#33 Zwischen den Zeilen

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I wanna tell you that I love you.
[...]
I wanna tell you that I'm sorry,
That I never told you
When we were face to face.

~ "Things left unsaid"; Disciple

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Sasori kann nicht genau sagen, wie lange er einfach unbewegt auf dem Boden der Herberge kniet bevor er sich dazu überwinden kann, die wenigen Schritte bis zum Bett zu gehen und sich auf den Rand der Matratze zu setzen.
Er fühlt sich furchtbar schwach und beinahe schon entsetzlich leer. Nur der dumpfe Schmerz in seinem Inneren ist noch immer present während Wut und Verzweiflung zusammen mit allen anderen Emotionen inzwischen verschwunden sind.

Er ist allein.

Schon wieder ist er allein.
Sasori kann sich nicht wirklich daran erinnern, dass er sich vor Jahren auch schon so schrecklich gefühlt hat. Er erinnert sich an unzählige Tränen und bittere Enttäuschung, die ihn ewig verfolgt zu haben scheint. An schlaflose Nächte und quälend lange Tage. Ständig hat er Ausschau gehalten in der Hoffnung, doch noch die bekannten Gesichter seiner Eltern zu entdecken.
Vergebens.

Jetzt jedoch, ohne sie, fühlt er sich klein, gebrochen und nicht in der Lage, seine Gefühlswelt eindeutig zu benennen. Alles ist irgendwie dumpf, weit weg und uninteressant. Als wäre Sasori in ein tiefes Loch gefallen, in das kein Tageslicht dringt. Als wäre das Mädchen der wärmende Sonnenschein gewesen, ohne den er nun in der Dunkelheit friert.

Kazumi's Verlust ist nicht mit dem seiner Eltern während seiner Kindheit zu vergleichen.

Er ist um einiges schlimmer.

Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass ihr Verrat dafür sorgen könnte, dass er sich so fühlt.
Niemals hätte er auch nur zu träumen gewagt, dass sie ihn dermaßen enttäuschen und verletzen würde.

Der Schmerz betäubt alle seine Sinne, blockiert seine Gedanken.

Kraftlos lässt der Puppenspieler sich nach hinten auf das Bett fallen, streckt die Arme seitlich von sich. Die Finger seiner rechten Hand streifen den ledernen Einband eines kleinen Buches und schwach dreht Sasori den Kopf ein wenig, betrachtet es mit leerem Blick.

"Eine meiner Lieblingsgeschichten."

Kazumi's Stimme in seinem Kopf versetzt ihm erneut einen schmerzhaften Stich und er verzieht kaum merklich das Gesicht.

Diese sinnlose Lektüre...

"Es geht hierbei um Prozess."

Lächerlich.
Als wäre auch nur ein einziger Mensch wirklich dazu in der Lage, aus seinen Fehlern zu lernen.

Wie denn auch, wenn selbst Sasori es anscheinend nicht kann und immer wieder die selben Dummheiten begeht. Wenn es erneut Enttäuschung gebraucht hat, um sich diese traurige Tatsache wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Eine Tatsache, die niemals in Vergessenheit geraten hätte dürfen.

Und auch Kazumi lernt anscheinend nicht dazu, wenn sie tatsächlich denkt, dass sie mit ihrem Verhalten ihr Ziel von Perfektion erreichen kann.

Seufzend verdreht Sasori die Augen und greift nach dem dünnen Buch. Kopfschüttelnd blättert er darin, überfliegt die Seiten, ohne wirklich viel davon zu lesen.
Er hat sich diese Geschichte schon einmal angetan, weshalb sollte er diese in seinen Augen sinnlose Lektüre erneut genau studieren?
Lediglich hier und da sticht ihm ein Absatz ins Auge.

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora