Kapitel 18: Besuch im Sanitätshaus

217 1 0
                                    

Wir gehen zum Empfang. Die Dame dort ist gerade beschäftigt. Deshalb müssen wir kurz warten. Als sie mit ihrer Arbeit so weit ist, lächelt sie mich an und öffnet das Glas mit den Gummifröschen und Gummitieren.

Empfangsdame: „Magst du ein Gummibärchen?"

Anne: „Ja, bitte eine Schlange."

Sie nimmt eine kleine Zange und fischt mir eine orangene Schlange aus dem Glas.

Empfangsdame: „So, bitteschön. Frau Mandel, hier noch der Infozettel. Der ist natürlich etwas allgemein gehalten und nicht alles betrifft Sie. Sollten Sie Fragen haben, schreiben Sie uns am besten eine Mail, dann können wir das in Ruhe beantworten. Wenn die Krankenkasse oder die Schule oder sonst wer hier irgendwelche Probleme macht, scheuen Sie sich nicht uns das zu sagen. Das braucht ihnen nicht peinlich zu sein, sondern eher dem, der meckert. Wir können dann etwas für die schreiben. Da haben wir so unsere Erfahrungen. Anne, hier haben wir noch dein Rezept. Das darfst du dann gleich im Sanitätshaus abgeben."

Die Empfangsdame gibt mir das Rezept. Normalerweise bin ich immer stolz, wenn ich hier ein Rezept bekomme und das selbst in die Apotheke bringen darf, aber das Rezept ist ja für die Windeln. Das ist mir dann doch sehr peinlich. Ich versuche mich möglichst klein zu machen und mit dem Gesicht an Mama zu drücken, dass mich keiner sieht. Na ja, natürlich sehen mich trotzdem alle, aber ich sehe dann nicht, dass die mich sehen. Ich versuche, Mama das Rezept zu geben.

Beate: „Das das ist doch für dich. Sonst willst du die Rezepte doch auch selbst in die Apotheke tragen. Soll ich das dieses Mal nehmen?"

Ich nicke.

Empfangsdame: „Auf Wiedersehen und alles Gute."

Beate: „Auf Wiedersehen und eine schöne Woche wünsche ich Ihnen."

Wir gehen zum Auto. Ich greife nach Mamas Hand. So ganz wohl fühle ich mich nicht. Als wir am Auto sind bückt sich meine Mama zu mir runter und nimmt mich in den Arm.

Beate: „War es arg schlimm, mit der Kinderärztin über das alles zu reden."

Anne: „Das war mir ganz arg peinlich. Aber sie war ganz lieb und hat gesagt, dass das das selbe ist, wie wenn man eine Brille auf hat. Das fand ich schon ein bisschen lustig. Muss ich jetzt immer Windeln anziehen?"

Beate: „Nein, Anne, ich denke, das machen wir so ähnlich wie am Wochenende. Normalerweise darfst du das selbst entscheiden. Du darfst auch selbst entscheiden, ob du trotzdem aufs Klo gehen willst. Wir gehen jetzt erst mal ins Sanitätshaus. Da bekommen wir ja auch die Windeln, die man wie eine Unterhose anziehen kann. Vielleicht sind die am besten. Da kannst du dann sicher sein, dass niemand eine nasse Hose sieht und du kannst trotzdem ganz normal aufs Klo."

Anne: „Muss ich mit ins Sanitätshaus? Ich mag lieber im Auto warten."

Beate: „Ich denke, da müssen wir zusammen rein. Vielleicht müssen die nach deiner Größe schauen."

Wir steigen ein und fahren los. Es ist aber nur ein kleines Stück und wir sind viel zu schnell da.

Beate: „So, aussteigen, ich denke, den Hasen nehmen wir wieder mit rein. Der hat eben ja auch geholfen."



Langsam steige ich aus und greife nach Mamas Hand. In der anderen Hand habe ich den Hasen in den Arm geklemmt. Über der Tür ist eine Glocke, das kenne ich nur von kleinen, alten Geschäften. Außer uns ist niemand im Geschäft. Kurz nachdem die Tür wieder zu ist, kommt eine Verkäuferin. Die hat so einen weißen Kittel an, wie ihn auch die Frau in der Apotheke an hat.

Verkäuferin: „Guten Tag, was kann ich für sie tun?"

Beate: „Guten Tag, wir haben hier ein Rezept vom Kinderarzt."

Verkäuferin: „Hallo, ich bin Frau Schneider, wie heißt du denn? Dann lass uns mal schauen, was du bekommst."

Mama gibt ihr das Rezept und sie schaut kurz drauf. Ich verkrieche mich wieder bei Mama.

Beate: „Das ist Anne, ihr ist das aber doch ein bisschen peinlich."

Verkäuferin: „Ah, o.k. Die haben wir da. Anne, ich verstehe, dass dir das peinlich ist, aber glaub mir, hier kommen immer wieder Kinder rein, die das brauchen. Am besten gehen wir kurz nach nebenan, da habe ich auch verschiedene Muster."

Beate: „Ich dachte, das hat der Arzt ganz genau drauf geschrieben und wir können da nichts dran ändern. Es hieß, sonst klappt das nicht mit der Krankenkasse."

Verkäuferin: „Ja, das stimmt schon. Aber wir arbeiten schon lange mit Ihrem Kinderarzt zusammen. Die wollen, dass die Patienten gut versorgt sind. Wenn wir hier feststellen, dass wir da etwas anderes brauchen als auf dem Rezept steht, klären wir das mit denen und die ändern das Rezept ab. Das ist aber eher die Ausnahme, die kennen sich da gut aus. Meist ist das dann nur die Größe. Das machen wir dann aber direkt mit der Praxis."

Die Verkäuferin führt uns in einen Nebenraum. Hier steht auch so eine Liege wie in der Praxis. Auf der Liege ist ein langes Stück Papier von einer Rolle am Kopfende abgewickelt.

Verkäuferin: „So, Anne, setz dich einfach mal hier her. Ich weiß, das ist dir bestimmt total peinlich, aber das muss dir nicht peinlich sein. Stell dir einfach vor, wir würden für dich ein neues T Shirt aussuchen. Da müssten wir ja auch nach der Größe schauen. Außerdem würdest du da auch gerne entscheiden, welche Farbe und welches Bild du da drauf haben willst. Lass mich gerade mal messen, was du ungefähr für einen Hüftumfang hast."

Sie holt ein Maßband von einem kleinen Tisch und misst um meinen Bauch.

Verkäuferin: „Okay, da müsste die kleinste Größe passen."

Ich werde wieder rot und drücke mir meinen Hasen vors Gesicht"

Verkäuferin: „Anne, das muss dir wirklich nicht peinlich sein, ich habe hier immer wieder viel ältere Kinder und sogar Erwachsene, die dasselbe Problem haben. Stell dir mal vor, deine Mutter würde jetzt hier sitzen und du würdest nur zuschauen."

Ich muss kichern.

Verkäuferin: „Siehst du, ist gar nicht so schlimm. So jetzt erst mal zu der Größe. Ihr bekommt Inkontinenzslips zum kleben und Pants."

Anne: „Hä? Ich dachte, ich bekomme Pampers."

Verkäuferin: „Ja, Anne, das ist nur ein anderer Name. Eigentlich bekommst du ja keine Pampers, sondern Windeln. Pampers ist ein Markenname für die Windeln, die eine bestimmte Firma herstellt und weil das die bekannteste Firma ist, sagen viele Pampers obwohl sie Windeln meinen. Bei den Erwachsenen ist das dann noch mal etwas anderes, da finden viele das Wort Windel ziemlich peinlich. Und deshalb heißen da die Windeln zum Kleben dann Inkontinenzslips und die zum hochziehen Pants. Wir müssen beides mal anprobieren. Ich suche hier aus dem Schrank mal jeweils ein Muster raus. Ich würde sagen, deine Mama zieht dir erst mal die zum kleben an. Ich schau da solange weg. Wenn du die an hast, schaue ich mit deiner Mama zusammen, ob die passt. Danach darfst du dann selbst die zum Hochziehen anziehen. Die kannst du dann auch anlassen wenn du willst. Den Rock und die Hose ziehst du am besten vorher aus. Die kannst du zum Schluss wieder anziehen. Hier sind die Muster."

Sie legt zwei Windeln auf die Liege. Die sind ein ganzes Stück größer als die, die wir im Drogeriemarkt gekauft haben. Ich drücke meinen Hasen wieder an mich. Mama zieht mir die Schuhe, den Rock und die Hose aus. Ich will mich irgendwie lieber nicht bewegen. Das ist halt wieder ziemlich peinlich. Und die Frau weiß ja, warum wir hier sind. Im Drogeriemarkt auf dem Wickeltisch war das schon irgendwie anders. Mama wickelt mich. Die Windel hat vier Klebestreifen, nicht nur zwei, wie die Kinderwindeln. Als Mama fertig ist, hebt sie mich hoch und stellt mich auf den Boden. Die Frau bückt sich zu mir runter und dreht mich einmal um.

Verkäuferin: „Ja, die passt. Jetzt kannst du die wieder ausziehen und dafür die zum Reinschlüpfen probieren. Aufmachen kannst du die bestimmt alleine, du musst nur hier an den Klebestreifen ziehen."

Die Frau zupft an einem der Klebestreifen, um mir zu zeigen, wie sie das meint. Dann dreht sie sich wieder um.

Beate: „Soll ich dir helfen?"

Ich schüttele den Kopf und öffne die Klebestreifen. Die Windel muss ich wieder runter ziehen, weil sie zwischen meinen Beinen klemmen bleibt. Mama hält mir die Hochziehwindel hin.

Beate: „Schau, das etwas breitere ist hinten. Genau wie bei einer normalen Unterhose."

Ich schlüpfe rein und ziehe sie hoch. Meine Mama fährt am Rand mit den Fingern entlang.

Beate: „Schau, die Bündchen müssen nach außen, sonst läuft sie zu schnell aus. Da musst du immer nach dem Hochziehen drauf achten."

Verkäuferin: „Ja, die passt auch gut. Zum Ausziehen kann man die an der Seite aufreißen. Das ist manchmal einfacher beim frisch machen. Dann kannst du dich wieder anziehen. Die Pants kannst du ja gleich an lassen."

Beate: „Anne, ist es okay, wenn wir die gleich anlassen? Wir müssen ja gleich wieder ein ganzes Stück fahren."

Ich nicke ein kleines bisschen. Mama hilft mir schnell in die Klamotten.

Verkäuferin: „So, jetzt müssen wir noch nach der Farbe schauen. Die Klebewindeln und die Pants gibt es so weiß, wie diese Muster, aber die gibt es auch mit Kindermotiven: Für die Mädchen mit Einhörnern und für die Jungs mit Autos. Natürlich dürftest du auch die mit Autos nehmen. Schau einfach mal hier auf dem Bildschirm."

Ich schaue mir die Bilder an, die die Frau auf dem Bildschirm aufgemacht hat. Hm, die mit den Einhörnern sind schon schön, aber dafür sehen sie auch ein bisschen mehr wie Babywindeln aus. Die Weißen sind langweilig und sehen ein bisschen nach Arztpraxis aus.

Anne: „Ich weiß nicht."

Beate: „Hm, die sehen schon schön aus, aber eigentlich ist das ja relativ egal. Wir verstecken die ja eh unter der Kleidung."

Verkäuferin: „Sie können auch mischen. Sie bekommen 6 Pakete mit je 30 Stück von denen zum Hochziehen und 6 Pakete mit je 32 Stück zum Kleben. das reicht eigentlich 2 Monate, wenn man von 6 Stück am Tag ausgeht. Wir haben alle 3 Sorten da, ich kann die also auch mischen.

Beate: „Sollen wir dann mehr weiße oder mehr mit den Einhörnern nehmen?"

Anne: „Ich glaube mehr mit Einhörnern, aber die Autos sind auch schön. Können wir dreimal Einhörner und einmal Autos nehmen?"

Verkäuferin: „Also dann je dreimal Einhörner, einmal Auto und zweimal weiß?"

Beate: „Ja, ich denke das passt."

Verkäuferin: „Dann gehe ich schnell ins Lager und ihr könnt schon vorne an der Kasse warten."

Die Frau kommt ziemlich schnell wieder und trägt einen riesigen Karton. Der Karton ist braun und in einer Ecke steht etwas drauf. Darunter ist ziemlich klein eine Windel gemalt. Also wenn man nicht genau hin schaut, könnte in dem Karton auch ein Staubsauger drin sein.

Verkäuferin: „Das ist der erste, der zweite kommt auch gleich."

Als die Verkäuferin mit dem zweiten Karton zurück kommt fragt sie: „Stehen Sie hier vor der Tür? Dann helfe ich noch schnell beim Einladen. Anne, hältst du uns die Tür auf und wir nehmen je einen der Kartons?"

Ich gehe zur Tür und Mama trägt die Kartons mit der Verkäuferin zusammen zum Auto. Danach ist der Kofferraum ziemlich voll.

Beate: „Vielen Dank Frau Schneider."

Verkäuferin: „Kein Problem, das ist mein Job. Ich wünsche euch dann mal alles Gute."

Anne: „Auf wiedersehen."

Ich steige ins Auto und schnalle mich an.

Anne trägt wieder WindelnWhere stories live. Discover now