#45 Der achte Fehler

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We made mistakes
But we both didn't mean it
And we held the world
We were turning it
For a moment there
It was permanent

~Kygo; "Permanent"

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"Sasori."
Kazumi's sanfte Stimme ist nur ein Flüstern, in ihren blauen Augen liegt eine Mischung aus Unsicherheit und Sorge.

Und dennoch...
Der Rotschopf hat keine Angst vor diesen Emotionen in ihrem Blick, denn er erkennt auch noch etwas anderes. Etwas, das er nur all zu gut selbst von früher kennt und das ihm nun Sicherheit vermittelt.

Ein verborgenes Funkeln - Neugierde.

Ein kleines Grinsen kann er sich nicht verkneifen und er hebt eine Hand, um mit ihr sanft durch Kazumi's Haar zu streichen.

"Ich meine es ernst: Komm mit mir. Ich verspreche ich werde auf dich achten, du wirst nie wieder in Gefahr geraten."
Nachdenklich kaut das Mädchen auf ihrer Unterlippe, zieht die Augenbrauen zweifelnd zusammen.
"I-ich weiß nicht... Sasori? Denkst du wirklich, das ist eine gute Idee?"
"Natürlich. Die beste, die ich seit Jahren habe und du kannst mir glauben, dass ich damit nicht übertreibe."
Tief atmet der Puppenspieler durch, schüttelt knapp den Kopf bevor er seine Finger zurück zieht und fort fährt.
"Ich muss zugeben, dass ich wohl in den letzten Jahren etwas... Nun sagen wir ich bin vielleicht über das Ziel hinaus geschossen. Und wie es aussieht, habe ich wohl..."
Wieder hält er inne, fährt sich fast schon beiläufig mit seiner Hand nun in den Nacken und wendet den Blick ab. Eine so menschliche Geste, dass Kazumi augenblicklich schwer schlucken muss und fast schon überrascht den Rotschopf vor sich betrachtet.

Ungewohnt, doch keineswegs unangenehm.
Ein Beweis dafür, dass er menschlicher ist, als er je zugeben würde.

"Schön. Ich habe Fehler gemacht, okay? Das sehe ich jetzt ein. Mit meinem Versuch absolute Perfektion zu erreichen habe ich möglicherweise übertrieben und wichtige Kleinigkeiten übersehen. Bei dem Vorhaben, keine Fehler zu machen, habe ich unbeabsichtigt so viele begangen wie noch nie. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich will nie wieder Fehler machen."
Als sein Blick wieder dem des Mädchens begegnet ist der Ausdruck seiner braunen Augen absolut ernst, kein Zweifel ist in ihnen zu erkennen und erst recht keine Angst. Stattdessen ist er voller Wärme, Zuneigung und absolut ehrlich. Der Puppenspieler meint was er sagt und für die Blonde ist dies mehr als deutlich zu erkennen.

"Es wäre der wohl größte Fehler, den ich je gemacht habe, wenn ich dich einfach gehen lassen würde. Ich will dich nicht verlieren, Kazumi. Ich kann dich nicht verlieren, verstehst du? Und ich habe nicht vor zuzulassen, dass du wieder aus meinem Leben verschwindest. Bitte. Bleibt bei mir, Kazumi. Begleite mich."

"Gut.", haucht sie leise, befeuchtet ihre Lippen flüchtig mit ihrer Zunge ehe sie ihre rechte Hand neben ihr Gesicht hebt und den Zeigefinger nach oben streckt.
"Unter einer Bedingung.", fügt sie etwas kräftiger hinzu, schluckt schwer und wartet, bis Sasori mit einem knappen Nicken seine Einwilligung zeigt.
Für ihn steht fest, dass er alles tun wird was sie verlangt, damit er das Mädchen behalten kann. Sie los zu lassen kommt nicht in Frage, denn ihr Verlust würde ihn um den Verstand bringen. Da ist sich der Rotschopf absolut sicher.

