Kapitel 8a

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Flordelis Vanyeridis

Ihre Hand fand instinktiv den Weg zum Griffstück ihrer Waffe, als sich ihre Augen vom Anblick der Rauchschwaden lösten ... und stattdessen auf die Gestalten fixierten, die mit ihren Fackeln zwischen den Schatten der Bäume umherschaukelten. Mindestens zwanzig flackernde Flammenpunkte loderten zwischen den Stämmen, bewegten sich durch die Dunkelheit auf ihre Standposition zu.

Zunächst kaum mehr als ein Flimmern.

Wie weit entfernte Sternenpunkte am Himmelszelt über dem Kronland.

Dann deutlicher, größer wie die Glutfunken eines drohenden Unheils.

Schlanke Umrisslinien schienen unter dem Blattwerk zu tanzen; sie erinnerten Flordelis an die Dämonengeschichten, die an manchen Abenden in den Tavernen am Rand der Marschen ihre Runden machten. Sie wusste nicht mit Sicherheit zu sagen, welche der schwankenden Schattenrisse tatsächlich zu einer Person gehörten und wo ihr Verstand die Schemen der Äste als menschliche Konturen interpretierte. Ganz sicher befanden sich jedoch keine Dämonenfratzen oder sonstige Schauerkreaturen unter ihnen. Es war schlimmer.

Sämtliche Muskeln in ihrem Körper spannten sich an.

Sie fühlte sich auch ohne Bösgestalten aus der Andersweltkluft wie in ihrer ganz persönlichen Hölle unter den Bergen.

An den Söldner und ihr selbst verschuldetes Unglück gekettet.

Der Ironie der Welt ausgeliefert. Als Strafe für das, was sie getan hatte.

Schöpferkacke noch eins!

Wie Totengeister stiegen die Schatten der Geschöpfe nun aus der Dunkelheit zwischen den Bäumen, schoben sich durch das Astwerk an den Waldpfad zwischen den Stämmen heran und vertrieben die Geräusche des Waldes; die Tiere, das Rauschen des Windes, die Melodien der Nacht. Es war, als schluckte das Knistern ihrer rasselnden Schritte selbst das Licht der Sterne, um den Wald gänzlich in dem glutroten Leuchten ihrer Feuer erstrahlen zu lassen.

Flordelis zählte noch einmal.

Dreißig Fackeln.

Und wer wusste schon, ob sich neben den Fackelträgern noch andere, unbeleuchtete Gestalten befanden.

Ihre Füße stellten sich in Kampfposition, während die schwingende Seele in ihrer Brust beim Anblick der nächsten Gefahr zu zittern begann. Sie wusste, dass sie gegen eine solche Übermacht nicht viel würde ausrichten können. Erst recht nicht, nachdem sie ihre Reserven im Kampf gegen die Zirkone erschöpft hatte.

Dann noch der Marsch durch den Wald.

Die Kälte.

Die nervenzerfetzenden Gedankenkreisereien.

Da gab es nicht mehr viele Kapazitäten, die sie zu einem Ausweichplan hätte verwenden können.

Ihre Augen zuckten in einem Bogen zurück zu den Rauchschwaden des schmorenden Stiefels, der mit den schreitenden Sekunden zunehmend an der Nacht erkaltete. Ebenso war ihr, als würde etwas in ihrem Brustkorb zu Aschebröckchen zerfallen, wenn sie daran dachte, wie viel Kraft sie für eine solche Begegnung benötigen würde.

Sie spekulierte längst, wer sich in diesem Gebiet zu so später Stunde auf einem Waldpfad sammelte. Dabei hegte sie nicht das Gefühl, dass diese Begegnung gut für sie ausgehen würde.

Falls sie sich nicht irrte ...

... war ein brennender Schuh ihre geringste Sorge.

Denn die Gestalten, die dort auf sie zuhielten, interessierten sich überhaupt nicht für Kollateralschäden durch Pfeilbeschuss. Sie interessierten sich dafür, wer sie war.

Ein Schwert aus Rabenblut: Der Durst einer SeeleWhere stories live. Discover now