[Rumtreiber] Peter Pettigrew

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[Rumtreiber] Peter Pettigrew 

 Flucht

- das Ausweichen aus einer als unangenehm empfundenen oder nicht zu bewältigenden [Lebens]situation -

Sein Leben war von der Flucht bestimmt. Immer wieder. Weit, weit weg. Sich so weit entfernen wie möglich.

Das erste Mal floh er schon während seiner Kindheit. Er war ein Träumer gewesen, träumte von anderen Welten, wo alles besser und schöner war, wo er besser war.

Dann floh er immer wieder während des Vollmondes. Er als Ratte war klein und schwach, im Gegensatz zu dem Hund und dem Hirsch. Die beiden hatten alle Hände voll zu tun Moony in Schach zu halten und ihm blieb in manch einer Nacht nur die Flucht um sein Leben zu retten. Moony kam immer wieder zu ihm um sich zu entschuldigen, doch es änderte nichts an seiner Flucht. Zur Hölle, sogar die Katze des Hausmeisters war hinter ihm her.

Er war mit den drei beliebtesten Jungen der Schule befreundet, dennoch blieb er immer in ihrem Schatten. Manchmal war er froh, dass er sich in ihren Schatten fliehen konnte. Er war ihr Freund, und doch fiel es manchmal keinem auf wenn er mal wieder in seine Gedanken floh. Er konnte nicht mit ihnen mithalten, nicht mit James, dem Talent auf dem Quidditchfeld, nicht mit Sirius, der mit seinem guten Aussehen und seiner Intelligenz alle Mädchen bekam, noch nicht mal mit Remus, dem Werwolf, der mit seinen ruhigen Charme bei allen beliebt war und immer einer der Besten war. Er war immer nur Peter.

Zwischendurch hatte er es absolut satt, dass er immer der Kleinste und Schwächste war, doch dann geschah immer wieder etwas, dass er seinen Freunden wieder verzieh. Wenn Sirius laut "Gut gemacht" brüllte, wenn Remus ihn einfach nur bei kleinen Dingen um Hilfe bat, wenn James so sehr über einen von Peters Witzen lachte, dass er beinahe vom Bett fiel. Dann fühlte er sich wieder wie ein richtiger Rumtreiber, doch immer saß der Stachel in ihm, vielleicht vergessen, aber niemals ganz weg.

In seinem siebten Schuljahr lernte er viele der Slytherins kennen. Er war zwar immer noch kein guter Zauberer, aber er hatte das Gefühl nicht fliehen zu müssen. Er konnte Informationen beschaffen, er war gut darin. Sie schenkten ihm Anerkennung. Sie brauchten ihn und das gab ihm ein ganz neues Gefühl. Anders als die Rumtreiber.

Er traf den Dunklen Lord. Und er hatte wieder das Gefühl fliehen zu müssen, so sehr versetzte ihn der Dunkle Lord in Angst und Schrecken. Er hatte Angst um sein Leben und er wollte wieder fliehen. Doch er wusste, dass ihn diese Flucht sein Leben kosten würde.

Und aus Angst floh er zum ersten Mal in seinem Leben nicht. Er wusste nicht ob er darauf Stolz sein sollte, aber er hatte zu viel Angst. Sie gaben ihm Macht und Anerkennung, es war leicht sich hinter einer Maske zu verstecken. All das verschleierte immer wieder seine Sehnsucht nach einer Flucht.

Nur wenn er seine alten Freunde traf, dann dachte er wieder daran aus den Fängen der Todesser zu fliehen. Doch dann kam die Angst wieder. Die Todesser würden ihn jagen und seine alten Freunde würden ihn hassen. Nein, sagte er sich, es war besser alles so zu lassen wie es war. Er wollte nicht sterben und er mochte das kleine bisschen Macht zu sehr.

Dann wurde er zum Geheimniswahrer. Er lief zum Dunklen Lord und verriet die Potters.  Im Nachhhinein wusste er nicht mehr wirklich warum er es getan hatte, hatte die Gründe dafür tief in die dunkelsten Ecken seines Verstandes geschoben, sie begraben unter Halbwahrheiten, Lügen und Schuld. War es die Macht, die ihn gelockt hatte, die er bekommen hätte, dafür, dass er die ärgsten Feinde des Lords auslieferte oder die Angst davor bestraft zu werden wenn er sie nicht verraten hätte? Doch alles ging schief, der Dunkle Lord verschwand.

Und er floh wieder. Er wollte so weit weg wie noch nie.

Sirius fand ihn und stellte sich ihm entgegen. In einem Anfall plötzlicher Genialität, schaffte er es Sirius als den wahren Verräter hinzustellen und floh weiter. Er beschloss sich als Ratte zu verstecken, es gab so viele, da würde nicht auffallen.

Sein neues Zuhause war jetzt bei einer Zaubererfamilie. Er kannte sie sogar ein bisschen, Freunde des Ordens. Keiner bemerkte sein Geheimnis und so lebte er zwölf ruhige Jahre.

Doch dann floh Sirius. Eine weitere Flucht die sein Leben bestimmen sollte, doch es war zum ersten Mal nicht seine. Doch es war auch Auslöser für seine Flucht. Er war zurück in Hogwarts und versuchte wieder zu fliehen, er wurde sogar wieder einmal von einer Katze verfolgt. Die Anspannung hinterließ ihre Spuren, sein Fell fiel stellenweise aus und er verlor Gewicht. Aber Bleiben war auch keine Möglichkeit und so lief er immer weiter.

Der Wahrheit konnte er jedoch nicht entkommen. Sie fanden ihn und die Wahrheit über seinen Verrat kam ans Licht. Und nun erwartete ihn ein Schicksal schlimmer als der Tod.

Aber er schaffte es wieder zu fliehen. Die kleine Ratte schoss so schnell sie konnte durch das dunkle Gehölz des nächtlichen Verbotenen Waldes, nur beleuchtet von dem silbrigen Vollmond.

Manchmal fragte er sich was wäre wenn er nicht geflohen wäre. Wie würde sein Leben jetzt aussehen? Vielleicht hatte er eine eigene Familie, vielleicht wären Lily und James noch am Leben, vielleicht hätte sich alles ganz anders entwickelt.

Vielleicht, vielleicht, vielleicht.

Zu ändern war es jetzt sowieso nicht mehr.

Seine kleinen Füße trugen ihn immer weiter weg. Als er die Grenzen der Schule hinter sich gelassen hatte, apparierte er weg. Er musste immer noch aufpassen nicht zu splintern, aber er kam heil wieder an. Er hatte keine Ahnung wo er hinsollte, wie so oft. Freunde hatte er keine mehr. Auch die Todesser wollten bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben, schließlich war es sein Verrat gewesen, der dem Dunklen Lord zu Fall brachte. Das Ministerium und die Auroren würden hinter ihm her sein, ihn verfolgen.

Er war alleine.

Langsam begann sich eine Idee in seinem Kopf zu formen, während er durch die verlassenen Straßen einer fremden Stadt streifte. Was wenn er es schaffte? Dann wäre sicherlich wieder alles in Ordnung… Aber was wenn er es nicht machte? Angst durchfuhr seinen kleinen Körper. Die Wut wäre sicherlich unglaublich, er würde bestraft werden. Das wollte er nicht. Er würde alles tun um einer Bestrafung zu entgehen.

Er kannte die Wut des Dunklen Lords, hatte es oft genug gesehen und miterlebt. Es war fürchterlich. Gnadenlos. Erbarmungslos. Furchterregend. Er wimmerte leise. Nein, nein, nein. Er hatte zu viel Angst davor um es geschehen zu lassen.

Und so wurde aus Pettigrew dem Flüchtling, ein Mann mit einem Plan.

Und so endete die Geschichte mit einer Flucht. Und so begann eine neue.

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Das ist das Kapitel wofür ich am längsten gebraucht habe & das hier ist ungefähr der siebte Entwurf :D So richtig zufrieden bin ich immer noch nicht, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich Pettigrew immer noch nicht wirklich verstehen kann :)

Das ist auch schon der letzte Rumtreiberteil, die eigentlich nur aus der Idee entstanden sind, dass ich über Sirius & Remus schreiben wollte weil ich die beiden so sehr mag und die Geschichte der Rumtreiber so ein zentraler Bestandteil des "Gefangenen von Askaban" sind :) Danach ist Peter dazugekommen und James habe ich dann auch noch mit eingebaut...  Ich hoffe sie haben euch gefallen :)

Animagus - II - Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt