#3 Perfekten Geschöpfen fehlt es an Fehlern

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Kleinigkeiten sind es, die Perfektion ausmachen, aber Perfektion ist alles andere als eine Kleinigkeit.

~ Unbekannt

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Sie sind endlich da.

Die Sonne steht bereits hoch am Himmel, als eine kleine, idyllische Häusergruppe vor Sasori und Deidara erscheint. Der Meinung des Rothaarigen nach hat die Anreise viel zu lang gedauert. Die ständigen Pausen und das ewig scheinende Gerede seines Teampartners haben den Weg bis ins Unerträgliche gestreckt und er hat die Ankunft bereits fast schon sehnsüchtig erwartet.
Dabei hasst Sasori es zu warten, mehr als alles andere.
"Wir teilen uns auf.", bestimmt der Puppenspieler und geht kaum merklich einen Schritt schneller.
Er will diese langweilige und in seinen Augen unnötige Mission so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit er sich endlich wieder seinem großen Ziel widmen kann.

Perfektion.

Gerade arbeitet er an neuen Plänen, neuen Waffen und Giften, um sich selbst noch weiter zu verbessern. Um vollkommen und absolut makellos zu sein. Das letzte, was er jetzt eigentlich brauchen kann, ist Ablenkung.
"Wenn du willst, danna. Allzu lang kann das hier eh nicht dauern. Sind nicht so viele Häuser, un."
Monoton nickt der Rotschopf und als die beiden Männer bei dem kleinen Dorf angekommen sind, wendet Deidara sich nach links während Sasori nach rechts geht.
Langsam läuft er über den brüchigen Weg aus altem Pflasterstein, der wohl als Verbindung der Gebäude dienen soll. Sein Blick schweift berechnend über jedes einzelne der baufälligen Häuser. Es ist ein überaus armes Dorf, irgendwo im Nirgendwo, umgeben vom hohen Gras weiter Wiesen und abgeschnitten vom Rest der Welt. Deidara irrt sich, wenn er tatsächlich denkt, dass sich diese Mission schnell erledigen lässt. Ein solches Dorf wird sicherlich nicht einfach Informationen preisgeben, sind doch die Dorfbewohner garantiert alles andere als offen gegenüber irgendwelchen Fremden.
Die wenigen Menschen, die der Puppenspieler zu Gesicht bekommt, mustern ihn argwöhnisch und ängstlich. Sie machen sich nicht einmal die Mühe, ihr Misstrauen zu verstecken, was Sasori' s Theorie eindeutig bestätigt. Anscheinend kommen nicht viele Besucher hier her, was den Rotschopf aber keinesfalls wundert. Hier in diesem Dorf, wenn man es überhaupt als solches bezeichnen kann, gibt es nichts Nennenswertes. Immer weiter läuft der Puppenspieler den Weg entlang, bis er schließlich am anderen Ende der Häusergruppe ankommt. Er überquert erneut eine Wiese und findet sich am Ufer eines kleinen Sees wieder. Das kristallblaue Wasser ist klar und bricht die Strahlen der Sonne in zig Farben, so scheint es. Für einen Moment hält Sasori inne und betrachtet das Schauspiel, wie der leichte Wind die Oberfläche kräuselt und somit funkeln lässt wie tausend Diamanten. Er muss zugeben, dass ihm der Anblick gefällt.
"Ist es nicht perfekt?", ertönt eine leise Stimme und erst jetzt bemerkt der Puppenspieler die Person, die am Ufer des Wassers im hohen Gras sitzt. Es ist ein Mädchen, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Blondes Haar ziert in vielen Locken ihren Kopf und bedeckt kaum ihre Schultern während helle, blaue Augen ihn warm betrachten und ein kleines Lächeln auf ihren zart geschwungenen Lippen liegt.
Sie ist schön, genau wie der See, an dem sie sitzt. Mit ihrem ebenmäßigen Gesicht und den leuchtenden Augen.

Perfekt.

