Kapitel 13: Manchmal doch lieber ohne

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Nach dem Essen machen wir mit dem Wohnwagen weiter. Nach einer Weile kommt Annika angelaufen. Meine beste Freundin wohnt nur ein paar Straßen von uns weg, im selben Neubaugebiet.

Annika: „Hallo Anne, hast du Zeit zu spielen?Â"

Anne: „Au ja, wollen wir zusammen Gokart fahren?Â"

Annika: „Ja!Â"

Anne: „Mama, dürfen wir?Â"

Beate: „Ja, aber nur hier im Neubaugebiet.Â"

Anne: „Mama kannst du uns das Gokart raus holen? Das steht ganz hinten. Annika, ich komme gleich, ich muss noch mal schnell rein.Â"

Ich renne in Marens Zimmer und gehe in die Hocke. Lieber noch mal schnell Pipi machen. Die Windel war sowieso nicht mehr ganz trocken. Aber mit Windel will ich lieber nicht mit Annika Gokart fahren, das ist mir irgendwie zu peinlich. Ich ziehe die Leggins runter und mache die Windel auf. Gut dass mir Mama eine Unterhose über die Windel angezogen hat. Ich ziehe die Hosen wieder hoch und rolle die Windel zusammen. So verschwindet sie im Windeleimer. Ich gehe Hände waschen und renne wieder runter.

Mama ist noch dabei, die ganzen Fahrräder aus dem Weg zu heben. Wir haben voll das coole BERG-Gokart. So was haben Stadtkinder nicht. Das gibt es nur auf dem Dorf, sagt Papa immer. Das hat uns letztes Jahr der Osterhase gebracht. Da war es für mich noch ein bisschen zu groß. Da konnte ich nur hinten auf dem zweiten Sitz sitzen. Aber dieses Jahr geht es, wenn der Sitz ganz vorne ist.

Annika springt auf den Fahrersitz und ich steige hinten auf. Das gibt bei uns nie streit. Das Fahren ist ganz schön anstrengend, da müssen wir uns sowieso immer mal abwechseln. Wir düsen los. Das ist so cool. Die anderen Kinder im Kindergarten sind immer neidisch, wenn sie mich damit sehen. Die meisten haben noch keins, zumindest die, die keine großen Geschwister haben.

Annika: „Wann fahrt ihr in Urlaub?Â"

Anne: „Am Freitag. Wollen wir zum Spielplatz und rutschen?Â"

Annika: „Okay, aber ich geh erst mal auf die Schaukel.Â"

Hier ohne Windel zu sitzen fühlt sich jetzt irgendwie komisch an. Da fehlt was zwischen den Beinen. Hm, bis gestern Nachmittag war das doch normal, da hatte ich doch nicht das Gefühl, das was fehlt. Egal. Eigentlich bin ich ja groß und brauche keine Windel. Ich werde rot. Gut dass Annika nach vorne schaut und mich nicht sieht. Ich glaube nicht, dass Annika lachen würde, die tröstet mich ganz oft, wenn ich einen Pipi Unfall habe. Die ist halt wirklich eine tolle Freundin.

Zwei Straßen weiter geht es zwischen den letzten Häusern durch, dann kommt erst noch ein Feld und dann der Spielplatz. Das ist der größte und neueste Spielplatz bei uns im Dorf. Papa sagt, der ist extra ein Stück von den Häusern weg, damit die Kinder bei den Leuten im Garten nicht so laut zu hören sind. Es gibt ein großes Klettergerüst mit Rutsche, ein kleines Spielhaus mit Babyrutsche, eine Babyschaukel, einen Sandkasten, ein großes Schaukelgestell mit zwei Schaukeln und eine Seilbahn.

Wir spielen eine ganze Zeit lang. Beim Schaukeln merke ich plötzlich, dass ich Pipi muss. Egal, dafür sind Pampers ja da, denke ich und will mich entspannen. STOPPP! Ich habe ja gar keine an! Das war knapp. Ich bremse. Bis heim oder bis zu Annika nach Hause ist es zu weit. Deshalb renne ich ins Gebüsch, das hinten auf dem Spielplatz ist. Ich ziehe die Leggins und die Unterhose bis zu den Knien runter und gehe in die Hocke. Mein Pipi spritzt zwischen meinen Beinen nach vorne. Also unter der Unterhose durch. Dummerweise spritzt es auch zur Seite. Damit ist meine Leggins am Unterschenkel nass. Mist.

Anne: „Au nein!Â"

Annika kommt zu mir gelaufen.

Annika: „Was ist? War es wieder zu spät?Â"

Anne: „Nein, aber das doofe Pipi ist jetzt von außen an meine Hose gespritzt. Die muss ich ausziehen.Â"

Ich ziehe die Unterhose wieder hoch und watschele zu der Sitzbank in der Nähe. Glücklicherweise ist außer uns zwei niemand da. Auf der Bank ziehe ich die Schuhe aus und dann die Leggins. Ich ziehe die Schuhe wieder an. Die Socken sind glücklicherweise noch trocken. Die Leggins hänge ich über den Gokart Sitz, damit ich sie später nicht vergesse. Inzwischen ist es im Rock warm genug. Das war echt gut, dass ich den an habe. Sonst hätte ich jetzt wieder mit nasser Hose heim fahren müssen. Aber auch das ‚nasse Leggins ausziehenÂ' war mal wieder doof. Vielleicht wäre es mit Windel doch besser gewesen. Mama sagt immer, spielt auf dem Spielplatz nicht im Gebüsch, da pinkeln alle hin. Wenn ich daran denke, ist das schon ein bisschen ekelig. Mama hat sogar schon mal einen Hundehaufen im Gebüsch gefunden, als sie hier mit mir Pipi machen gegangen ist. Aber der Spielplatz hat einen Zaun, damit hier gar keine Hunde hin können. Mama hat dann gesagt, das ist kein Hundehaufen und ist zu einem der Häuser in der Nähe gegangen, während ich weiter gespielt hat. Da hat sie sich dann eine Schaufel ausgeliehen und den Haufen in den Müll geworfen.

