#9 ☆ Fakten und Legenden ☆

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Legenden beruhen auf Wahrheiten;
Wahrheiten beruhen auf Fakten.

- Unbekannt

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Müde reibt sich Deidara die Augen und öffnet diese anschließend blinzelnd. Sein Blick fällt auf seinen Teampartner, der mit einem Buch in der Hand etwas von ihm entfernt im Gras sitzt.
Grummelnd setzt sich der Blonde auf, streckt seine schmerzenden und steifen Glieder. Auf dem Boden zu schlafen ist definitiv etwas, worauf der Shinobi aus Iwa-Gakure gerne verzichten kann. Er konnte es noch nie leiden und das wird sich womöglich auch nicht irgendwann ändern.
"Morgen.", murmelt er in Sasori' s Richtung, der jedoch nicht reagiert.
Aber das irritiert Deidara schon lange nicht mehr. Der Puppenspieler ist niemand, der sich irgendwie groß mit Höflichkeitsfloskeln auseinandersetzt, seine ach so kostbare Zeit mit Begrüßungen oder dergleichen verschwendet. Der Blonde hat sich daran gewöhnt, es verwirrt ihn schon lange nicht mehr.
Gähnend steht er auf, sieht sich auf der weiten Wiese neben der Häusergruppe um.
Klarer Morgentau liegt auf den Gräsern, das Licht der ersten Sonnenstrahlen tastet vorsichtig alles ab, was sich in ihrer Reichweite befindet und irgendwo kann er ein paar Vögel zwitschern hören. Das kleine Dorf wirkt ruhig und friedlich, die Bewohner scheinen alle noch fest zu schlafen. Kein einziger ist unterwegs, niemand lässt sich blicken.
Sich streckend wandert Deidara' s Blick erneut zu seinem Teampartner, der starr und absolut regungslos wie eine Statue auf dem Boden sitzt. Lediglich seine Augen wandern über die Seiten des Buches in seinen Händen bevor er mit einer kurzen Bewegung umblättert.
Stirnrunzelnd kommt der Blonde näher, lehnt sich von hinten über die Schulter des anderen Mannes nach vorne, um einen Blick in das Buch zu werfen.
Das Papier ist gelblich verfärbt, der Umschlag löst sich an den Ecken ab und die Schrift darin ist an manchen Stellen sehr verblichen.
"Was liest du da, Sasori no danna?"
"Ein Buch. Das solltest du wenigstens erkennen, Balg.", antwortet der Rotschopf leise, was Deidara die Augen verdrehen lässt.
"Ich bin weder blind noch dumm, un. Das Ding sieht nur ganz schön zerfleddert aus. Worum geht es?"
Ehrliches Interesse liegt in seiner Stimme und Sasori dreht den Kopf ganz leicht, um dem Jüngeren ins Gesicht blicken zu können. Dass er so dicht bei ihm steht, dass sein warmer Atem ihn streift, interessiert den Rotschopf kein bisschen. Er hat kein Problem damit.
Deidara' s blaue Augen funkeln neugierig, ein breites Grinsen liegt auf seinen Lippen.

So menschlich.
Ekelhaft.

