Kapitel 20: Mit Windel ist immer noch peinlich

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Kurz bevor wir wieder in unserem Dorf sind, merke ich, dass ich langsam Pipi muss.

Anne: „Mama, ich muss Pipi."

Beate: „Soll ich anhalten und wir gehen ins Gebüsch oder reicht es noch bis zum Kindergarten?"

Ich glaube, wenn ich keine Pampers an hätte, hätte meine Mama nicht gefragt, sondern auf jeden Fall da vorne am Feldweg angehalten. Ich überlege. Passieren kann ja nichts, aber der Gedanke, mit nasser Windel im Kindergarten anzukommen und dort gewickelt zu werden, ist ziemlich peinlich.

Anne: „Ich denke es reicht noch bis zum Kindergarten, aber ich weiß nicht, ob ich mit Windel in den Kindergarten will."

Beate: „Wir können da vorne anhalten und Pipi machen und dann die Windel ausziehen, aber dann kann es halt sein, dass du wieder einen Pipi Unfall hast und jeder das sieht. Wenn wir die Windel anlassen, kannst du im Kindergarten gleich aufs Klo und danach ziehst du sie wie eine normale Unterhose wieder hoch und niemand merkt was. Du hast ja einen Rock und eine Leggins an, da sieht das keiner. Wenn dann heute Mittag ein Pipi Unfall passiert, reicht die Pampers ja, bis ich dich abhole. Da kannst du dann immer noch entscheiden, ob du lieber eine frische haben willst oder warten willst, bis ich dich abhole."

Anne: „Okay, ich glaube, ich lasse die Windel lieber an."

Beate: „Wenn wir da sind, kannst du direkt aufs Klo flitzen. Du brauchst nicht auf mich zu warten. Ich bespreche dann das mit der speziellen Unterwäsche mit Steffi."

Anne: „Bitte pass aber auf, dass es sonst keiner hört."

Mama fährt auf den Parkplatz und wir steigen aus.

Beate: „So, tschüss, ich wünsche dir viel Spaß im Kindergarten."

Ich breite die Arme aus und Mama bückt sich runter und wir umarmen uns zum Abschied. Dann renne ich los. Allerdings nicht, weil ich Angst habe, dass es nicht zum Klo reicht sondern weil Kindergarten einfach toll ist.

Steffi: „Hallo Anne."

Ich flitze an ihr vorbei und rufe: „Hallo, ich muss schnell aufs Klo."

Auf dem Klo beeile ich mich. Im Kindergarten lege ich kein Klopapier auf die Klobrille, das machen wir nur, wenn wir im Restaurant oder in einem Laden aufs Klo gehen. Rock und Leggins und Unterhose und Windel sind irgendwie ziemlich viel, aber runter schieben kann ich das alles auf einmal. Mein Po berührt die Klobrille und im selben Moment fängt das Pipi an zu laufen. Puh, das war knapp. Ich schaue auf meine Beine und merke, dass die Klamotten da einen ziemlichen Knoten gebildet haben. Außerdem habe ich noch meine Straßenschuhe an. Hm, hochziehen funktioniert so bestimmt nicht. Ich überlege, ob ich Steffi rufe. Nein, ich probiere das erst mal selbst, ich bin ja groß. Wenn es nicht klappt, kann ich immer noch rufen. Ich glaube, ich muss das alles erst mal ausziehen und dann einzeln wieder anziehen. Ich suche unter dem Rock nach den Schuhen und ziehe die aus. Dann ziehe ich den ganzen Rest auf einmal aus. Die Socken wollte ich eigentlich anlassen, aber die hängen jetzt auch in dem Knäul... Ich beuge mich vor und fische zuerst die Hochziehwindel aus dem Knäul. Wenn das Klo im Kindergarten so groß wäre, wie daheim, dann wäre ich jetzt runter gepurzelt, aber im Kindergarten sind die ja kleiner. Ich schlüpfe mit den Beinen in die Windel und putze mich erst mal mit Klopapier vorne ab. Jetzt stehe ich auf und ziehe die Windel hoch. Oh man, jetzt stehe ich nur mit Windel und T Shirt im Kindergarten. Gut, dass mich hier keiner sieht. Hoffentlich kommt keine Erzieherin, um nachzuschauen, ob im Klo alles in Ordnung ist. Die kann ja über die Kabinenwand drüber schauen. Ich glaube ich bin gerade wieder total rot geworden. Als nächstes ziehe ich die Unterhose an und suche die Socken in der Leggins. Als ich alles bis auf die Schuhe wieder an habe, spüle ich ab und gehe zu den Waschbecken. Die Schuhe brauche ich nicht anziehen, ich muss ja sowieso die Hausschuhe holen. Das mache ich nach dem Händewaschen. Unterwegs treffe ich Steffi. Meine Mama ist wohl schon weg.

Steffi: „Na? Hat alles geklappt?"

Anne: „Ja, aber ich muss noch meine Hausschuhe holen."

Steffi: „Wollen wir uns dann zu zweit kurz in die Leseecke setzen? Warst du schon Essen?"

Ich werde ein bisschen rot. Ich glaube, ich weiß, was Steffi von mir will. Die will mit mir über meine Windeln reden. Das finde ich ziemlich peinlich aber das muss wohl sein.

Anne: „Nein, ich bin ja gerade erst gekommen und dann gleich aufs Klo, ich habe riesigen Hunger."

Steffi: „Dann iss' erstmal was und wir setzen uns danach hin. Bis gleich."

Ich gehe zur Tür von unserem Gruppenraum. Im Vorraum ist mein Haken und meine Hausschuhe. Da stelle ich jetzt auch meine Straßenschuhe hin. Dann laufe ich durch den Flur bis zur Theke in der Essecke. Zuerst trinke ich zwei Becher Tee. Dann setze ich mich zu den anderen an den Tisch. Heute gibt es Maultaschen. Die meisten Kinder sind schon fertig. Ich bin also noch gerade rechtzeitig im Kindergarten angekommen. Ich lasse mir heute ein bisschen mehr Zeit. Irgendwie habe ich es mit dem Gespräch mit Steffi nicht eilig.

Kathi: „Anne, bist du fertig? Du bist heute die letzte. Stell deinen Teller bitte auf den Wagen, dann kann ich den Tisch noch abwischen und den Wagen in die Küche bringen."

Kathi hat heute Aufsicht beim Mittagessen. Ich schaue mich um, ja alle anderen Kinder sind schon wieder zum Spielen in den Gruppen. Ich stelle meinen Teller weg. Eilig habe ich es immer noch nicht, daher gehe ich noch einen Becher Tee trinken. Danach gehe ich wieder in unseren Gruppenraum. Steffi sitzt schon in der Leseecke und schaut den anderen Kindern beim spielen zu. Sie lächelt mich an und ich gehe zu ihr.

Steffi: „Komm Anne, wenn du magst, darfst du dich auf meinen Schoß setzen."

Eigentlich sitze ich gerne auf dem Schoß, andererseits ist mir das mit Windel auch peinlich. Aber nach kurzem Zögern kuschele ich mich bei Steffi auf den Schoß.

Steffi spricht jetzt so leise, dass es bestimmt sonst niemand hört.

Steffi: „Deine Mama hat mir erzählt, dass der Kinderarzt gesagt hat, dass du nichts für die Pipi Unfälle kannst."

Anne: „Nein, das hat die Kinderärztin gesagt."

Steffi: „Okay, da hatte ich jetzt nicht drauf geachtet ob das eine Frau oder ein Mann war. Deine Mama hat mir auch erzählt, dass ihr jetzt spezielle Unterwäsche bekommen habt."

Spezielle Unterwäsche? Hä? Ach so, sie wollte wohl nicht ‚Windeln' sagen, ja Windeln sind wohl eine spezielle Art von Unterwäsche. Ich nicke.

Steffi: „Hat vorhin auf dem Klo alles geklappt? Hast du jetzt eine an und ist die noch trocken?"

Anne: „Nach dem Hose runter ziehen waren die Sachen ziemlich verknotet, da musste ich erst alles ausziehen, aber dann hat das Anziehen geklappt und alles ist trocken."

Steffi: „Gut. Ich habe mit deiner Mama besprochen, dass du das erst mal selbst entscheiden darfst, was du anziehst und dass du auch selbst entscheiden darfst, ob du aufs Klo gehst oder nicht. Egal ob die Windel dann aus Versehen nass wird oder mit Absicht. Wir müssen aber noch besprechen, wie wir das mit dem Wechseln machen. Bei den Kleinen muss ich ja regelmäßig nachschauen, ob die eine Frische Hose brauchen, soll ich das auch bei dir machen oder sagst du mir rechtzeitig Bescheid?"

Anne: „Ich glaube, ich sage dir lieber Bescheid, aber das ist irgendwie total peinlich."

Steffi: „Okay, dann sagst du mir am besten Bescheid, wenn du das Gefühl hast, dass du eine frische brauchst und wenn ich die Kleinen frisch gemacht habe, komme ich vielleicht ab und zu mal nachfragen, aber nachschauen tu ich nicht."

Anne: „Aber du fragst so, dass keiner weiß, worüber wir reden, oder?"

Steffi: „Ja natürlich. Ich habe deine Pampers jetzt auch erst mal zum Wickeltisch in der roten Gruppe gelegt. Da sieht dich keiner von den Großen und Maren auch nicht, die ist ja in der blauen Gruppe. Für diese Woche können wir das so machen und dann bist du ja sowieso in Urlaub. Wenn du aus dem Urlaub kommst und dann immer noch die Spezialunterwäsche an hast, müssen wir noch mal drüber reden, wie wir das machen. Vielleicht fällt mir oder einer anderen Erzieherin in der Zeit auch noch was gutes ein. Den anderen Erzieherinnen muss ich das sowieso noch sagen."

Anne: „Müssen die das alle wissen?"

Steffi: „Na ja, zumindest die, die hier in der Gruppe sind und die, die bei den Wackelzähnen dabei sind. Die müssen ja wissen, dass sie dich nicht mehr ans Klo erinnern müssen. Außerdem die, die oben in der roten Gruppe sind, weil da ja deine Sachen liegen. Soweit alles klar oder hast du noch Fragen?"

Anne: „Nein, ich glaube das ist gut so. Kann ich jetzt spielen gehen?"

Steffi: „Klar, viel Spaß. Ich glaube, die meisten sind draußen."

Ich springe auf und hole meine Straßenschuhe. Ich will auch raus.

Anne trägt wieder WindelnWhere stories live. Discover now