#41 Wie Motten im Licht

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Richtung Unendlichkeit
Fliegen Motten in das Licht
Genau wie du und ich

~ "Irgendwie, irgendwo, irgendwann"; Nena

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Kazumi ist verwirrt.

Sie sehnt sich bereits jetzt wieder nach Sasori's Berührungen, dem bestimmten Griff seiner Finger und dem Geschmack seiner Zunge.
Sie sehnt sich danach, von ihm aufs Bett gedrückt zu werden, sich ihm voll und ganz hinzugeben. Noch nie hatte sie solche Gedanken und auch, wenn sie bereits schon einmal verliebt war, so scheint es mehr zu sein, was sie mit dem Rotschopf verbindet.

Viel mehr.

Mehr, was sie anzieht wie Motten von Licht angezogen werden.
Beinahe magisch und doch erschreckend, denn absolut hilflos ist sie diesem gewissen Etwas ausgesetzt.

Die Frage ist nur, ob es ihr am Ende gehen wird wie der Motte.
Ob sie sich an dieser gefährlichen Anziehung verbrennt, letztendlich das, was sie am meisten begehrt, ihr Untergang sein wird.

Die Antwort auf diese Frage jedoch, ist dem Mädchen gänzlich unbekannt.
Eigentlich will sie auch gar nicht darüber nachdenken, dennoch flüstert eine leise Stimme irgendwo in ihrem Hinterkopf, sie solle sich damit befassen.
Beinahe schon tadelnd klingt die Stimme, besorgt wie die einer Mutter und deshalb lauscht sie ihr unweigerlich.

Ist es gut, so blind zu vertrauen? Was verheimlicht dieser Mann dir noch? Wer sagt, dass nicht jedes Wort bis jetzt - eingeschlossen der Geschichte seiner Eltern - gelogen war?

Tief atmet Kazumi durch, schließt für einen Moment die Augen, bevor sie sie wieder öffnet. Sie hat keinen Beweis für Sasori's Glaubwürdigkeit und es ist wahr, dass sie nicht sicher weiß, was er ihr vielleicht noch alles verheimlicht.

Dennoch...

Er hat ihr die Möglichkeit gegeben, Perfektion zu erleben.
Er hat sich um sie gekümmert, ihre Zweifel für sie bekämpft, als es ihr nicht möglich war.
Er hat zu ihr gehalten, selbst als sie alles dafür getan hat, um ihn von sich zu stoßen.

Sasori mag vieles sein.
Vor allem gefährlich, in so vielen Aspekten, doch Kazumi ist sich sicher, dass sie hinter seine Mauer und in seine Festung gesehen hat, in der er sein wahres Gesicht vor sich und der Welt versteckt.

Was die junge Frau nicht weiß - nicht einmal im Ansatz erahnt - ist, dass Sasori gerade in dieser Festung den Kerker entdeckt hat.

Ein Keller voll dunkler Verlangen, unterdrückten Gelüsten, von dem er bis dato selbst noch nicht wusste, dass er existiert und dessen Treppe tief hinab in die Finsternis führt.

So tief, dass der Rotschopf sich beinahe schon vor dem fürchtet, was sich dort unten alles verstecken könnte.

Gefährlich und verlockend zugleich.

Plötzliches Klopfen reißt beide aus ihren Gedanken bevor die Zimmertüre sich öffnet und Deidara vorsichtig den Kopf herein streckt.

Kurz wandert sein Blick prüfend über die zwei, die nebeneinander auf dem Bett sitzen, bevor er eilig in den Raum schlüpft und die Türe hinter sich zu zieht.
Ein breites Grinsen legt sich auf seine Lippen und er wackelt bedeutungsvoll mit den Augenbrauen.
"Ich hoffe ich hab euch nicht bei irgendwas gestört, un."
Augenblicklich fangen Kazumi's Wangen an vor Peinlichkeit rot zu werden und sie senkt den Blick auf ihre im Schoß verschränkten Finger während Sasori seinem Teampartner einen finsteren Blick zu wirft.
"Vorsicht, Balg. Pass auf was du sagst."
Kurz kichert der Blonde, zuckt dann fast schon entschuldigend mit den Schultern.
"

Ist ja gut, un. Sorry. War nur ein Scherz, danna, also beruhige dich."
"Langsam habe ich genug von deinen Scherzen.", murmelt Sasori.
Seufzend massiert er sich die Nasenwurzel, schüttelt kaum merklich den Kopf. Bereits nach kürzester Zeit schafft es Deidara mal wieder, ihm auf die Nerven zu gehen. Dennoch muss der Puppenspieler sich wohl oder übel später bei ihm bedanken. Einfach dafür, dass dieser das Schlamassel beseitigt hat, welches Sasori hinterlassen hat.

