#39 Kein Platz für jemanden wie mich

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Tell the preacher not to pray
There's no angels where I go

[...]

I'm a freak I'm a pretender
I never really had a place

- "The Mystic"; Adam Jensen

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Ungläubig begegnet Sasori dem Blick des Mädchens vor sich, die Wärme ihrer Finger an seinen Wangen ist unverändert genau wie der ehrliche und aufrichtige Ausdruck in ihren klaren, blauen Augen.
Eines steht für den Rotschopf ohne jeden Zweifel fest.

Sie meint es ernst.

Jedes ihrer Worte ist ihre volle Überzeugung und dennoch kann es der Mann nicht verstehen. Dieses Verständnis irritiert ihn nur noch mehr, verunsichert ihn sogar.

Das ist nicht normal.

Langsam beugt sich Kazumi etwas nach vorne, legt ihre Lippen sanft auf seine und er erwidert etwas zögernd diesen kurzen Kuss, der nicht mehr ist als eine flüchtige Berührung und dennoch sein Herz augenblicklich schneller schlagen lässt.
Verwirrt zieht er die Augenbrauen zusammen, legt seine linke Hand auf die Finger an seiner Wange.
Er versteht dieses Mädchen einfach nicht. Nach allem, was er getan hat, stößt sie ihn dennoch nicht von sich.

Warum? Was könnte es sein, das sie vom Rest der Menschheit unterscheidet?

"Hast du denn keine Angst vor mir?"

Die Frage, die in seinem Inneren brennt, ist ausgesprochen bevor er sie hätte zurückhalten können und für den Bruchteil einer Sekunde glaubt er etwas in ihren Augen aufblitzen zu sehen.
Zweifel vielleicht...
Fast schon ertappt beißt sich das Mädchen auf ihre Unterlippe, zieht die Augenbrauen leicht zusammen.

"Vorhin hatte ich Angst aber ich hatte keine Angst vor dir."
Auffordernd hebt Sasori eine Augenbraue, bleibt stumm und wartet darauf, dass Kazumi ihre Worte näher erläutert. Kurz überlegt die Blonde, wie sie sich erklären soll. Sie will auf keinen Fall, dass der Mann sie falsch versteht, doch genau so gut weiß sie, wie ungeduldig der Rotschopf ist. Viel Zeit ihre Worte mit Bedacht zu wählen hat sie nicht.
"Ich... hatte eher Angst davor, dass du dich veränderst. Dass du die Seite von dir, die ich kennenlernen durfte, für immer wegsperren könntest. Ich will nicht, dass du dich selbst so quälst und ich habe mich davor gefürchtet, dass du dir womöglich selbst schaden würdest. Verstehst du was ich meine?"

Das tut Sasori.
Die Aussage war mehr als deutlich, dennoch kann er es nicht nachvollziehen.
Denn da ist sie wieder: Die Bereitschaft, jemand anderen über sich selbst zu stellen. Alles aufzugeben, alles zu riskieren, die eigenen Ziele und Prioritäten hinten anzustellen.

Jemand anderem einen Platz in seinen Gedanken und in seinem Herzen einzuräumen.

Sasori hatte noch nie jemanden, der ihm einen solchen Platz gegeben hat, doch er wollte auch niemals so sehr auf diese zwischenmenschlichen Sachen vertrauen. Wenn er ehrlich ist, dann hatte er die ganze Zeit über nur Angst, schon wieder verletzt zu werden, wenn er es versucht.

Bis jetzt.

"Ja, verstehe.", antwortet der Rotschopf leise, schließt für einen Moment die Augen und atmet tief durch.

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt