mit seiner zitternden Hand, die Karte durch den Schlitz zu ziehen. Er verfehlte immer wieder. «Kein Ding», meinte ich nur. Sollte ich ihm helfen? Wollte er meine Hilfe? Aber nein, es piepte und er schob seine Tür auf. 

«Bis später, ja?» Ich nickte, doch Dario hatte nicht wirklich auf meine Antwort gewartet. Er war schon halb in seinem Zimmer, als ich nachfragte, «Bist du dir sicher, dass du jetzt allein sein willst?» Die Antwort kam schnell und gefährlich, «Ja, ich brauche dich nicht.» Er ließ die Tür hinter sich zufallen. «Ging das letzte halbe Jahr auch ohne dich.» 

Meine Reflexe übernahmen. Ich stoppte Darios Zimmertür mit meinem Fuß und schob sie wieder auf. Ich folgte ihm ins Zimmer. Nur weil es ohne mich funktioniert hatte, musste er das jetzt nicht immer allein ausbaden. 

Ich denke, er realisierte nicht, dass ich ihm gefolgt war und war bereits in seinem eigenen Film. Mein Gespür und Bauchgefühl bei Dario hatte sich also nicht verschlechtert. Es bannte sich etwas an. Dario war überfordert. Roxy war wahrscheinlich bei Lex, denn ihre Spielsachen lagen alle sauber verstaut in ihrem großen Korb. 

Dario seufzte und riss die Minibar auf. Ich wollte ihn fragen, woran er dachte, doch er langte nach mehreren Glasfläschchen und drehte den Deckel der ersten mit Daumen und Zeigefinger ab. Ich konnte gar nicht schnell genug reagieren, da kippte er sich die wahrscheinlich sehr bittere Flüssigkeit den Rachen runter. Dario verzog das Gesicht als er das nun leere Fläschchen zur Seite stellte und sich ans Nächste machte. 

Das waren keine Ginger-Shots, nein. Auf dem Etikett stand in schöner Schnörkelschrift «Bacardi». Ein zweites leeres Fläschchen folgte, «Wodka». Das dritte fiel, auch leer, daneben um und klirrte. «Hey, Dario.» Ich schritt hastig ein und nahm ihm das vierte Fläschchen aus der Hand. Ich schob ihn von der Minibar weg und drückte ihn auf seine Matratze. 

Painkiller 2.0Where stories live. Discover now