Sasori wendet seinen Blick zurück zu dem Buch in seinen Händen, welches er nach seinem Gespräch mit Kazumi letzte Nacht auf der Suche nach Informationen in einem der Häuser gefunden und mitgenommen hat.
"Es ist ein Märchen.", erklärt er knapp und spürt Deidara' s verwirrten Blick auf sich.
"Huh?"
Darauf zu warten, bis dieser Junge das Buch gelesen hätte, würde eindeutig zu lange dauern und so beschließt Sasori ihm eine kurze Zusammenfassung zu geben. Auch, wenn er normalerweise nicht die Geduld für irgendwelche Erklärungen hat.
"Die Legende besagt, dass dieses Dorf von einer Gottheit beschützt wurde, welche vor langer Zeit auf der Erde wandelte. Sie soll sich in einen Menschen verliebt und das Tabu gebrochen haben, indem sie sich ihm als das zu erkennen gab was sie war und wurde zur Strafe unter der Erde in ewige Finsternis gesperrt. Der Legende nach weinte sie so viel, dass ihre Tränen als Quelle nach oben stiegen und den See nördlich von hier bildeten. Jede Vollmondnacht soll man sie schluchzen hören, während sie noch immer ihrer verlorenen Liebe nachtrauert, und manche schwören, ihre Silhouette unter der dunklen Wasseroberfläche gesehen zu haben."
"Gruselig."
"Unfug."
Sasori schließt die Augen, klappt das Buch in seinen Händen laut zusammen, was den Jüngeren erschrocken zusammenzucken lässt.
Diese Geschichte ergibt weder großen Sinn, noch ist sie in irgendeiner Art und Weise auch nur im Geringsten glaubwürdig. Nicht einmal annähernd.
In seinen Augen ist es einfach ein Märchen, eine alte Legende, und nichts weiter.
Seufzend richtet sich Deidara hinter ihm auf, schüttelt den Kopf und zuckt mit den Schultern.
"Es ist immer was Wahres dran, Sasori no danna. Vielleicht sollten wir uns das ansehen, un."
"Vielleicht solltest du aber auch begreifen, dass das nur eine Geschichte ist, Balg.", schlägt der Rotschopf vor, was dem anderen ein lautes Schnauben entlockt.
"Ach komm schon, alter Mann. Eine uralte Kraft versiegelt unter einem See hört sich doch nach etwas an, was den Boss interessieren könnte, un. Wir sollten das zumindest überprüfen."
"Jetzt gib dir doch zumindest etwas Mühe und versuche wenigstens, wie ein Erwachsener zu denken. Willst du etwa auf den Grund dieses Sees tauchen, von dem wir nicht wissen, wie tief er ist, ein Siegel lösen, welches womöglich nicht einmal wirklich existiert, und dann versuchen eben jene mysteriöse Göttin zu fangen, die mit sehr großer Sicherheit nur eine Legende ist? Erstens ist es garantiert nur ein Märchen, zweitens sollen wir lediglich Informationen sammeln, nicht in Aktion treten, und drittens ist deine naive Ansichtsweise verrückt und absolut unvorsichtig. Wie würdest du denn bitte eine so alte Kraft fangen wollen? Darauf sind wir nicht vorbereitet."
Während Sasori' s Aufzählung verdreht Deidara genervt die Augen, verschränkt die Arme vor seiner Brust und dreht den Kopf zur Seite. Von dem Rotschopf unterschätzt zu werden ist nichts Neues für den jungen Mann und nur all zu gern betont sein Teampartner, dass er älter ist als der Blonde. Diese kleinen Sticheleien sind fast schon normal, wann immer sie sich unterhalten, und Deidara stört es kaum.
Nicht mehr.
"Ich würde den See mit meiner ultimativen Kunst einfach in die Luft jagen und das Siegel gleich mit, un. Außerdem lässt sich diese Gottheit bestimmt genauso fangen wie die Bijuu.", murmelt er fast schon beleidigt, was Sasori den Kopf schütteln lässt.
"Balg... Du vergisst, dass das hier eine geheime Mission ist mit dem Ziel Informationen zu sammeln. Außerdem ist diese Geschichte nur ein Märchen. Wir suchen heute hier einmal alles ab und noch vor dem nächsten Sonnenaufgang ziehen wir uns zurück. Es ist lächerlich. Ich bin es langsam leid meine Zeit zu verschwenden und darauf zu warten, dass dieses Dorf hier irgendetwas auch nur annähernd Brauchbares preisgibt."

Stumm blickt Kazumi aus dem Fenster nach draußen, wo die ersten Sonnenstrahlen die Dächer der Häuser küssen. Während das restliche Dorf noch tief und fest schläft ist an Schlaf für das Mädchen nicht mehr zu denken. Der unerwartete Besuch letzte Nacht hat sie verwirrt und mit viel zu vielen Fragen zurückgelassen, weshalb sie lediglich für ein paar Stunden die Augen schließen konnte.
Sasori ist kein Mensch...
Das ist wohl der Grund für seine absolut starre Mimik, seine reduzierte Gestik, seine leeren Augen.
Sie fragt sich nur wieso.
Wieso hat er das Mensch sein aufgegeben? Oder war er nie einer?
Wieso hat er ihr davon erzählt?
Wieso denkt er der Perfektion so nah zu sein, wenn er kalt und ausdruckslos ist?
Sind es nicht Gefühle und Empfindungen, die einen überhaupt ein perfektes Leben erleben lassen? Die einen spüren lassen, was Perfektion überhaupt ist?
Seufzend schüttelt sie den Kopf, dreht sich um und lässt sich mit dem Rücken an der Wand unter dem Fenster gelehnt auf den Boden sinken.

Perfektion ist relativ, das ist für das Mädchen absolut sicher, und Kazumi würde nur allzu gerne mehr über Sasori's Ansicht von Vollendung erfahren.


♡ Hallo Leute und herzlich Willkommen an alle, die dieses Kapitel hier um 21:00 Uhr bereits lesen können. Hiermit startet meine erste Lesenacht und ich wünsche euch viel Spaß auch bei den folgenden 4 Kapiteln, die jeweils zur vollen Stunde wie geplant erscheinen werden :D

Eure Kiikii ♡

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora