Sein letzter Wunsch

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Das Dorf war hoch oben auf der Klippe versammelt. Selbst der hartgesottenste Wikinger hatte Tränen in den Augen.
Haudrauf weinte und auch Astrid hatte ein verheultes Gesicht. Fischbein hielt Heidrun im Arm und schluchzte. Auch die sonst immer so starke schwarzhaarige Wikingerin hatte komplett die Beherrschung verloren und weinte bitterlich genau wie Astrid. Den Zwillingen und Rotzbacke liefen stumm die Tränen übers Gesicht. Dagur stand mit niedergeschlagen Miene da und wischte jede Träne ab, die drohte von seinen Wimpern zu tropfen. Ohnezahn konnte nicht weinen, doch er und die anderen Drachen trauerten ebenfalls. In seinen Augen spiegelten sich die Trauer, die Verzweiflung und die Hoffnungslosigkeit wieder, die das ganze Dorf an diesem Tag erfüllte. Grobian rollte das Pergament auseinander, welches ihm Hicks vor seinem Kampf mit Viggo anvertraut hatte. Doch als er Hicks vertraute Schrift erkannte, traten ihm erneut Tränen in die Augen. Mit schwerer, erstickter Stimme begann er vorzulesen:

,,Testament von Hicks Horrendus Haddock dem III.

Ich, Hicks Haddock habe dieses Testament im Zustand meines vollem Bewusstseins geschrieben und bin mir jeglicher Konsequenzen dadurch bewusst.

Dies soll jedoch nicht nur mein Testament sein, sondern auch mein Abschiedsbrief, denn ich denke dazu hatte ich vielleicht keine Zeit mehr.
Nun zuerst möchte ich sagen, wenn ihr das hier liest, das etwas ganz fürchterlich schief gelaufen sein muss. Ich habe Viggo nicht besiegen können und doch wisst ihr, das ich es versuchen musste. Dafür kennt ihr mich alle zu gut. Auch wenn ich mir schon dachte, dass ich Viggo nicht aufhalten kann. Es tut mir aufrichtig leid. Ich habe mein Volk und meine Freunde nicht beschützen können. Ich hoffe, das ich im Kampf gestorben bin, wie ein echter Wikinger, denn ich möchte würdig abtreten.
Ich hoffe ich hatte nicht allzu viele Schmerzen und das ich als einziger gefallen bin.
Denn ihr sollt nicht Opfer meiner Fehler werden.

Und nun zu meinem Vermächtnis:

Grobian ich habe dich als kleiner Junge immer als mein großes Vorbild angesehen. Der große einarmige und einbeinige Wikinger der gegen jeden Drachen kämpfen kann. Ich hätte nie gedacht, das ich dir mal ähnlich sehen würde und doch hatte ich am Ende auch ein Bein weniger, genau wie du. All die Jahre hast du zu mir gehalten, auch wenn es kein anderer getan hat. Du hast meinen Vater überredet, mich beim Drachentraining mitmachen zu lassen. Das werde ich dir nie vergessen, denn so hatte ich das erste mal das Gefühl, dass ich irgendwo dazugehörte. Grobian, du warst schon immer ein wunderbarer Wikinger mit einem großen Herzen und dafür danke ich dir. Ich hoffe du hälst meine geschmiedeten Erfindungen (außer mein Inferno, denn damit möchte ich gerne bestattet werden) in aller Ehre, denn ich vermache sie dir.

Vater... ich weiß eigentlich nicht so recht was ich schreiben soll. All die Jahre nachdem Mutter tot war, zogst du dich vor mir zurück. Wenn wir gesprochen haben, dann nur weil du etwas an mir zu kritisieren hattest. Ich hab es dir vielleicht nie offen ins Gesicht gesagt, aber ich habe darunter schrecklich gelitten. Doch dann wendete sich das Blatt als ich durch Ohnezahn so gut im Kampftraining wurde. Das war das erste mal, wo du stolz auf mich warst. Ich glaube das war bis dahin einer der glücklichsten Augenblicke meines Lebens. Denn du, mein Vater, warst stolz auf mich. Seit damals hat sich unsere Beziehung zueinander so viel gebessert. Sicher wir hatten oft Streit. Damals sagtest du ich wäre kein richtiger Wikinger. Und heute bezeichnest du mich als Berks ganzer Stolz. Das stimmt eigentlich nicht. Ich war nie das Oberhaupt was du dir gewünscht hast. Und ich war auch nie der Friedenswächter für den ich mich gehalten habe.
Vater ich weiß das wir uns in Walhalla wiedersehen werden, denn du bist ein großer Wikinger, ein starker Anführer und der beste Vater der Welt. Ich kann dir nichts vererben, doch ich habe eine Bitte an dich: Versinke nicht in Kummer, sondern sei für Berk da. Und für dich selber. Denke immer daran, dass dein Sohn nie wollte, das du wegen ihm in Traurigkeit versinkst."

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