#12 ☆ Der Weg zur Perfektion ☆

932 106 25
                                    

Wenn es einen Weg gibt, etwas besser zu machen, finde ihn.

~ Thomas Alva Edison

_______________________________________

Während die Sonne am Horizont verschwindet und das Dorf in den Schleier der Nacht gehüllt wird steht Sasori unbewegt am Ufer des kleinen Sees. Sein Blick ist kalt und ruhig, nichts erinnert mehr an die brennende Wut von vorhin. Und trotzdem kann der Puppenspieler nicht vergessen, was Kazumi alles gesagt hat. Ihre Worte hallen durch seinen Kopf - immer und immer wieder.
Jede Silbe ist in sein Gedächtnis gebrannt und hinterlässt dort einen ziehenden Schmerz.

"Es gibt einen großen Unterschied zwischen Vollkommenheit und Perfektion. Das eine ist offensichtlich makellos, das andere tatsächlich ohne Fehler."

Perfektion ist sein Ziel...
Um sie zu erreichen hat er bereits so viel erduldet, so hart gearbeitet. Unzählige Stunden hat er geopfert.
Tage, Wochen, Jahre...
Fast hat er es geschafft.
Er ist beinahe perfekt.

"Perfektion mag vieles sein... Aber du bist bestenfalls vollkommen, keineswegs perfekt."

"Tse.", entweicht es dem Rotschopf während er leicht die Augenbrauen zusammenzieht.
Was bildet sich das Mädchen eigentlich ein?
Wieso wagt sie es ihn dermaßen zu beleidigen?
Sie ist nur ein Mensch.

"Um nichts Falsches zu sagen sprichst du nicht und um nichts Falsches zu tun lässt du es einfach. Das nennst du perfekt? Weißt du überhaupt wo genau du stehst? Weißt du wie weit die Perfektion tatsächlich noch entfernt ist?"

Perfektion.
Sie hat Recht.
Wo genau steht er?
Wie weit ist sein Weg noch, nachdem er ihm bereits so lange folgt?
Nachdem er so lang darauf gewartet hat, endlich anzukommen?
Sasori dachte das Ziel bereits vor sich zu sehen - zum Greifen nah - doch nun hat er das Gefühl, dass es vor ihm her tanzt, ihn verspottet...
Tief atmet er durch, um sich zu beruhigen, als er erneut den Zorn in sich auflodern spürt.
Diese Gedanken bringen ihn nicht weiter.

"Sasori no danna. Sollen wir dann los, un?"
Knapp nickt der Rotschopf ohne seinen Teampartner anzusehen. Er weiß nur zu gut, dass Deidara ihm schon seit einer Weile immer mal wieder prüfende Blicke zuwirft während er seine wenigen Sachen zusammenpackt.
"Ich muss noch etwas erledigen. Gehe du schon mal vor und warte am Waldrand auf mich. Ich brauche nicht lang."
Ein wenig irritiert blinzelt Deidara ein paar Mal, da er weiß wie sehr es Sasori normalerweise hasst auch andere warten zu lassen, nickt dann aber zustimmend.
"Na gut. Ich werde auf dich warten, un."


Unbewegt sitzt Kazumi auf dem kalten Boden ihres Zimmers. Ihren Rücken hat sie an die geschlossene Zimmertüre gelehnt und die Arme um die angezogenen Beine geschlungen.
Wie in Trance sitzt sie da, fühlt sich nicht in der Lage aufzustehen oder sich zu rühren. Noch immer brennt ihre Wange schmerzhaft von dem Schlag und leise schluchzend legt sie ihre Stirn auf ihren Knien ab, während ihr ganzer Körper bebt.

Was ist nur mit ihrem Vater passiert? Mit ihrer Familie? Mit ihrem Leben?

Was ist aus den gemeinsamen Stunden voller Liebe und Glück geworden? Voller Vertrauen und Freude?

Was ist nur geschehen?
Wie konnte sich nur so viel verändern?

Während sich ihre Gedanken noch immer nur darum drehen was in den letzten Jahren alles schiefgelaufen ist, betritt Sasori unbemerkt den Raum wie letztes Mal durch das Fenster.
Ein paar Sekunden steht er einfach nur da, ist zweifellos irritiert das Mädchen weinend auf dem Boden vorzufinden.
Dieses Bild kommt ihm viel zu bekannt vor und er drängt die Erinnerung zurück, wie er selbst oft als Kind ganz allein so in seinem Zimmer saß, die Tränen nicht zurückhalten konnte bei den Gedanken an seine Eltern.
Er drängt sie zurück, denn es tut weh...
Dieser emotionale Schmerz, diese verräterische Pein in seiner Brust, weißt ihn erneut darauf hin, dass er selbst noch nicht perfekt ist. Dass er noch immer teilweise menschlich ist. Dass er noch immer Fehler hat.

Er will das nicht. Das alles nicht.

Kurz überlegt der Rotschopf einfach umzudrehen und wieder zu gehen, doch bevor er sich rühren könnte hebt das Mädchen ihren Kopf ein wenig und begegnet seinem Blick.
Die bisher so strahlenden, blauen Augen sind vom Weinen rot und voller Schmerz. Ihr gleichmäßiges, blasses Gesicht ist ebenfalls durch die Tränen gerötet, ihre vollen Lippen zittern.

Sie ist noch immer schön - für einen Menschen.
Nur ein Detail scheint ihre Schönheit zu mindern und für Sasori sind es nicht die Tränen auf ihrem Gesicht oder ihre vom Weinen leicht geschwollenen Augen.
Langsam tritt er auf sie zu, geht vor ihr in die Hocke und streckt eine Hand nach ihr aus. Kurz zuckt das Mädchen zusammen als er mit seinen Fingern über eine Stelle an ihrer Wange fährt, die noch mehr gerötet scheint als der Rest ihrer Haut. Missbilligend zieht Sasori die Augenbrauen zusammen, seine Finger ruhen noch immer an ihrer Wange.

Kazumi traut sich kaum zu atmen, weiß nicht was sie sagen soll.
Am liebsten würde sie den Mann wegschicken, schreien, um sich schlagen.
Gleichzeitig würde sie sich gerne einfach in seine Arme werfen, all den Schmerz raus lassen und sich wünschen, dass er ihr Halt geben könnte.
Denn sie hat das Gefühl zu zerbrechen...

"Wer war das?", durchdringt Sasori' s dunkle Stimme leise die Stille und Kazumi begegnet dem Blick seiner braunen Augen.
Kalt sind sie, leer...
Und dennoch glaubt sie einen Funken darin zu sehen. Nur ganz kurz, doch ihr ist als würde für den Bruchteil einer Sekunde Wut und Hass in seinem Blick auflodern, nur um dann wieder zu verschwinden und die gewohnte Kälte zurück zu lassen.

Und damit hat sie Recht.
Sasori ist wütend. Zwar versucht er es zu verstecken, doch dieser Zorn in seinem Inneren ist deutlich zu spüren.
Für Sasori ist wahre Kunst ewige Schönheit und ihm missfällt der Gedanke, dass jemand etwas in seinen Augen ästhetisch Ansprechendes zerstört.
Nein es missfällt ihm nicht nur, es macht ihn zornig.

Er hasst es.

"Kazumi. Wer?", fragt er erneut.
Doch das Mädchen schüttelt lediglich kaum merklich den Kopf, die Lippen fest aufeinander gedrückt.
"Ein Nachbar? Ein Freund?", will Sasori wissen, da er es hasst auf eine Antwort zu warten, doch die Blonde schweigt weiterhin.
"Dein Vater?", hakt er weiter nach und ganz leicht verkrampft sie sich bei seiner Erwähnung.
Der Vater also...
Tief atmet Sasori durch, schließt für einen Moment die Augen bevor er seine Hand sinken lässt und sich erhebt. Langsam macht er ein paar Schritte durch den kleinen Raum, sein Blick wandert über die spärliche Ausstattung und bleibt an dem Bett hängen, auf dem ein dicker Kater sich zu einem Fellball zusammengekauert hat, während er seine Gedanken sortiert, sich seine Worte zurecht legt.

"Mein Weg zur Perfektion ist noch nicht zu Ende...", beginnt Sasori leise und auch, wenn es ihn einiges an Überwindung kostet das zu zu geben, so muss er es tun um seinem Ziel näher zu kommen.
Kazumi schweigt, während sie dem Fremden weiter zuhört.
"Du... Hattest Recht. Ich weiß nicht wie weit die Perfektion noch entfernt ist, doch ich bin ihr näher als du, Kazumi. Es wird Zeit, dass du dich auf den Weg machst, um dein Ziel zu erreichen."
"I-ich...", flüstert das Mädchen, räuspert sich leise und schüttelt den Kopf.
"Ich kann nicht."
"Doch.", widerspricht der Rotschopf ihr ohne sie anzusehen.
Sein Blick ist noch immer auf das Tier vor sich gerichtet und er drängt den Gedanken in den Hintergrund, dass er wohl nie verstehen wird, weshalb sich Menschen Haustiere anschaffen, die so vollkommen nutzlos sind.
"Ich weiß nicht wie.", gibt Kazumi mit gedämpfter Stimme zu, wischt sich mit den Händen die Tränen von den Wangen.
"Das weißt du. Du hast es mir selbst gesagt. Solange du hier am Ende der Welt in diesem zerfallenen Dorf bleibst, kannst du Perfektion nicht erreichen.", wiederholt er ihre Worte, richtet nun seinen Blick auf das Mädchen am Boden.
"Also musst du gehen, am besten jetzt. Packe deine Sachen zusammen und beeile dich. Ich hasse es zu warten."

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang