#31 Denn keiner zeigt sein wahres Gesicht

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You better go now
Because I like you much, too much

~ "Better go now"; Billie Holiday

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Tief atmet Kazumi durch, als sie aus dem Laden hinaus ins Freie tritt. Die letzten Worte des Straßenkünstlers spuken in ihrem Kopf herum, bereiten ihr Schwindel und Übelkeit.

"Pack deine Sachen, Mädchen, und komme noch heute wieder. Wir warten hier."

Es ist Zeit für den Abschied. Schneller und anders als gedacht.
Ihr Herz sticht schmerzhaft bei dem Gedanken daran und fest beißt sie sich auf ihre Unterlippe.

Was soll sie nur Sasori erzählen?

Die Wahrheit fällt definitiv weg, denn sie kann nicht zulassen, dass er in diese Sache mit rein gezogen wird, weil er ihr vielleicht auch noch helfen will vor dem Schwarzhaarigen und seinen Freunden zu fliehen.

Nein.

Dieses Risiko kann sie wirklich nicht eingehen.
Kazumi wird ihn beschützen, auch wenn das bedeutet, dass sie ihn anlügen muss. Das Mädchen war noch nie ein guter Lügner, hat es schon immer verachtet, wenn andere unehrlich waren. Es ist so eine schlechte Eigenschaft der Menschheit und dennoch bleibt ihr nun keine andere Wahl.
Leider.

"Kazumi?"
Erschrocken zuckt die Blonde zusammen und begegnet dem Blick brauner Augen, die sie aufmerksam mustern.
"Wartest du schon lang?", will Sasori wissen und knapp schüttelt das Mädchen den Kopf.
"Gut... Sollen wir gehen?"
Mehr als ein Nicken bringt sie nicht zu Stande und verwirrt sieht Sasori zu, wie sie an ihm vorbei läuft bevor er ihr stumm folgt. Ihr Verhalten kann er sich nicht erklären, genauso wenig den Ausdruck ihrer Augen.
Er wirkt fast schon traurig, gleichzeitig jedoch ist er um einiges finsterer, als er es gewohnt ist.

Was ist nur los mit ihr?

Fast schon befürchtet der Rotschopf, dass er sie doch zu lang hat warten lassen. Ist sie wütend auf ihn? Enttäuscht? Er kann es nicht sagen, doch das schlechte Gewissen nagt an ihm, lässt ihm keine Ruhe.
Er hat sich wirklich zu lang mit Deidara abgegeben, zu viel Zeit mit sinnlosen Debatten verschwendet...

Vielleicht ist es seine Schuld.

Beide laufen stumm nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken versunken. Niemand wagt es die Stille zu brechen, bis sie zurück im Zimmer der kleinen Herberge sind.
Die Stimmung ist drückend, angespannt und der Puppenspieler kann sich das nicht wirklich erklären. Er weiß nicht einmal, wieso es ihn überhaupt so sehr kümmert, doch es macht ihn krank.
"I-ich geh ins Bad...", murmelt Kazumi leise und bevor der Rotschopf überhaupt nicken kann fällt die Tür bereits hinter ihr ins Schloss. Stirnrunzelnd betrachtet er die hölzerne Badezimmertüre, die die beiden nun trennt.

Was zur Hölle ist los mit ihr?

Mit dem Rücken an die geschlossene Tür gelehnt atmet Kazumi zitternd ein. Ihr Blick fällt auf ihren Rucksack, der von heute morgen noch immer beinahe fertig gepackt neben den Klamotten steht, die zum Trocknen über dem Rand der Badewanne hängen.
Schwer schluckt das Mädchen, schließt die Augen und lehnt ihren Kopf an das Holz hinter sich.

Was soll sie tun?
Was soll sie nur sagen?
Gott, warum muss das ausgerechnet ihr passieren? Das Mädchen wollte doch nichts anderes, als frei zu sein. Sie wollte ihren Traum leben, Perfektion suchen. Was hat sie falsch gemacht, um zu verdienen, jetzt so zu leiden?
Was hat Sasori verbrochen, um mit ihr zu leiden?

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Where stories live. Discover now