"Lass uns weglaufen. Weit weg von allem, was uns bisher definiert hat. Damit meine ich auch deine Kollegen. Wenn ich dich begleite, dann in ein völlig neues Leben, Sasori. Nur du und ich. Wir fangen ganz von vorne an."

Ein Neuanfang...

Wie oft hat der Puppenspieler schon versucht vor dem zu fliehen, was ihn geprägt hat? Sein ganzes Leben lang ist er immer nur weggerannt. Vor der Menschlichkeit, Gefühlen, den Erinnerungen seiner Vergangenheit... Er kann sich nicht daran erinnern, auch nur einmal stehen geblieben zu sein. Hat es nicht gewagt sich umzudrehen aus Furcht, dass das, vor dem er seit Jahren flieht, näher ist als ihm lieb wäre.
Ein Neuanfang war für Sasori schon immer ein entfernter Traum, sein Beitritt bei Akatsuki nur ein weiterer verzweifelter Versuch, diesen Traum zu verwirklichen.

Und doch scheint er dieses Mal zum greifen nah.

Trotz all dem Scheitern bisher, all den Niederlagen und Rückschlägen, ist der Gedanke an einen Neuanfang dieses Mal irgendwie anders.

Voller Hoffnung, nicht voll Wehmut. 

Er hat Fehler gemacht. Viele Fehler auch, wenn es ihm schwer fällt, sich das einzugestehen. Doch Erkenntnis ist bisweilen der beste Weg zur Besserung und Sasori will sich bessern.
Er wird sich bessern.

Und mit diesem Gedanken nickt der Rotschopf langsam und bedächtig.

Es wird nicht leicht werden, als gesuchter Verbrecher neu anzufangen. Er weiß das nur zu gut. Aber er wird es schaffen, muss es schaffen.

Dieses Mal wird es funktionieren.
Dieses Mal ist Kazumi bei ihm.

Und anders als bisher läuft er nicht davon. Sasori hat eher das Gefühl, auf etwas zu zu gehen. Mit einem Ziel vor Augen macht er einen Schritt nach vorne und greift nach Kazumi's Hand.

"Es wird nicht leicht...", flüstert er eindringlich, streicht mit den Fingern seiner anderen Hand zart über den Kopf des Mädchens, welches leicht nickt.

"Aber ich werde mir was einfallen lassen. Wir schaffen das."
"Zusammen.", fügt Kazumi leise hinzu und ein kleines Lächeln schleicht sich auf Sasori's Lippen.
"Ja, zusammen."

Sein Entschluss ist gefasst.
Was jetzt noch fehlt, ist ein Plan.

Vier Tage.

So lang bleibt ihm, bis Deidara ihn vor Yu-Gakure erwartet.

Nicht mehr ganz 96 Stunden, um komplett abzutauchen, damit weder Akatsuki noch sonst jemand ihn finden kann. Die Organisation ist wohl sein größtes Problem. Der Puppenspieler ist sich sicher, dass sie nicht begeistert sein werden, dass er verschwindet. Nicht nach allem, was er in den letzten Jahren an Insider-Informationen gesammelt hat. Gewiss werden sie jeden Stein umdrehen auf der Suche nach ihm, alles gegen ihn benutzen, was sie finden.

Doch Sasori hat keine Angst.

Solange sie die Finger von Kazumi lassen, kann ihm niemand etwas anhaben. Dann hat keiner etwas gegen ihn in der Hand, denn nichts ist vergleichbar mit diesem Mädchen. Und wie soll Akatsuki sie schon kriegen, wenn sie an seiner Seite ist?

Fest schließt er die Blonde in die Arme, die diese Geste erwidert und ihr Gesicht an seiner Schulter vergräbt. Die Augen für einen Moment geschlossen atmet der Rotschopf ihren Duft ein, genießt ihre Wärme.

Nein, er hat keine Angst.
Er hat Fehler gemacht, doch dieses Mal wird alles anders laufen. Dieses Mal wird es keine Fehler geben.

Er wird perfekt sein - der Neuanfang.

完璧 Perfektion - Denn Puppen lieben nicht (Sasori FF)Where stories live. Discover now