Bald - das nimmt er sich fest vor.

Stumm beobachtet der Rotschopf, wie Deidara auf Kazumi zu schlendert und vor ihr in die Hocke geht.
"Alles gut bei dir, un? Du bist nicht verletzt oder?"
Der Blick des Jüngeren, der flüchtig über den Körper des Mädchens gleitet, wenn auch nur gut gemeint, gefällt Sasori ganz und gar nicht. Fest beißt er die Zähne zusammen, versucht das merkwürdig ungewohnte Gefühl in seinem Inneren, welches er nicht ganz eindeutig definieren kann, zu verdrängen: Zu seinem Leidwesen jedoch mit lediglich mittelmäßigem Erfolg.

Vorsichtig sieht Kazumi von ihren Händen auf als sie angesprochen wird, nickt knapp bevor sie schnell den Kopf schüttelt.
"J-ja. Also es geht mir gut, mir fehlt nichts.", erklärt sie leise und auf Deidara's Gesicht zeigt sich eines der breiten Grinsen, das er nur all zu oft trägt.
Eines dieser Grinsen, die Sasori noch nie wirklich zu deuten wusste und das wohl mehr einer Fassade gleicht als der gleichgültige Gesichtsausdruck, den er selbst stets versucht aufrecht zu halten. Deidara's Lächeln erreicht seine Augen nicht, wirkt absolut fehl am Platz und mal wieder ruft sich Sasori ins Gedächtnis, dass der Blonde kein gewöhnlicher junger Mann ist.

Deidara ist ein Mörder wie der Puppenspieler selbst.

Ein zerstörungsliebender, rücksichtsloser Explosionsspezialist, für den Gnade ein Fremdwort ist und der nichts mehr genießt als zu sehen, wie etwas - egal von welcher Schönheit - für alle Ewigkeiten vernichtet wird. Ein Verbrecher, zweifellos ein Verrückter und definitiv eine Gefahr für die Allgemeinheit.

Eine Gefahr für Kazumi vor allem jetzt, da sie einen großen Schritt in Richtung Wahrheit gemacht hat. Die Wahrheit darüber, wer Sasori wirklich ist und was er getan hat.

Mehr denn je will der Rotschopf sie nun beschützen.
Vor ihrem Vater, Deidara, Akatsuki und jedem anderen, der ihr irgendwie schaden könnte. Doch genauso gut weiß Sasori auch, dass er sie nicht vor der ganzen Welt beschützen kann und dieser Gedanke lässt ihn missbilligend die Stirn runzeln.
Er wird nicht immer bei ihr sein können, denn ihre gemeinsame Zeit ist begrenzt, rinnt ihnen davon wie Sand durch die Finger. Der Rotschopf wird sie loslassen müssen, damit Kazumi ihren eigenen Weg gehen kann.

Bald - Das nimmt er sich fest vor.

Bald wird er sie gehen lassen. Wenn er sich sicher sein kann, dass dem Mädchen keine akute Gefahr droht.

Was Sasori dabei nicht bedenkt ist die Tatsache, dass er selbst für Kazumi die wohl größte Gefahr darstellt.
Dass seine Berührungen mehr denn je dem Gift gleichen, das er nur all zu gern entwickelt, um seine Marionetten auszustatten. Dass mit jeder gemeinsamen Minute das Mädchen näher an den Abgrund gerät, an dem Sasori steht und dass sie unweigerlich der gefährlichen Anziehung erliegen wird, die sie anlockt.

Wie Motten von Licht angezogen werden.

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Where stories live. Discover now