#32 Nicht jedes "Warum" findet eine Antwort

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Now all your love is wasted?
Then who the hell was I?
Now I'm breaking at the bridges

~ "Skinny love"; Birdy

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"Es ist das Beste."

Nicht in der Lage etwas auf diese Aussage zu erwidern oder das Mädchen auch nur anzusehen steht Sasori starr in dem kleinen Zimmer, das plötzlich viel weiter scheint, als es tatsächlich ist. Beinahe unerträglich groß ist der Raum zwischen den beiden und doch ist der Abstand nicht groß genug.
Der Kopf des Puppenspielers ist wie leergefegt.
Keinen klaren Gedanken kann er fassen und wie gelähmt steht er da, während das Mädchen ihren kleinen Rucksack schultert.

Sie wird tatsächlich gehen.
Einfach so plötzlich verschwinden, wie sie in sein Leben getreten ist.
Ohne Vorwarnung.

Noch kann er diese Tatsache nicht wirklich realisieren, begreift es erst, als die Tür mit einem fast schon schmerzhaft endgültigen Klicken hinter Kazumi ins Schloss fällt, während Sasori allein in dem Zimmer der Herberge zurück bleibt.

Ein lautes Krachen lässt das Mädchen erschrocken zusammenzucken und bei den Worten, die durch die geschlossene Tür zu ihr dringen, kann sie die Tränen nicht länger zurück halten.

"Dann geh doch! Verschwinde! Ich brauche dich nicht!"

Für einen Moment verharrt sie noch an Ort und Stelle, bevor sie beinahe schon fluchtartig aus der Herberge stürmt.

Blinde Wut und bittere Enttäuschung nehmen Sasori vollkommen ein, während er rastlos durch den Raum wandert. Der Inhalt des Bücherregals, welches er voller Zorn umgestoßen hat, liegt auf dem Boden verteilt, doch das kümmert ihn nicht.
Achtlos tritt er eines der Bücher fort, steigt über andere hinweg und ballt die Hände zu Fäusten.

Was bildet sich dieses Mädchen nur ein?

Niemand wagt es, so mit ihm zu reden. Sie ist nur ein Mensch. Einfältig und voller Fehler, wenn auch der Puppenspieler dachte, etwas Besonderes in ihr gesehen zu haben.
Soll sie doch einfach verschwinden.
Soll sie doch gehen und ihn alleine lassen.

Wie alle anderen auch.

Schmerzhaft sticht sein Herz bei diesem Gedanken und kräftig schüttelt er den Kopf, fährt sich verzweifelt mit den Händen durch die Haare und stöhnt laut auf.
Er hat sich in dem Mädchen getäuscht, aber wie sich herausgestellt hat, ist Kazumi genauso feige und selbstsüchtig wie der Rest der Menschheit.

Sie sind doch alle gleich.

Sasori fühlt sich so dumm.
Er hat ihr vertraut. Er hat zugelassen, dass er sie mag. Wirklich mag. Er hat sich ihr geöffnet und was hat es ihm letztendlich gebracht?

Schmerz.

Er erfüllt ihn jetzt beinahe komplett wie gerade eben noch seine Wut, die nun plötzlich erlischt und er das Gefühl hat, an dem Rauch zu ersticken.
Schwach sinkt er auf die Knie, vergräbt das Gesicht in seinen Händen und atmet zitternd ein.

Er hat sie verloren.

Sasori weiß nicht genau weshalb, doch Kazumi ist fort. Der eine Mensch, dem er seit langer Zeit vertraut hat.
Sie hat ihn verraten, im Stich gelassen.

Wieso macht er immer wieder den gleichen Fehler? Lernt er denn nie dazu?

Es ist jedes Mal das selbe.
Schon wieder wurde er enttäuscht, verletzt von der einen Person, von der er es am wenigsten erwartet hatte.
Schon wieder muss er tatenlos zusehen, wie jemand davon läuft aber nicht zurück kehrt.
Schon wieder quält er sich mit der Frage, warum er immer wieder aufs Neue verlassen wird.
Und schon wieder scheint es ihn innerlich in tausend Stücke zu zerreißen.