Dieser Anblick?
Sasori wendet seinen Blick von dem Mädchen ab und zurück zu dem See.
"Du hast Recht... Ist es nicht."
Im Augenwinkel kann er beobachten, wie die Fremde ein paar Mal verwundert blinzelt bevor ihr Lächeln etwas kleiner wird.
Sie ist so leicht zu lesen.
Dieser Mensch...
Jede Emotion, jeder Gedanke spiegelt sich auf ihrem Gesicht wieder und es macht Sasori keine Mühe zu wissen, was in ihr vor geht. Es ist so offensichtlich. Menschen sind viel zu leicht gekränkt, wenn ein anderer ihnen widerspricht. Auch diese Fremde wird nun ihre Meinung vertreten, wird sie begründen, erläutern und versuchen, ihn mit allen Mitteln vom Gegenteil seiner Äußerung zu überzeugen.
Zumindest denkt er das bis zu dem Moment, in dem sie den Mund öffnet und er eigentlich schon erwartet, dass das Mädchen ihre Meinung nun verteidigt.
"Stimmt. Wäre es perfekt, würde es nie vergehen."

Ewige Schönheit.

Diese Bekundung, diese Feststellung, lässt den Puppenspieler seinen Blick zurück zu dem Mädchen springen. Hat sie das tatsächlich gesagt? Kann ein junges Ding wie sie aus einem Dorf am Rand der Welt wirklich ein solches Verständnis von Schönheit und Perfektion haben? Kann sie seine Ansicht von Kunst teilen?
"Wie ist dein Name, Mädchen?"
"Kazumi.", antwortet sie ohne zu zögern.

Kazumi hat keine Angst vor dem Fremden, der sich anscheinend zufällig an diesen See verirrt hat. Viel mehr ist sie fasziniert von dem jungen Mann.

Er ist perfekt.

Seine Haut ist hell und ebenmäßig wie Porzellan, seine Art sich zu bewegen geschmeidig und doch zielgerichtet. Seine Stimme ist angenehm weich und trotzdem schwingt in ihr eine merkwürdige Tiefe mit. Er wirkt stolz und selbstsicher, ohne jedoch wirklich überheblich zu erscheinen.

Er ist zu perfekt.

Dem Fremden fehlt es an Fehlern. Er ist zu glatt, zu schön, seine Worte mit zu viel Bedacht gewählt, Mimik und Gestik auf ein Minimum reduziert. Als hätte er Angst etwas Falsches zu sagen oder zu tun. Etwas, das dieses Bild der Perfektion zerstören könnte.
Kazumi hat keine Angst vor ihm und trotzdem flößt er ihr Respekt ein.
Es sind seine Augen.
Der Blick seiner braunen Augen, der leer und kalt ist und sie genau zu studieren scheint. Als würde er in ihren Kopf schauen und ihre Gedanken lesen können und gleichzeitig, als würden sie ihn nicht im Geringsten interessieren. Gleichgültig und ohne jegliche Emotion.
Für einen kurzen Moment fragt sich das Mädchen, ob er überhaupt ein Mensch ist. Ob ein Mensch so perfekt sein kann.
"Darf ich fragen wie du heißt?", kommt es ihr schließlich über die Lippen als der Rotschopf einfach nur weiterhin unbewegt dasteht, starr wie eine Puppe, und sie noch immer mit diesem Blick betrachtet ohne etwas zu sagen.
"Darfst du."

Kazumi ist verwirrt, aber nur ganz kurz. Schnell hat sie sich wieder gefasst und schenkt dem Fremden ein freundliches Lächeln.
"Nun... Wie heißt du?"
"Sasori."
Knapp nickt das Mädchen bevor sie sich erhebt und auf den Fremden zu geht. Vor ihm kommt sie zum Stehen und obwohl er sie um kaum fünf Zentimeter überragt und vom Aussehen her in ihrem Alter sein muss, beschleicht sie das leise Gefühl, dass er älter ist als er aussieht.
"Also, Sasori. Soll ich dir das Dorf zeigen?"

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Where stories live. Discover now