Als wir keine Lust mehr haben, fahren wir wieder mit dem Gokart weiter. Wir halten bei Annika daheim an und trinken was. Annikas Mama gibt uns ein paar Plätzchen, die sie für Ostern gebacken hat. Wir haben ja nur Ausstecher für Sterne und andere Weihnachtsmotive, aber Annikas Mama hat auch Schmetterlinge und Blumen und Osterhasen. Nach dem Snack fahren wir weiter.

Irgendwann fangen die Kirchenglocken an zu läuten. Das heißt für uns, wir müssen heim. Meine Eltern sagen immer ‚Im Winter wennÂ's dunkel wird und im Sommer, wenn die Glocken läuten.Â' Mark antwortet dann immer frech, ‚Ja, im Sommer wenn es dunkel wird und im Winter wenn die Glocken läuten.Â' Meine Eltern finden das nicht so witzig wie er, aber bisher ist er immer daheim gewesen, bevor sie ihn suchen gegangen sind.

Wir fahren zu Annika und dann fahre ich alleine heim.

Mama lässt sich natürlich erklären, wieso meine Hose nass war und meine Unterhose nicht. Sie findet aber, dass ich das gut gemacht habe. Sie fragt mich auch nicht, ob ich noch mal was anziehen will. Ich schüttele den Kopf und gehe aufs Klo. Als ich das Klo sehe, merke ich, dass ich auch langsam Stinker muss. Ich mache Pipi und Stinker. Als die zweite Wurst ins Klo fällt, spritzt mir das Wasser aus dem Klo an den Popo. Das finde ich total ekelig. Okay, nicht so ekelig, wie wenn es vorne gespritzt hätte.

Anne: „MAMAAAA!Â"

Beate: „Was ist los, Anne?Â"

Anne: „Es hat wieder gespritzt. Kommst du mich abputzen?Â"

Mama kommt zu mir ans Klo und greift nach dem feuchten Klopapier.

Anne: „Das Wasser ist an meinen Po gespritzt, als der Stinker rein geplumpst ist.Â"

Mama wischt mich ab. Kurz danach gibt es Abendessen.

Nach dem Abendessen schauen wir noch ein bisschen Fernsehen, dann geht es ins Bad.

Ich spüle mir gerade nach dem Zähneputzen den Mund aus.

Beate: „Anne, magst du Maren wieder wickeln?Â"

Anne: „Au ja!Â"

Ich will gerade los laufen, da hält mir Mama eine Hand in den Weg.

Beate: „Geh erst noch mal schnell Pipi machen.Â"

Ich setze mich aufs Klo. Ich glaube, sie will mir wieder eine Windel für die Nacht anziehen. Bei dem Gedanken werde ich wieder rot. Aber ich bin auch froh, dass sie mich nicht im Bad gefragt hat, als Mark und ich am Zähneputzen waren.



Ich gehe mein Nachthemd anziehen, dann laufe ich zum Wickeltisch. Wieder ein bisschen komisch, ohne Unterhose.

Bei Maren im Zimmer darf ich wieder wickeln. Danach soll ich Maren in den Schlafanzug helfen. Das ist ganz schön schwierig. Bei Babyborn ist das auch schwierig, aber anders schwierig: Babyborn ist ganz schön steif, da muss man immer schauen, wie man die Beine und Arme stellen muss, um die Kleidung drüber ziehen zu können. Maren ist nicht so steif, aber dafür hält sie nicht richtig still. Ich steige wieder vom Hocker, damit Maren Platz hat.

Maren darf jetzt runter klettern und ich passe wieder auf, dass sie nicht daneben tritt. Hoch kommt sie schon ganz alleine, nur Runter ist schwierig, man hat an den Füßen ja keine Augen.

Beate: „Maren, suchst du schon mal das Buch?Â"

Mama beugt sich zu mir und flüstert: „Und was machen wir mit dir für heute Nacht? Willst du mit oder ohne schlafen?Â"

Anne: „Darf ich das aussuchen? Du hast doch heute Morgen gesagt, ich soll nachts und auf dem Weg in den Urlaub Pampers anziehen.Â"

Beate: „Natürlich darfst du das aussuchen. Ich hatte gesagt, dass du im Urlaub nachts welche anziehen sollst, weil es da so schwierig ist, das Bettzeug zu waschen. Aber mir wäre es schon lieber, wenn du zur Sicherheit eine an hast. Wenn du heute Nacht aufwachst und aufs Klo willst, kannst du danach auch einfach eine Unterhose anziehen. Da brauchst du mich dann nicht zu wecken. Zumindest wenn du wieder in dein Bett zum weiterschlafen willst.Â"

Ich überlege kurz, dann klettere ich auf den Wickeltisch. Sagen, dass ich eine Windel will, ist ziemlich komisch. Einfach hier hoch klettern ist irgendwie einfacher.

Anne trägt wieder WindelnWhere stories live. Discover now