Dieses verdammte Herz.

Wenn er doch nur endlich aufhören könnte zu fühlen.
Wenn dieser Schmerz in seiner Brust doch endlich verschwinden würde.

Ein für alle Mal.

Wenn er doch nur endlich perfekt wäre, ohne dieses Chaos, welches in seinem Inneren tobt.

Aber die Erfüllung seines Zieles hat er aufgeschoben.
Für Kazumi.
Für ihr Wohl, ihre Zukunft.

Wie konnte er nur so dumm sein?
Wie konnte er nur zulassen, dass ein einfacher Mensch seine ganzen Pläne aufhält und ihn von dem ablenkt, was schon seit einigen Jahren sein eigentlich einziges Ziel ist?

Perfektion.

Und erneut schwört sich der Rotschopf, dass es das letzte Mal war, dass er diesen Schmerz spürt.
Er schwört sich, genau wie vor vielen Jahren, dass er alles dafür tun wird, um endlich vollkommen perfekt zu sein.

Ohne Gefühle, ohne Leid.

Damit er sich nie wieder fragen muss, warum.

Ein für alle Mal.

Immer mehr Tränen laufen Kazumi über die Wangen während sie sich eilig ihren Weg durch die Straßen bahnt. Den Blick gesenkt und die Träger des kleinen Rucksack's auf ihrem Rücken fest umklammert unterdrückt sie ein Schluchzen.

Dieser Abschied war falsch.

Er war so schmerzhaft, so abrupt und voller Lügen. Doch was das Herz des Mädchen vor Qual fast zerreißt ist Sasori.
Die Enttäuschung und der Schmerz in seinem Blick, obwohl er verzweifelt versucht hat diese Emotionen zu verstecken, genauso wie seine Worte.

Er hat sich ihr geöffnet und sie hat ihn verletzt.

Diese Gewissheit schmerzt mehr, als irgendetwas anderes es könnte. Es war das letzte, was sie wollte.
Kazumi hat alles dafür getan, um ihm die Augen zu öffnen und ihm einen Blick jenseits seiner Mauer zu ermöglichen.

Alles.

Sie hat ihm ihr Herz geschenkt nur, damit sie es ihm nun wieder entreißen musste.
Doch es ist am Besten so. Es ist zu seiner eigenen Sicherheit.

Das ist es zumindest, was sie sich einzureden versucht.

Die Realität sieht anders aus, denn in Wahrheit weiß Kazumi nur zu gut, dass Sasori leidet.
Und dass das allein ihre Schuld ist.

Als das kleine Geschäft in Sicht kommt, in dem der Straßenkünstler angekündigt hat zu warten, verlangsamt das Mädchen ihre Schritte. Tief atmet sie durch, wischt sich eilig mit den Händen über die Wangen, um die Tränen verschwinden zu lassen. Doch auch ohne sie ist kaum zu verleugnen, dass Kazumi geweint hat. Ihr Gesicht ist gerötet, die Augen noch immer wässrig und sie muss sich sehr zusammenreißen, um nicht sofort wieder in Tränen auszubrechen.

Die gemeinsame Zeit mit Sasori war schön und sie wird sie sich positiv im Gedächtnis behalten.
Und egal was auch passiert: Sie bereut nicht im geringsten, von Zuhause fortgegangen zu sein.
Es hat sie stärker gemacht und es wird langsam an der Zeit, dies zu beweisen.

Es ist soweit.
Der Heimweg naht.

Vorsichtig betritt sie den Laden, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen.



Ende

SPAß! Na, wen hab ich erwischt? XD
Keine Sorge, das hier ist definitv NICHT das Ende. Es geht gerade erst los ;D

Sorry für den kleinen Schock und viel Spaß beim weiteren Lesen
Eure Kiikii <3

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Where stories live. Discover now