16. Kapitel

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Ich hatte Angst

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Ich hatte Angst. Es zerriss mich und ich wusste, dass dies von meinen Verlustängsten kam und mich deswegen so terrorisierte. Das Schlimmste, was man mir antun konnte, war mich zu ignorieren oder den Kontakt zu mir abzubrechen. 

Klar, tat es weh, wenn man mich verließ, mir den Laufpass gab, doch ich schätzte es doch als Borderliner, wenn man ehrlich mit mir war. Wütend und nachtragend würde ich so oder so sein. Ehrlich oder nicht. Und, dass ich von Noè nichts mehr hörte, machte mich fertig. Ich ging die Wände hoch und wenn Lex nicht hier wäre, wüsste ich nicht, zu welchen Mitteln ich bereits gegriffen hätte, um Noès Stimme wieder hören zu können. 

Ich hatte heute einen Ruhetag. Gestern hatte ich das Interview mit Ellen und eine Studiosession am Abend mit Ben gehabt. Mehr nicht. Und heute durfte ich Pause machen. Es funktionierte besser als zuvor, doch oftmals war mir doch alles immer noch zu viel. Ich bekam das Gefühl, dass sich das nicht mehr ändern würde, aber ich würde mich hoffentlich daran gewöhnen. 

Lex und ich hatten heute früh wegen eines Lofts geschaut und einen Makler angefragt, der mich dabei unterstützen würde, was Passendes zu finden. Ob ich das Loft immer noch in New York kaufen wollte, war noch unklar. Ich hatte ihm also vorgegeben, dass New York, Los Angeles, Miami und Las Vegas okay waren. Alles ziemlich nahe beim Label, wenn's darauf ankam. Los Angeles wäre natürlich ideal, denn dann könnte ich immer direkt zu Ben ins Studio. Auch an freien Tagen und sogar alleine. Lex hatte locker dazu geworfen, dass ich mir irgendwann auch an jedem Ort ein Haus leisten könnte, was vielleicht stimmte, aber das interessierte mich gerade nicht. 

Ich hockte hier im Hotelzimmer und schaute mir Noès Nummer an. Es war Mittwochabend. Uni hatte sie keine mehr, oder? Sollte ich sie anrufen? Ich musste einfach ihre Stimme hören. Ich wusste ja nicht einmal mehr, ob wir offiziell noch zusammen waren oder sich eine unausgesprochene Trennung eingeschlichen hatte. Santiagos Worte kamen mir in den Sinn. Ich sollte Marco überzeugen. Noè hatte ich anscheinend schon auf meiner Seite. Aber was ließ ihn das denken? Wäre sie auf meiner Seite, wäre sie doch jetzt auch körperlich hier gleich neben mir, oder? Man... 

Ich rieb mir nervös die Stirn und trocknete sie ab. Panik- und Stressattacken waren leider meine treusten Begleiter geworden, seit ich hier alleine unterwegs war und nicht mehr wusste, ob sie mich noch liebte und wollte. Mir war schlecht und meine Hände krampften und taten höllisch weh. Aber ich griff doch wieder nach meinem Handy und wählte seine Nummer. Ich hatte Angst vor seiner Reaktion, aber ich musste mehr wissen. Wenn nicht ihre Stimme, dann seine. 

«Dario?» «Hi...», schaffte ich nur, denn jetzt hatte mich eine andere Art von Angst gepackt. Ich würde es nicht überstehen, wenn er mich wieder fertigmachen würde. «Was gibt's? Wieso rufst du mich an?» Ich stand staksig auf und lief nervös auf und ab, während ich nach den richtigen Worten suchte. 

«Ich-, Ich wollte fragen-,» Marco wartete und ich konnte ihn nur atmen hören. «Also, ich möchte Noè nicht stören oder wieder aufregen, weshalb ich dich fragen wollte, wie es ihr geht. Ist sie okay?» Schweigen. Marco blieb einige Sekunden ruhig. Er gab mir das Gefühl, etwas Schlimmes sei passiert. «Ist sie okay?», fragte ich nochmals kleinlaut hinterher und da seufzte er. «Sie ist okay. Etwas durch den Wind, aber okay. Sie musste die Uni wechseln und hatte die letzten zwei Wochen sehr viel Stress.» «Uni wechseln?» «Ja, die Medien haben nachgehakt und herausgefunden, wo sie zur Schule geht. Vor allem auch, weil sie dich bei der WG und an der Uni gesehen haben.» Also meinetwegen? «Das wollte ich nicht.» «Ist okay. Da kannst du nicht viel dafür, Dario. Aber Noè ist okay.» 

Painkiller 2.0Where stories live. Discover now